Hintergrund

In diesen 10 Branchen drohen bald wieder Streiks – auch in Bremen

Collage zeigt eine Treckerdemo, streikende der GDL und des Einzelhandels

Streik: Tausende Trecker bei Bauernprotesten am Montag erwartet

Bild: dpa | Fotostand/Reiß/NurPhoto/Ying Tang/Stefan Rampfel

Viele Tarifrunden ziehen sich hin, weitere stehen an. Manche Beteiligte fordern auch politische Zugeständnisse. Wir zeigen, in welchen Branchen gestreikt werden könnte.

2023 hat die hohe Inflation die Tarifverhandlungen zahlreicher Branchen geprägt. Welche Arbeitnehmer derzeit besonders hart um höhere Löhne oder kürzere Arbeitszeiten streiten, welche Tarifrunden für 2024 anstehen und was auch Bauern und Ärzte von der Politik fordern, fassen wir hier anhand der zehn wichtigsten Verhandlungen zusammen.

1 Landwirtschaft: Sternfahrt gegen Sparpläne

Als Reaktion auf die Sparpläne der Bundesregierung protestieren Bauernverbände derzeit deutschlandweit. Hintergrund sind gestrichene Steuervergünstigungen beim Agrardiesel und der Kraftfahrzeugsteuer. Schon im Dezember demonstrierten Landwirte gegen die Pläne, teilweise kam es dabei zu Behinderungen des Verkehrs. Inzwischen wurden einige der Kürzungen von der Bundesregierung zurückgenommen.

Streikgefahr: Schon im Dezember kam es zu Protesten. Und trotz der Zugeständnisse der Ampel-Koalition haben rund 2.000 Landwirte für Montag angekündigt, mit ihren Treckern zu einer Sternfahrt nach Bremen aufzubrechen – und so den Verkehr in der Region lahmzulegen. Auch Hofläden und andere branchennahe Betriebe haben ihre Beteiligung angekündigt.

2 Ärzte: Ärger um Abrechnungen

An der Eingangstür einer Arztpraxis hängt ein Hinweiszettel mit der Aufschrift: "Diese Praxis bleibt heute geschlossen".
Zwischen den Jahren ließen auch viele Ärztinnen und Ärzte im Land Bremen ihre Praxen streikbedingt geschlossen. Bild: dpa | Patrick Pleul

Ärzteverbände streiten seit Wochen über das derzeitige Vergütungssystem, das von vielen Ärztinnen und Ärzte als ungerecht empfunden wird. Am 9. Januar wollen sich die Verbände zu einem Krisengipfel mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) treffen.

Streikgefahr: Schon zwischen den Jahren folgten einige Ärztepraxen in Bremen und Bremerhaven einem bundesweiten Streikaufruf und blieben geschlossen. Der Bundesvorsitzende des Virchowbundes, Dirk Heinrich, hat nun für Januar mit weiteren längeren Praxisschließungen gedroht. Diese drohten im Falle eines gescheiterten Spitzengesprächs nach dem 9. Januar.

3 Lokführer: Streit um 35-Stunden-Woche

Mit dem Deutsche-Bahn-Konkurrenten Netinera, der auch den in Bremen verkehrenden Metronom betreibt, hat die Lokführergewerkschaft GDL sich zwar schon vor Weihnachten auf einen Tarifvertrag geeinigt – inklusive Einführung einer 35-Stunden-Woche. Die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn sind jedoch festgefahren.

Streikgefahr: Am 19. Dezember stimmten die GDL-Mitglieder in einer Urabstimmung für unbefristete Streiks. Auch Bahnreisende aus Bremen und Bremerhaven müssen sich darauf ab Montag, 8. Januar, einstellen. Die Ausstände der Lokführer könnten je drei bis fünf Tage dauern, sagt GDL-Chef Claus Weselsky.

4 Flugpersonal: Streit um Lufthansa-Tochter

Keine Einigung ist auch in der Tarifrunde der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) in Sicht. Vor Weihnachten legte die VC mit einem fünfstündigen Warnstreik zwischenzeitlich die Lufthansa-Reisetochter Discover lahm, wo sie einen Tarifvertrag durchsetzen will. Im Januar sollen die Gespräche fortgeführt werden.

