Interview

Bremens Bildungssenatorin: "Müssen mehr Personal in die Schulen holen"

Aulepp zur Schulmisere: "Wir brauchen Personal, wir brauchen Räume"

Bild: Radio Bremen

Die Leitungen der Bremer Grundschulen warnen in einem Brandbrief vor einem Kollaps. Wie will Bremens Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) die beanstandeten Probleme lösen?

Frau Aulepp, in dem Brief heißt es: Die Klassen seien zu groß, wegen Überlastung fielen immer wieder Lehrer aus, seit längerem fehle es an Personal und Räumen. Wie wollen Sie diesen Totalschaden beheben?

Wir haben tatsächlich eine riesige Herausforderung. Noch nie sind so viele Kinder in so kurzer Zeit dazugekommen. Das kommt natürlich mit Wucht an, weil wir die Kinder räumlich nicht gut verteilen können. Deswegen kann ich die Belastung der Kolleginnen und Kollegen sehen, auch die Warnungen und Befürchtungen kann ich gut nachvollziehen.

Aber Sie sind dafür da, ein Problem nicht zu beschreiben, sondern es auch zu lösen. Was können Sie konkret tun?

Als erstes ist es wichtig, dass wir genug Personal in den Schulen haben, das mit den Kindern arbeitet. Daran müssen wir mit Hochdruck arbeiten, und das tun wir auch. Aber wenn man annähernd 100 Prozent aller Stellen besetzt hat, ist auch klar: Da fehlen noch Fachkräfte.

Deswegen werden fortlaufend Lehrkräfte eingestellt, wir bilden viel mehr Referendarinnen und Referendare aus als je zuvor. Auch über die Quereinsteiger "Back to School" werden jedes Schulhalbjahr neue Lehrkräfte eingestellt. Aber ganz klar ist: Annähernd 100 Prozent reicht noch nicht, wir brauchen noch mehr.

Sie sind Dienstherrin dieser Lehrerinnen und Lehrer, die um Hilfe rufen. Was kriegen die jetzt für ein Angebot?

Es ist völlig klar, dass die Kolleginnen und Kollegen in den Grundschulen unglaublich viel leisten, um den Schülerinnen und Schülern einen guten Start in ihr Schulleben zu geben. Das hat weniger mit Schulpflicht zu tun, sondern mehr damit, dass die Kolleginnen und Kollegen die Kinder im Blick haben. Deswegen ist klar: Wir müssen mehr Personal in die Schulen holen.

Natürlich brauchen die Kinder auch Räume, aber Schulen sind eben nicht von heute auf morgen gebaut. Wenn der Eindruck entsteht "Ihr wollt einfach nach Tabelle mehr Kinder in die Klassen stecken", kann ich die Befürchtungen verstehen. Aber wenn wir die Doppelbesetzung einführen, liegt das nicht daran, dass wir zu kleine Klassen haben. Deswegen ist völlig klar, dass wir nicht an den Frequenzen der Klassengrößen rütteln können.

Und was kriegen die Menschen, die in den Schulen arbeiten, für ein konkretes Hilfsangebot?

Wir reden tatsächlich fortlaufend darüber, dass wir mehr Menschen einstellen. Es werden jetzt Menschen zusätzlich eingestellt für das kommende Schulhalbjahr. Aber natürlich brauchen auch wir für den Schulstart im Sommer mehr Menschen. Heute habe ich mit einem Schulleiter gesprochen, der gesagt hat: "Wenn wir Menschen haben, die in Vereinen Sport machen, können wir die gut in den Schulen gebrauchen." Auch über solche Lösungen reden wir.

Vor zwei Jahren hat die Tami-Oelfken-Schule in Lüssum eine Belastungsanzeige gestellt und die Vermutung geäußert, dass es mehrere Schulen betrifft. Zwei Jahre später haben wir genau diesen Zustand. Haben Sie da ein Problem übersehen?

2022 ist zwei Jahre her, so schnell baut man keine Schulen. Dennoch haben wir es geschafft, in diesem Schuljahr sechs neue Schulen an den Start zu bringen und Personal dafür zu gewinnen. Das ist einfach eine riesige Aufgabe, eine riesige Herausforderung, der wir uns täglich stellen müssen – gerade um die Kolleginnen und Kollegen zu entlasten.

(Das Gespräch führte János Kereszti für buten un binnen TV. Aufgeschrieben und redigiert hat es Helge Hommers.)

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  • Moderator Janos Kereszti
    János Kereszti Autor

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 18. Dezember 2024, 19:30 Uhr