Bei Werder-Legende Höttges lagen die Schätze im Keller
Trophäen, Trikots, WM-Medaillen – Horst-Dieter Höttges hat als Fußball-Profi alles gesammelt. Nun versteigern seine Söhne viele besondere Stücke für einen guten Zweck.
Es ist eine Aufgabe, die sich viele erwachsene Kinder gerne ersparen würden. Den Haushalt der Eltern auflösen zu müssen.
Andree und René Höttges hatten es auch länger vor sich hergeschoben. Doch irgendwann wurde der Schritt unausweichlich.
Ihr Vater, Werders Fußball-Legende und Weltmeister von 1974, ist inzwischen 79-Jahre alt und leidet wie seine Frau an Demenz.
Die Söhne haben die Eltern in einem Bremer Seniorenheim untergebracht, das Haus sollte verkauft werden.
"Das ist eine kleine Sensation"
"Wir wollten nicht, dass etwas Wichtiges wegkommt, daher haben wir uns Unterstützung geholt", erzählt Andree Höttges im Gespräch mit dem Sportblitz. Seit 30 Jahren ist er mit Trödel-Experte Marco Heuberg befreudet, der durch die RTL-Sendung "Der Trödeltrupp – Das Geld liegt im Keller" deutschlandweit bekannt geworden ist.
Auch bei Höttges im Keller wurde Heuberg fündig. "Da stand auf einmal so eine große Sporttasche vor mir und als ich sie aufmache, dachte ich, ich sehe nicht richtig", erzählt der Trödel-Experte im Sportblitz. Denn in der Tasche befanden sich die Trikots von Höttges' Abschiedsspiel bei Werder aus dem Jahr 1979 – jedes einzelne von allen Spielern signiert.
Fußball-Sammler gibt es wie Sand am Meer. Und wenn man dann solche Asbach-uralt-Trikots aus der Tasche zieht, die zum Teil signiert sind, oder ein Deutschland-Trikot, in dem gespielt wurde, dann ist das eine kleine Sensation.
Trödel-Experte Marco Heuberg im Sportblitz
Diese Highlights von Werder-Legende Höttges kommen unter den Hammer
1973 kredenzte der DFB Schildkrötensuppe
Und bei dieser kleinen Sensation blieb es nicht, als sie den Keller weiter durchforsteten. Höttges war 1965 mit Werder Deutscher Meister geworden, spielte 420 Mal in der Bundesliga, wurde Werders Ehrenspielführer und 1966 Vize-Weltmeister, 1972 Europameister und lief 66 Mal für die Nationalmannschaft auf. "Mein Vater hat von allen Reisen von überall etwas mitgebracht", erzählt Andree Höttges, "aber, dass es so viel war, wusste ich auch nicht."
Trikots, Wimpel, Medaillen, Programmhefte, Fotos, Eintrittskarten, WM-Maskottchen, Fußbälle, Ehrenkrüge – es gibt nichts, das Höttges nicht gesammelt und sich vor allem von den Beteiligten immer unterschreiben ließ. Sogar Menükarten. So erfahren wir, dass es beim Weihnachtsessen des DFB 1973 halben Hummer und Schildkrötensuppe zu essen gab und dass auch Franz Beckenbauer und Helmut Schön dabei waren und ihr Autogramm bei Höttges hinterließen.
WM-Medaille von 1974 als Auktions-Highlight
"Mein Vater hat die Sachen gesammelt, weil er immer etwas damit machen wollte", sagt Andree Höttges, "und das setzen wir jetzt für ihn um." Am 11. Dezember werden sie mit Hilfe von Heuberg im Deutschen Fußball-Museum in Dortmund über 400 Exponate aus Höttges' Sammlung für einen guten Zweck versteigern.
Die WM-Medaille von 1974 ist das absolute Highlight. Es ist die erste, die öffentlich zum Verkauf angeboten wird. Und es gibt ein Presseheft zum Spiel Deutschland gegen die DDR, in dem jeder DDR-Spieler unterschrieben hat. So etwas hat die Welt noch nicht gesehen.
Trödel-Experte Marco Heuberg im Sportblitz
Für Andree und René Höttges war es gar nicht so einfach, jene Dinge auszusuchen, von denen sie sich trennen würden. "Es war schwierig, auch weil unser Vater nicht mehr so daran teilhaben kann." Sie behielten Stücke, an denen ihre persönlichen Erinnerungen hingen. Höttges' Trikot aus seinem Abschiedsspiel kommt beispielsweise nicht unter den Hammer.
Über 400 Exponate werden versteigert
"Aber so entstand schon mal die Idee, an wen das Geld gehen könnte", sagt Andree Höttges. Beim Spiel damals stand "Ein Herz für Kinder" schon Pate, 50 Prozent der Erlöse sollen der Organisation nun zugute kommen.
"Aber wir wollen auch Bremer Projekte wie die Kinder- und Jugendfarm in Habenhausen unterstützen", sagt Andree Höttges, "daher hoffen wir, dass wir eine große Summe bei der Auktion einsammeln können."
Bei vielen dieser über 400 Exponate dürfte es den Sammlern bereits jetzt in den Fingern kribbeln. Gut möglich, dass einige Stücke weit über dem Schätzwert versteigert werden. Für die WM-Medaille von 1974 liegt die Schätzung bei 25.000 Euro. Für die unterschriebene Menü-Karte könnte es immerhin 200 Euro geben. Wichtig ist aber dabei vor allem eines: Alles passiert im Sinne von Horst-Dieter Höttges.
Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 6. Dezember 2022, 18:06 Uhr