Hintergrund

Ermittlungen nach Messerstichen bei Kiosk-Überfall: War es Notwehr?

Was ist Notwehr? Mitarbeiter verletzt Räuber bei Kiosk-Überfall

Bild: dpa | Michael Bihlmayer

Zwei Jugendliche überfallen einen Kiosk, einer wird schwer verletzt, weil der Kiosk-Mitarbeiter auf ihn einsticht. "Er hat sich nur verteidigt", sagt seine Kollegin.

Kiosk-Mitarbeiterin Sally ist noch immer schockiert: "Mein Herz klopft die ganze Zeit". Die Frau möchte ihren Nachnamen nicht nennen. Sie hat Angst, wer den kleinen Kiosk in Huchting betreten könnte. Denn ihr 19-jähriger Kollege wurde hier am Wochenende überfallen.

Zwei Räuber – 15 und 17 Jahre alt – hatten den Kiosk am Samstagabend betreten. Laut Polizei ist der 15-Jährige direkt hinter den Tresen gegangen und hat in die Kasse gegriffen. Sein Komplize habe derweil den Kiosk-Mitarbeiter mit einem Messer bedroht. Bei einem Gerangel fiel das Messer zu Boden. Der Mitarbeiter hob es auf und stach damit mehrfach in den Rücken des Angreifers.

Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen Kiosk-Mitarbeiter

Daraufhin flohen die Täter zunächst, wurden jedoch kurz darauf an einer Tankstelle festgenommen. Der 17-Jährige kam schwer verletzt ins Rotes-Kreuz-Krankenhaus in die Neustadt. Er musste sofort operiert werden. Der Kiosk-Mitarbeiter musste mit einer Handverletzung ebenfalls ins Krankenhaus. Auch gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft nun wegen gefährlicher Körperverletzung.

Das sei in solchen Fällen normal, sagt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Bremen Julia Roll. Wenn auch der Täter verletzt wurde, leite die Staatsanwaltschaft grundsätzlich ein Verfahren ein. Sollte sich herausstellen, dass der Kiosk-Mitarbeiter aus Notwehr gehandelt habe, werde das Verfahren eingestellt. Sowohl der Mitarbeiter als auch Zeugen werden laut Roll momentan noch befragt. Es sei noch unklar, was in dem Kiosk genau passiert ist.

Videos zeigen den Überfall

Mitarbeiterin Sally ist sich sicher, dass ihr Kollege aus Notwehr gehandelt hat. Sie habe die Videos gesehen, die mehrere Kameras in dem Kiosk aufgezeichnet haben. "Er hat sich nur verteidigt", sagt sie.

Die Ermittlungen werden zeigen, ob das stimmt. Was bleibt, ist Sallys Angst, immer wenn in dem kleinem Kiosk die Tür aufgeht.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 04. November 2024, 19.30 Uhr