Interview
Bremens Bildungssenatorin: "Wir stehen vor riesigen Herausforderungen"
Bremens Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) erklärt im Interview mit Bremen Zwei ihre Strategie angesichts steigender Schülerzahlen und Lehrermangels.
In der Stadt Bremen sind zum Beginn des neuen Schuljahres 86 Lehrerstellen unbesetzt, in Bremerhaven sogar 97. Die Schülerzahlen steigen und steigen. Wie will die Bremer Bildungsbehörde trotzdem gewährleisten, dass alle Schülerinnen und Schüler im Land Bremen eine gute Bildung erhalten? Das wollte Bremen-Zwei-Moderator Hendrik Plaß von Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) wissen.
Frau Aulepp, kürzlich hat Ihre Behörde einen Brief an alle Lehrerinnen und Lehrer verschickt. Darin stand die Bitte, wenn es irgendwie geht, doch ein bisschen mehr zu arbeiten, damit die Lücken gestopft werden können. War das eine Verzweiflungstat?
Wir stehen vor riesigen Herausforderungen, weil wir weiter steigende Schülerzahlen haben. Die Kolleginnen in den Schulen machen einen super Job und halten den Laden am Laufen. Wir haben gerade eine Quote von unter zwei Prozent unbesetzter Stellen. Darum beneiden uns viele Kommunen. Aber damit sind wir nicht zufrieden. Deshalb haben wir neben den ganzen anderen Maßnahmen, wie Neueinstellungen und das Einstellen von Quereinsteigern, auch gefragt, ob jemand freiwillig mehr arbeiten möchte.
Schülerinnen und Schüler in der Stadt Bremen
Wie sind denn da die Rückmeldungen?
Wir haben es in den letzten zehn Jahren geschafft, die Schüler-Lehrer-Relation zu verbessern. Heute kommen zehn Prozent weniger Schüler auf eine Lehrkraft als noch vor zehn Jahren. Das ist aber auch notwendig, weil die Schüler größere Herausforderungen mitbringen.
Der Bedarf ist klar. Wie waren denn aber die Rückmeldungen auf Ihren Brief?
Es gibt eine Hand voll Lehrkräfte, die sich zurückgemeldet haben und es sich vorstellen können, für einen begrenzten Zeitraum ein paar Stunden mehr zu arbeiten. Natürlich liegt unser Hauptaugenmerk weiter auf Neueinstellungen und da müssen wir dran bleiben.
Neu eingestellte Lehrkräfte in der Stadt Bremen
Der Zentralelternbeirat fordert, Quereinsteiger nicht an Brennpunktschulen zu verheizen. Die Opposition fordert Abordnungen von Lehrern an solche Schulen. Was ist ihr Plan?
Grundsätzlich wollen wir unsere Lehrer nicht mehr belasten. Deshalb genehmigen wir auch weiterhin Teilzeit. Einige Bundesländer wollen das ja nicht mehr. Auch die Pflichtstundenzahl für die Lehrer haben wir nicht heraufgesetzt. Das ist nicht mein Weg. Abordnungen sind aber kein Tabu. Das habe ich vor den Osterferien gesagt. Und das haben wir mit erfahrenen Lehrkräften gemacht. Wenn aber ein Quereinsteiger Lust auf den Job an einer Brennpunktschule hat und die Schulleitung sich das vorstellen kann, dann ist das auch eine richtig gute Unterstützung und da setzen wir eben auch drauf.
Was ist die Perspektive? Wie geht es in den nächsten Jahren weiter?
Wir werden weiter steigende Schülerzahlen haben. Wir werden auch für das Schuljahr 2024/25 neue Grundschulen gründen. Und wenn wir es schaffen, wieder auf eine Quote von unter zwei Prozent unbesetzter Stellen zu kommen, dann können wir zufrieden sein.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 17. August 2023, 7:09 Uhr