Interview

Warum Jugendliche nun Rechtsanspruch auf einen Ausbildungsplatz haben

Was der Rechsanspruch auf außerbetriebliche Ausbildungen bedeutet

Bild: dpa | Monkey Business 2/Shotshop

Seit diesem Ausbildungsjahr haben junge Erwachsene das Recht auf einen Ausbildungsplatz. Davon profitieren sowohl Betriebe als auch Azubis, sagt die Bremer Arbeitgeber-Vertretung.

Am 1. August beginnt das neue Ausbildungsjahr – für viele junge Menschen ist der Tag gleichbedeutend mit dem Start ins Berufsleben. Doch jedes Jahr gibt es Bremer Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz finden – für sie gibt es in Bremen seit mehreren Jahren die Option, eine außerbetriebliche Ausbildung zu beginnen. Mit der sogenannten Ausbildungsgarantie haben Jugendliche jetzt sogar bundesweit einen gesetzlichen Anspruch auf so einen außerbetrieblichen Ausbildungsplatz.

Was Bremer Unternehmen von der Ausbildungsgarantie halten und warum Betriebe und Azubis von der Maßnahme sogar gleichermaßen profitieren könnten, sagt der Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände im Land Bremen, Cornelius Neumann-Redlin im Interview.

Herr Neumann-Redlin, die Ausbildungsgarantie ist neu, die außerbetriebliche Ausbildung gibt es in Bremen schon mehrere Jahre. Welche Erfahrungen machen die Arbeitgeber mit diesen Azubis?

Wir machen als Wirtschaft positive Erfahrungen mit der außerbetrieblichen Ausbildung. Klar ist, dass die außerbetriebliche Ausbildung immer nur ein Weg sein kann, wenn der direkte Weg in Ausbildung nicht funktioniert. Was aus Sicht der Betriebe sehr positiv ist, ist, dass auch immer Praktika, auch Langzeit-Praktika, Teil der außerbetrieblichen Ausbildung sind, in denen sich Betriebe und Auszubildende kennenlernen können. Das Ziel ist durchaus, die Jugendlichen in eine reguläre Ausbildung zu überführen und das wird von den Unternehmen durchaus als eine positive und für beide Seiten gewinnbringende Variante angesehen.

Ist die außerbetriebliche Ausbildung qualitativ genauso gut und sind die Absolventen hinterher genauso geeignet wie Azubis in regulären Ausbildungen?

Auf jeden Fall. Ich denke aber auch, dass je früher der Übergang in eine betriebliche Ausbildung gelingt, desto besser ist es. Aber die Träger leisten hier ganz hervorragende Arbeit. Und ich glaube, dass dieser Weg für Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben – sei es aus Sprachgründen oder weil sie andere Hindernisse haben – ein guter zusätzlicher Weg in Ausbildung ist.

Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Bremen Cornelius Neumann Redlin im buten un binnen Studio.
Cornelius Neumann Redlin ist Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Bremen. Bild: Radio Bremen

Azubis in außerbetrieblichen Ausbildung loben, dass sich zum Beispiel sehr individuell um ihre Bedürfnisse gekümmert wird. Ist das ein Schuh, den sich Betriebe anziehen müssen? Kümmern sie sich zu wenig um ihre Azubis?

Ich glaube in den Betrieben wird sich sehr intensiv um die Auszubildenden gekümmert. Es geht hier um Jugendliche, die individuelle Schwierigkeiten haben. Und dass man hier mit Sozialpädagogen oder ähnlichen Maßnahmen ansetzt, ist gut und richtig. Die sind in den meisten betrieblichen Ausbildungsverhältnissen einfach nicht nötig und das ist gut so.

So viele Menschen haben zuletzt eine außerbetriebliche Ausbildung angefangen:

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Es gibt zu wenig Ausbildungsplätze für zu viele Bewerber in Bremen. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass am Ende eines jeden Bewerbungsverfahrens Ausbildungsplätze übrig bleiben, die nicht besetzt werden konnten. Wie passt das zusammen?

In Bremen selbst gibt es mehr Ausbildungsplätze als Bewerberinnen und Bewerber. Aber im Rahmen der Betrachtung, im Rahmen der Ausbildungsgarantie, werden auch die sogenannten Pendlerströme, also die einpendelnden Jugendlichen, berücksichtigt.
Und nur durch diese Betrachtung ergibt sich am Ende eine Unterversorgung an Ausbildungsplätzen. Aber in Bremen kann jeder Jugendliche aus vielen Ausbildungsplätzen wählen.

Die Ausbildungsgarantie soll jetzt Abhilfe schaffen bei diesem "mismatch". Glauben Sie daran, dass das klappen wird?

Ich glaube, dass die Ausbildungsgarantie für die Jugendlichen, über die wir hier sprechen, mit individuellen Schwierigkeiten, eine großartige Chance darstellen kann. Und die Betriebe sind froh darüber, dass sie diese Jugendlichen über Praktika kennenlernen können und in vielen Fällen führt das dann dazu, dass die Jugendlichen in reguläre Ausbildungen wechseln. Und das ist das Ziel, das wir alle verfolgen.

Warum hat dann die Industrie- und Handelskammer vor dieser Ausbildungsgarantie gewarnt? Sie befürchteten, dass so falsche Anreize geschaffen werden.

Diese Befürchtung teilen wir. Aber im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens wurde sehr deutlich gemacht, dass Voraussetzung für die außerbetriebliche Ausbildung ist, dass es trotz großer Bemühungen nicht mit einem regulären Ausbildungsplatz geklappt hat.

Felix Krömer führte das Interview, aufgeschrieben von Antonia Fronzek.

Außerbetriebliche Ausbildung bald gesetzlich verankert im Land Bremen

Bild: Radio Bremen

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Autor

  • Felix Krömer
    Felix Krömer

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 28. Juli 2024, 19:30 Uhr