Warum gibt es immer noch keine Biotonne in Bremerhaven?

Warum es in Bremerhaven keine Biotonne gibt

Bild: dpa | Patrick Seeger

In Bremerhaven wird der Biomüll weiterhin zusammen mit dem Restmüll verbrannt. Doch das bisherige Verfahren steht inzwischen auf dem Prüfstand.

Teebeutel, Brotreste oder Kartoffelschalen — all das, und noch viel mehr, gehört in die Biotonne. Nicht so in Bremerhaven. Wer hier lebt, entsorgt seine sogenannten organischen Abfälle auf dem eigenen Komposthaufen oder im Restmüll. Denn eine braune Tonne gibt es bislang nicht in Bremerhaven.

Anstatt den Biomüll also in einer Kompostierungsanlage zu Kompost zu verarbeiten oder in Biogasanlagen zu Biogas zu vergären, wird er in Bremerhaven zusammen mit dem Restmüll eingesammelt und im hiesigen Heizkraftwerk verbrannt. Dadurch entstehen dann Strom und Fernwärme. 

Biotonnen-Pflicht gilt seit 2015

Allerdings sind in Deutschland seit 2015 alle privaten Haushalte dazu verpflichtet, ihren Bioabfall über die braune Tonne zu entsorgen. Und das aus gutem Grund, wie Naturschützer Gerd Richter sagt. Denn der Biomüll sei zu wertvoll, um ihn nur zu verheizen. "Eine stoffliche Verwertung von Bioabfällen ist einer energetischen Verwertung immer vorzuziehen", sagt der Vorsitzende des Bremer Naturschutzbunds Nabu. "Dadurch bleiben die Nährstoffe erhalten und das Ganze mündet dann in einen Kreislauf."

Trotz der gesetzlichen Pflicht hinken in Deutschland mehrere Städte und Gemeinden bei der Trennung des Biomülls hinterher: Laut einer Nabu-Studie haben bislang 284 von 400 Landkreisen und kreisfreien Städte eine Pflicht-Biotonne eingeführt. Andere Kreise und Städte bieten immerhin Tonnen zur freiwilligen Nutzung an.

Bremerhaven gehört hingegen zu den wenigen weißen Flecken auf der Landkarte: Bundesweit gibt es in nur elf Landkreisen und einer kreisfreien Stadt überhaupt keine Biotonne. "Natürlich kritisieren wir das", sagt der Nabu-Landesvorsitzende.

Wir fordern, eine flächendeckende Pflicht-Biotonne einzuführen.

Naturschützer Gerd Richter, Bremer Nabu-Vorsitzender

Ökologische Vorteile, aber auch Nachteile

Die Bremerhavener Stadtverordnetenversammlung sprach sich jedoch vor zehn Jahren gegen die Einführung der braunen Tonne aus. Gründe dafür waren unter anderem mangelnder Platz, höhere Gebühren und die fehlende Möglichkeit zur Entsorgung vor Ort. "Es gibt zwar sehr viele ökologische Vorteile, aber eben auch Nachteile", sagt Hans-Werner Busch (SPD), Dezernent der Entsorgungsbetriebe der Stadt Bremerhaven.

Als negatives Beispiel nennt er die Bremer Lösung. "In Bremen wird der Biomüll zwischengelagert und dann mit Lkws zur Endentsorgung nach Osnabrück geschickt", so Busch.

Da möchte ich dann mal die CO2-Bilanz sehen.

Hans-Werner Busch (SPD), Dezernent der Entsorgungsbetriebe der Stadt Bremerhaven

Laut Busch ist es also Stand jetzt ökologischer, den Biomüll vor Ort zu verbrennen, als ihn zum Kompostieren in eine weiter entfernte Anlage zu transportieren. Eine eigene Bio-Anlage würde Bremerhaven wiederum mehrere Millionen Euro kosten.

Immerhin: Bis zum Frühsommer 2025 will die Stadt ihr Müllkonzept überprüfen lassen. Letztendlich sollen aber Bürgerinnen und Bürger entscheiden, wie es in der Müllfrage weitergeht.

Dafür soll es einen Bürgerrat geben, der aus 36 zufällig ausgewählten Personen bestehen, doch die Entscheidung für den Bürgerrat ist auf der letzten Stadtverordnetenversammlung im Frühjahr dieses Jahres vertagt worden. Inwiefern es bald einen Bürgerrat gibt oder nicht, bleibt unklar. Bis dahin landet der Bioabfall wie gehabt weiter im Restmüll.

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 13. Juni 2024, 19:30 Uhr