Fragen & Antworten
Plastikmüll in der Arktis stammt auch aus Deutschland
Deutschland ist weit weg und doch: Plastikmüll an den Stränden Spitzbergens stammt auch von hier. Das haben jetzt die Bremerhavener AWI-Forscher ermittelt.
An die Daten sind die Forscher auf etwas ungewöhnliche Weise gekommen: Kreuzfahrtreisende haben an den Stränden angeschwemmten Müll gesammelt und den haben die Forscher dann ausgewertet.
Was haben die Arktisreisenden denn so gefunden?
Da ist so einiges zusammengekommen hat die AWI-Wissenschaftlerin Melanie Bergmann berichtet: kaputte Ketchupflaschen, Zahnbürsten, Shampooflaschen, Kanister, aber natürlich auch Plastikabfall aus der Fischerei, Netze, Fischkisten zum Beispiel.
Bergmann hatte die Idee und sie gemeinsam mit einer Expeditionsleiterin umgesetzt: Teilnehmer von Kreuzreisen sind auf Spitzbergen jeweils rund 100 Meter Strand abgelaufen und haben den Müll dort aufgesammelt, fotografiert, gewogen und die Daten an das AWI übermittelt. Zwischen 2016 bis 2021, also in fünf Jahren, sind so mehr als 1.600 Kilogramm Müll zusammengekommen.
Und so hat das AWI dann auch die Herkunft ermittelt?
In einem zweiten Schritt ja. Denn drei Jahre lang wurde nicht nur fotografiert und gewogen, sondern der Müll in so einer Art Big Packs gesammelt und nach Bremerhaven verschifft. Hier haben Bergmann und ihr Team dann alle Teile auf Hinweise nach der Herkunft untersucht – also auf Etiketten und Schildchen.
Vieles stammte aus der Fischerei, war nicht zuzuordnen, aber 359 Teile waren es dann doch. Und Bergmann war überrascht: Ein Drittel stammte aus Europa und ein großer Teil davon aus Deutschland.
Das ist natürlich nur eine Stichprobe, lässt sich jetzt nicht hochrechnen, ist aber laut AWI erstmals eine wichtige Datenbasis und gibt zumindest Hinweise, sagt Bergmann. Darauf zum Beispiel, dass auch umweltbewusste Industrienationen wie Deutschland wesentlich zur Verschmutzung ferner Ökosysteme wie der Arktis beitragen.
Wie geht es jetzt weiter?
Das AWI will auf jeden Fall weiter machen mit diesem "Citizen Science"-Projekt – also Bürger und Bürgerinnen an wissenschaftlicher Forschung beteiligen. Eine Idee ist, dass Kreuzfahrende Sandproben an den Stränden sammeln, die das AWI dann auf Mikroplastikanteile untersucht – winzig kleine Teilchen, die für das Auge gar nicht erkennbar sind.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau am Morgen, 7. Februar 2023, 8 Uhr