Wie Bremer Kneipen zu Co-Working-Spaces werden

Eine junge Frau sitzt in einem Restaurant und arbeitet an ihrem Laptop.

Wo öffentliche Gebäude in Bremen alternativ genutzt werden

Bild: dpa | Westend61/Clique Images

In Bremen können Kneipen als Co-Working-Spaces gebucht werden. Aber könnte man nicht auch andere Orte alternativ nutzen – also die Kita für den Kindergeburtstag oder die Bibliothek als Party-Location?

Abends Kneipe, tagsüber Büro: So sieht es zum Beispiel in der Bremer Kneipe Fehrfeld aus. Sie öffnet ihre Türen auch schon vor ihren regulären Geschäftszeit für Menschen, die gegen eine Gebühr dort arbeiten und sich mit anderen austauschen möchten. Organisiert und vermarktet wird das ganze über das Start-Up "Tapdesk". Damit wird Platz genutzt, der sonst ungebraucht bliebe.

Räume außerhalb ihrer Öffnungszeiten und ihrem eigentlichen Zweck nutzen – wäre das nicht auch für öffentliche Gebäude in Bremen denkbar? Immerhin endet der Schulunterricht meist gegen Nachmittag, die Betreuungszeit in der Kita beschränkt sich in der Regel auf Werktage.

Freizeittreffs und Projekte in Kitas

Zwei junge Leute arbeiten gemeinsam an einem Laptop in einem Café.
Arbeitende Menschen in Cafés und Restaurants gehören inzwischen zum Stadtbild. Bild: dpa | Westend61/Vasily Pindyurin

Doch bisher würden Schulgebäude außerhalb ihrer Öffnungszeiten nicht als Co-Working-Spaces genutzt, heißt es aus der Bildungsbehörde auf Nachfrage von buten un binnen. An einigen Standorten öffneten die Schulen für muttersprachlichen Unterricht, auch am Wochenende. "Bisher sind uns abgesehen davon keine Anfragen zu alternativer Nutzung von Schulgebäuden bekannt", sagt Patricia Brandt, Sprecherin der Bildungsbehörde.

Das gleiche gelte für die Kinder- und Familienzentren in Bremen. Die Räume seien hier fast komplett ausgelastet. In vielen Kitas finden zum Beispiel Freizeit-Treffs für Kinder und Jugendliche von 5 bis 14 Jahren statt oder Projekte zur Gewalt- und Konfliktprävention. Was die Untervermietung von Räumen betrifft, entschieden die Kinder- und Familienzentren selbst, ob sie dem zustimmten, erklärt Brandt. Im Falle einer Vermietung könne es jedoch zu Problemen mit dem Datenschutz kommen.

Uni Bremen fast komplett ausgelastet

Was die Auslastung der Räume betrifft, sieht es an der Uni Bremen ähnlich aus. Sie seien in der Regel ausgelastet, sagt Bianca Lühring, Leiterin der Geschäftsstelle Hochschulkommunikation. Sollte es Kapazitäten geben, könnten Studierende die Räume bis zu zwei Wochen im Voraus buchen.

Die Veranstaltungsräume der Uni Bremen sind in der Regel von morgens bis abends vollkommen ausgelastet.

Bianca Lühring, Leiterin der Geschäftsstelle Hochschulkommunikation

Zudem verfügt die Uni über offene Lernräume, die immer an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen bis 24 Uhr geöffnet haben. Zusätzlich vermiete die Uni ihre Räume auch an Externe wie die Fachhochschule für Ökonomie und Management (FOM) oder die Fernuniversität Hagen. "Ebenso ist regelmäßig das Justizprüfungsamt in unseren Räumen, oder es finden Betriebsversammlungen oder Fortbildungen für Ärzte auf dem Campus statt", erklärt Lühring.

Veranstaltungen von Externen, gesellige Veranstaltungen oder solche von Alumni- oder Studentenvereinigungen etwa müssen speziell genehmigt werden, wenn sie nicht den der Uni übertragenen Aufgaben dienen. Hier gelten bestimmte Voraussetzungen, damit eine solche Veranstaltung genehmigt wird. Für politische Parteien oder Partys etwa vermietet die Uni Bremen keine Räume.

Stadtbibliothek: Treffpunkt für jede und jeden

Eine junge Frau arbeitet am Laptop in einem Wellness-Club im Co-Working Space.
Ganz unterschiedliche Räume werden inzwischen als Co-Working-Spaces genutzt, unter anderem Kneipen oder wie hier ein Wellness-Club. Bild: dpa | Newscom/Eileen T. Meslar

Wer einen öffentlichen Ort sucht, an dem er ohne viel Aufwand lernen, arbeiten oder andere treffen möchte, ist an den Standorten der Stadtbibliothek Bremen gut aufgehoben. Innerhalb der Öffnungszeiten kann man dort auch ohne Bibliothekskarte Zeitungen und Bücher lesen, die Computer nutzen oder gemeinschaftlich lernen. Befreundete Familien kommen mit ihren Kindern, Schüler und Studierende treffen sich, um gemeinsam zu lernen und zu lesen, Großeltern kommen zusammen, um sich auszutauschen. Auch träfen sich häufig Sprachtandems, um eine Sprache zu lernen, sagt Tanja Hüllhorst von der Stadtbibliothek Bremen. Zudem veranstalte die Bibliothek selbst regelmäßig Sprachcafés.

In der Zentralbibliothek gebe es zwei Räume, die regelmäßig von Vereinen oder für Veranstaltungen genutzt würden. Voraussetzung sei, dass die Veranstaltung so niedrigschwellig wie möglich sei – sie entweder gar keinen Eintritt oder nur einen kleinen Betrag koste. Solche Veranstaltungen finden in der Stadtbibliothek auch außerhalb der Öffnungszeiten statt. "Der Kern der Bibliothek sollte aber schon im Vordergrund stehen", erklärt Hüllhorst.

Bibliotheken außerhalb der Öffnungszeiten nutzen

An den Standorten in der Vahr und mittlerweile auch in Vegesack bietet die Stadtbibliothek zudem ein sogenanntes "Open-Library-Konzept" an. Das bedeutet, dass die Bibliothek auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten genutzt werden kann, hier jedoch zu bestimmten Uhrzeiten.

Besitzer und Besitzerinnen der "Bibcard" ab 18 Jahren können die Karte am Eingang scannen und die Bibliotheken in Selbstbedienung nutzen – Medien ausleihen und zurückgeben, Computerarbeitsplätze nutzen, lesen, lernen oder spielen. Dies ist möglich, weil die Standorte per Video überwacht werden. Diese technische Möglichkeit gebe es an den anderen Standorten der Stadtbibliothek nicht, sagt Tanja Hüllhorst.

Dennoch überlege man innerhalb der Stadtbibliothek, wie man die Räumlichkeiten zusätzlich buchbar machen könnte, weil es immer wieder Anfragen von kleineren Gruppen gebe, die gerne Räume für sich reservieren würden.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Tag, 19. Januar 2024, 14:10 Uhr