Bremens Kripo-Chefin: "Frauen sind wichtig in diesem Beruf"

Petra van Anken, Kripo-Chefin in Bremen

Von der Hauptschule an die Spitze der Bremen Kripo: Petra van Anken

Bild: Polizei Bremen

Petra van Anken war die erste Frau bei der Bremer Mordkommission. Mittlerweile leitet sie die Kriminalpolizei und das Landeskriminalamt. Dabei wollte sie ursprünglich gar nicht Polizistin werden.

Hätte man sie als junge Frau gefragt, was sie werden will, hätte Petra van Anken Tischlerin, Dachdeckerin oder Kfz-Mechanikerin geantwortet. Gescheitert ist das an der Tatsache, dass sie eine Frau ist: "Damals haben mir ganz viele Arbeitgeber gesagt: Tut mir leid, wir haben keine sanitären Anlagen für Frauen." Geworden ist sie dann Polizistin – und bereut hat sie das nie: "Das war die beste Entscheidung meines Lebens. Der Beruf des Polizisten ist so vielfältig. Man hat so viele Möglichkeiten sich in die eine oder andere Richtung zu entwickeln."

Erst Haupt- und Realschule, dann Büro

Aufgewachsen ist die Niedersächsin in einem kleinen Ort zwischen Twistringen und Diepholz, inmitten von viel Natur und in einem Arbeiterhaushalt mit vier Geschwistern. Den Eltern war wichtig, dass die Kinder in Lohn und Brot kommen: "Wichtig war, dass wir nicht faul sind und dass wir uns Gedanken machen, was wir machen möchten. Und das musste auch realisierbar sein – insofern war das begrenzt."

Dann habe ich aber gedacht, das kann es noch nicht gewesen sein.

Petra van Anken über ihren Berufsstart als Bürokauffrau

Den Eltern war der Besuch des Gymnasiums zu teuer, also besuchte sie als Jugendliche zuerst die Hauptschule. Für den Realschulabschluss an einer berufsbildenden Schule bekam sie Bafög und auf ein Praktikum in den Delme-Werkstätten folgte eine Ausbildung als Bürokauffrau im Versicherungswesen, weil die schulische Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin zu teuer war. "Dann habe ich aber gedacht, das kann es noch nicht gewesen sein", erinnert sich Petra van Anken.

Schritt für Schritt auf der Karriereleiter

Als sie dann 1991 eine Anzeige in der Zeitung sah, bewarb van Anken sich erfolgreich bei der Bremer Polizei. Ihre Berufserfahrungen vor dem Polizeidienst will sie aber trotzdem nicht missen: "Es hat mich immer demütig gemacht bei all dem was es immer auch an Klagen gibt. Sei es das Finanzielle oder seien es die Arbeitsbedingungen." Im mittleren Dienst ging es los und dann Stück für Stück weiter nach oben. "Ich glaube, ich habe das große Glück gehabt, immer viele Förderer und Forderer gehabt zu haben", erinnert sich die heute 55-Jährige.

Ich habe einen Ausbilder gehabt, der immer zu mir gesagt hat: "Petra, du hast ganz viel Potenzial!"

Petra van Anken über Förderer und Forderer

Petra van Anken studierte, stieg erst in den gehobenen und dann in den höheren Dienst auf. Sie wurde die erste Frau in der Mordkommission, Frauenbeauftragte der Bereitschaftspolizei und 2012 Leiterin für Wirtschafts- und Vermögenskriminalität. Immer wieder hat sie dafür ihre Komfortzone verlassen: "Ich habe einen Ausbilder gehabt, der immer zu mir gesagt hat: 'Petra, du hast ganz viel Potenzial. Du hast immer nur dann ein Problem, wenn Faulheit und Dummheit zusammenkommt.' Und das scheint bei mir nicht zusammengekommen zu sein."

Geradlinig, ehrlich, verlässlich

Seit September 2022 leitet Petra van Anken nun die Kriminalpolizei Bremen und das Landeskriminalamt und ist damit eine der höchsten Polizistinnen im Land Bremen. Zehntausende liegengebliebene Akten und immer zu wenig Personal – das sind Themen, die van Anken jetzt umtreiben: "Personal ist schwierig zu kriegen, aber das betrifft die gesamte Polizei. Wir haben auf dem gesamten Arbeitsmarkt im Grunde genommen zu wenig junge Leute." Ein gutes Gehalt sei wichtig, doch van Anken weiß auch, dass junge Menschen heute mehr erwarten: "Beispielsweise flexible Arbeitszeiten oder die Frage: Wie modern ist ein Arbeitsplatz?" Immerhin: Bremen habe einen Standortvorteil, sagt van Anken. Beschäftigte müssten hier nicht durch ein großes Bundesland reisen.