Streikgefahr: Ohne Verhandlungsfortschritte drohen weitere Streiks. Sie könnten auch Fluggäste aus Bremen betreffen.

5 Einzelhandel: Mehr als 60 vergebliche Tarifrunden

Streik-Teilnehmer halten Schilder hoch mit der Aufschrift "Wir sind es wert".
Im Einzelhandel stocken die Tarifverhandlungen seit vielen Monaten. Es drohen weitere Streiks. Bild: dpa | Hannes P Albert

Der seit dem Frühjahr 2023 geführte Tarifkonflikt für die bundesweit rund 3,1 Millionen Beschäftigten im Einzelhandel stockt. Nach mehr als 60 ergebnislosen Tarifrunden in verschiedenen Regionen, darunter Niedersachsen und Bremen, scheiterte zwischen den Jahren auch ein Spitzengespräch in Hamburg.

Streikgefahr: Vor Heiligabend gab es bereits Warnstreiks in Bremen und Niedersachsen. Im Januar drohen weitere regionale Ausstände, vor allem bei großen Handelsketten.

6 Groß- und Außenhandel: Verdi will 13 Prozent mehr Lohn

Ebenfalls nicht abgeschlossen ist der 2023 begonnene Tarifstreit im Groß- und Außenhandel. Hier fordert die Gewerkschaft Verdi 13 Prozent mehr Lohn, mindestens aber zusätzliche 400 Euro im Monat. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen.

Streikgefahr: Im Januar könnten Streiks im Großhandel auch zu vorübergehenden Engpässen in Bremer Supermarktregalen führen.

7 Brauereien: Angst um Arbeitsplätze bei AB Inbev

Mitte Dezember haben Beschäftigte des Brauereikonzerns AB Inbev bereits für den Erhalt von Arbeitsplätzen und gegen die Schließung der zum Konzern zählenden Brauerei Diebels in Issum am Niederrhein protestiert. Ende Januar stehen nun auch Tarifverhandlungen für die Mitarbeiter der Bremer Brauerei Beck an, die ebenfalls zu AB Inbev gehört.

Streikgefahr: Für Bremen noch offen.

8 Lebensmittelbranche: Erster Warnstreik schon durch

Das neue Hochregallager des neuen Unternehmen Vilsa von draußen.
Beim Mineralwasser-Abfüller Vilsa legten MItarbeitende in der ersten Januarwoche 2024 die Arbeit nieder. Bild: Radio Bremen

In zahlreichen auch für die Region Bremen bedeutsamen Lebensmittelbetrieben stehen ab Januar ebenfalls Tarifverhandlungen an. Dazu zählen der Kaffeeröster Jacobs, die Rolandmühle, der Tiefkühlwarenproduzent CSM (Baker & Baker) oder der Mineralwasserabfüller Vilsa.

Streikgefahr: Der erste Warnstreik der Branche in diesem Jahr fand bereits am vergangenen Mittwoch, 3. Januar, im Vilsa-Werk in Bruchhausen-Vilsen statt. Dort legten Mitarbeitende für einige Stunden ihre Arbeit nieder.

9 Privatbanken: Postbank im Fokus

Verdi und der Deutsche Bankangestellten-Verband (DBV) haben sich mit der Deutschen Bank auf Tarifverhandlungen ab Januar geeinigt. Ein Schwerpunkt ist die Konzerntochter Postbank. Verdi fordert für die rund 12.000 Deutsche-Bank-Beschäftigten mit einem Postbank-Tarifvertrag 15,5 Prozent mehr Gehalt. Die Gespräche sollen nach Gewerkschaftsangaben bis Ende März abgeschlossen sein.

Streikgefahr: Sollten die Verhandlungen stocken, dürften Warnstreiks vor allem Postbank-Kunden betreffen.

10 Chemie: Tarifrunde für 585.000 Beschäftigte

Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) wird Ende Januar die Tarifrunde für die rund 585.000 Beschäftigten in der chemisch-pharmazeutischen Industrie mit den Arbeitgebern der Branche beginnen. Im Land Bremen ist diese Branche allerdings nicht so sehr vertreten.

Streikgefahr: Für Bremen gering.

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 5. Januar 2024, 7:40 Uhr