"Petri, die Papiere bitte": So arbeitet Bremens Fischereiaufsicht
Grundsätzlich darf jeder in der Weser fischen. Nötig ist dafür allerdings mindestens der sogenannte Bremer Stockangelschein – und den haben längst nicht alle Angler.
Rolf Libertin kommt aus dem hohen Gras. Der 75-Jährige ist in Woltermshausen am Lankenauer Höft unterwegs, er ist für die Fischereiaufsicht im Einsatz und kontrolliert, ob Angler an der Weser die nötigen Papiere haben. Nun hat er einen entdeckt.
"Petri! Darf ich bitte einmal die Papiere sehen?" Der Angler zückt seinen Ausweis, gibt ihn Libertin, dieser wirft einen Blick darauf. "Papiere sind in Ordnung, einwandfrei. Fischereischein vorhanden, Angelausrüstung sieht top aus. Nichts zu beanstanden! Ich wünsche weiterhin Petri."
Die Kontrolle verläuft reibungslos – auch, weil viele Angler den Einsatz von Libertin und seinen Kollegen schätzen. "Ich finde Kontrollen vollkommen richtig. Es gibt genug Angler, die sich hier einfach hinstellen, die wissen nicht mal, wie sie mit einem Fisch umgehen, schlachten alles ab, achten nicht auf Mindestmaße, haben die Tüten voll. Da wird einfach nichts eingehalten."
Harte Strafen spricht er nicht aus
Dafür, dass alles seine Richtigkeit hat, ist Libertin im Einsatz – ehrenamtlich. Er ist Vizepräsident des Landesfischereiverbands Bremen, und gleichzeitig beim Sportfischereiverein Bremen-Stuhr aktiv.
Das Lankenauer Höft in Woltmershausen ist ein gutes Angelrevier: Der Fluss ist dort fischreich, die meisten gehen auf Zander und Aal. Rolf Libertin hat einen Blick für Schwarzangler. Die Ausrüstung sage schon viel aus. Erwischt er einen Schwarzangler, sind die Sanktionen allerdings nicht wirklich hart: "Ich weise ihn auf seinen Fehler hin und informiere ihn, wie er das richtig machen könnte – welche Wege er einzuschlagen hat, um an einen Angelschein oder eben an eine Genehmigung zu kommen." Stress gebe es selten.
Es kommt halt immer drauf an, wie man auf die Angler zugeht.
Rolf Libertin, Fischereiaufsicht
Sollte es tasächlich Ärger geben, kann der 75-Jährige die Polizei oder das Ordungsamt um Amtshilfe bitten.
Bremensie aus dem 16. Jahrhundert hat Bestand
In Bremen und Bremerhaven gibt es 19 Angelvereine mit rund rund 6.500 organisierten Mitgliedern. Diese können durch ihre Vereinsmitgliedschaft an bestimmten Vereinsgewässern und an der Weser angeln. Für die Weser gilt aber eine Besonderheit, eine Bremensie, die im 16. Jahrhundert von Kaiser Karl V. erlassen wurde. An der Weser kann nämlich jede Bremerin und jeder Bremer angeln. Allerdings brauchen sie dafür eine bestimmte Berechtigung – den sogenannten Bremer Stockangelschein. Den kann jeder ohne Angelprüfung bekommen, er kostet einmalig 32 Euro.
Dass man überhaupt eine Genehmigung für das Angeln braucht, ist übrigens kein deutsches Phänomen: "Ich selber war in Polen, im Iran, ich war in Italien, Frankreich unterwegs. Überall braucht man eine Lizenz, man muss sich überall zumindest eine Genehmigung holen."
Angler sind meist stolz auf ihren Fang
Der Stockangelschein ist in Bremen recht einfach zu bekommen. Zu einfach?
Ideal wäre es, wenn alle, die mit dem Lebewesen Fisch umgehen, einen gewissen Sachkundenachweis haben. Das Stockangelrecht selber sollte meiner Ansicht nach nicht angefasst werden.
Rolf Libertin, Fischereiaufsicht
Informationen über Schonzeiten, Mindestmaße und den Umgang mit dem Fisch sollten aber jeden Angler erreichen, findet Libertin.
Ob die Angler diese kennen, kann Liberin natürlich nicht kontrollieren. Er darf nicht einmal verschlossene Boxen öffnen, um den Fang der Angler zum Beispiel auf Mindestmaße zu kontrollieren. "Aber die Angler sind so stolz ihren Fang zu zeigen, deswegen gibt es da keine Probleme", sagt Libertin und lacht. Auch sein heutiger Rundgang geht stressfrei zu Ende – auf Schwarzangler ist er nicht gestoßen.
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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Vormittag, 9. August 2023, 10:40 Uhr