Mir ist es wichtig, dass man weiß, woran man bei mir ist.

Petra van Anken über ihre Art zu führen

Die Tür zu ihrem Büro steht immer auf, sagt van Anken. Kolleginnen und Kollegen nutzen das gerne für kurze Absprachen oder wenn sie eine Entscheidung von ihr brauchen: "Mir ist es wichtig, dass man weiß, woran man bei mir ist". Geradlinigkeit, Struktur, Ehrlichkeit und Verlässlichkeit wünscht sie sich auch von ihren Mitarbeitenden: "Ich finde es grundsätzlich gut, mit Menschen zusammenzuarbeiten – egal auf welcher Ebene – bei denen ich weiß, dass ich mich auf das gesprochene Wort und auf das Handeln verlassen kann. Wenn man sich ohnehin in Krisenzeiten befindet, finde ich es schwierig, irgendwelche Umwege gehen zu müssen, irgendwelches taktisches Kalkül an den Tag zu legen."

Frauen bei der Polizei: Die Mischung macht's

Mit erhobener rechter Hand legt eine Polizistin auf ihrer Vereidigunsfeier ihren Diensteid ab.
Für eine Frauenquote ist Petra van Anken nicht, aber immer mehr Frauen lassen sich inzwischen als Polizistin vereidigen. Bild: dpa | Boris Roessler

Der Frauenanteil bei der Bremer Polizei beträgt inzwischen rund 35 Prozent. Auch im gehobenen und im höheren Dienst sind es sehr viel mehr als noch vor einigen Jahren: "Ich glaube Frauen sind wichtig in diesem Beruf." Jetzt ist es ihre Aufgabe, die Potenziale in ihrem Team zu erkennen und Kolleginnen und Kollegen für Führungsaufgaben anzusprechen. Die Vereinbarkeit von Familie und Führung spielt dabei eine große Rolle, trotzdem ist van Anken nie für eine Frauenquote gewesen: "Also ich habe viel Frauenarbeit gemacht, aber ich habe auch immer die Auffassung vertreten, dass sich Leistung am Ende durchsetzt."

Entspannung findet sie bei ihren Hunden

Ob Clan-Kriminalität, Messerstechereien und die Drogenszene am Bremer Bahnhof – die Schlagzeilen über die Bremer Polizei sind nicht immer schmeichelnd. Auch wenn Bremens Kripo-Chefin immer erreichbar ist, kann sie trotzdem gut abschalten. Wenn sie nach einem anstrengenden Arbeitstag ins Auto steigt, macht sie sich ein Hörbuch an.

Und auch ihre Hunde helfen ihr beim Entspannen. Wenn sie auf die zu sprechen kommt, erscheint auf ihrem Gesicht ein breites Lächeln. Zwei "Nederlandse Kooikerhondje" wohnen bei ihr und ihrem Mann: "Die sind vom Wesen her total freundlich. Die haben Lust zu arbeiten – der eine bei uns etwas mehr als der andere. Mit denen kann man shoppen gehen, mit denen kann man laufen gehen und Tricks machen."

Ich bin in meiner Rolle total glücklich. Und ich mache mir keine Gedanken darüber, was noch kommen könnte.

Petra van Anken über ihre Zukunftspläne

Zu Hause übt sie mit ihnen das Aufspüren von Personen: "Eine Person gibt mir dann einen Duftartikel, beispielsweise einen Q-Tipp, den sie sich kurz in den Mund gehalten hat." Wenn sie und ihr Hund dann die versteckte Person finden, ist die Freude groß: "Das bringt total gute Laune und lenkt tatsächlich ab." Polizeipräsidentin will sie übrigens nicht werden: "Ich bin in meiner Rolle total glücklich. Und ich mache mir keine Gedanken darüber, was noch kommen könnte."

Autorinnen

  • Katharina Guleikoff
    Katharina Guleikoff Autorin
  • Maria Klindworth
    Maria Klindworth Assistentin

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 10. Januar 2024, 18:05 Uhr