Böse Überraschung vor Tanz-WM: Grün-Gold muss improvisieren
Falscher Boden, kleinere Tanzfläche und das Team nicht in Bestform: Trainer Roberto Albanese kämpft in Hongkong kurz vor der WM mit jeder Menge unerwarteter Probleme.
Eigentlich hatte die Bremer Abenteuerreise problemlos begonnen. Der Grün-Gold-Club war Freitagnacht in Hongkong angekommen — nach einem Tag Anreise über Hamburg, Dubai bis zur Millionenmetropole. Alle Koffer da, alle Mitreisenden auch. Also sollte am Samstag die finale Vorbereitung vor der Weltmeisterschaft beginnen – doch auf den Titelverteidiger warteten ein paar böse Überraschungen.
Die erste dämpfte bereits etwas die Stimmung bei den Bremern. Der Boden in der Schulturnhalle, die dem Grün-Gold für das Training zur Verfügung steht, hatte keinen Parkett-, sondern PVC-Boden. Schlimmer aber war die Nachricht, die das Team von Trainer Roberto Albanese dann erhielt: Der Boden in der Wettkampfhalle ist auch nicht so, wie erwartet.
Grün-Gold muss die Laufwege neu einüben
Dass die Tanzfläche statt der üblichen 16 Meter nur 14,5 Meter breit ist, wusste Albanese bereits. Und das sollte für die neue GGC-Choreografie "Freedeom and Peace" dennoch kein Problem sein, wie der Coach noch beim Abschlusstraining in Bremen versicherte. Nun aber kam folgendes Problem hinzu: "Die Parkettplatten sind nur 90 mal 90 Zentimeter und nicht ein Meter mal ein Meter Länge mal Breite", erklärte Albanese am Samstag buten un binnen.
So mussten vor dem Beginn des Trainings erst einmal Zollstock und die Klebebandrolle her. Genau abgemessen wurden die 90-Zentimeter-Markierungen rund um die Tanzfläche auf den PVC-Boden geklebt. Die Grün-Gold-Formation muss sich nun komplett neu orientieren.
Das Vertraute und Eingeübte ist erstmal weg
"Das bedeutet, wenn wir Wege gehen, zum Beispiel muss man von Punkt null sechs Meter zur Seite rausgehen, sind das nur noch 5,50 Meter. Die Wege verschieben sich alle. Und die Abstimmung, die sie blind gewohnt waren, müssen neu optimiert werden", erklärte Albanese die Problematik. Besonders beim Formationstanzen, bei dem es auf Synchronität, Abstände und Laufwege ankommt, sind Automatismen entscheidend. Und die Parkettplatten sind eine sehr wichtige Orientierungshilfe. Für die Bremer ist alles Vertraute und mühsam Eingeübte nun erst einmal obsolet.
"Das Team muss sich daran gewöhnen, dass es nicht die gewohnten Laufwege geht und sich alles gedrückter und enger anfühlt auf der Fläche", so Albanese: "Das müssen wir jetzt trainieren." Ob das schwierig sei in der kurzen Zeit bis zum WM-Beginn? "Für schlechte Mannschaften ja, für gute Mannschaften nicht. Hoffe ich zumindest", antwortete Albanese mit einem kleinen Augenzwinkern.
Albanese: "Das wird ein schwieriges Turnier"
Doch der Humor verging dem Erfolgscoach dann, als das Training begann. Albanese war mit der Leistung seines Team überhaupt nicht zufrieden. Und seinen Unmut machte er seinen Tänzerinnen und Tänzern dann auch sehr deutlich klar.
Ich muss sie jetzt jedes Mal wirklich pushen, dass sie trotz Jetlag auch wach sind. Und dass sie wissen, dass es ein schwieriges Turnier wird, weil sich der Körper nicht so anfühlt wie in Bremen, in der gewohnten Halle, zu den gewohnten Trainingsszeiten. Wir tanzen komplett zeitversetzt.
GGC-Trainer Roberto Albanese bei buten un binnen
Die Kritik half, aber wohl auch der Wechsel des Trainingsortes. Albanese hatte am Nachmittag noch eine zweite Einheit angesetzt, dort klappte vieles schon besser. Doch nur noch ein Tag bleibt den Bremern, damit die Choreografie mit den neuen Abständen perfekt sitzt.
Und das trotz siebenstündiger Zeitverschiebung, trotz drückender Luftfeuchtigkeit in Hongkong, trotz des enormen Drucks, der auf dem zwölfmaligen Weltmeister lastet. In der Vergangenheit war es jedoch oft eine Stärke des Grün-Gold-Clubs, an Schwierigkeiten zu wachsen. Die Bremer hoffen, dass es am Montag wieder so sein wird.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 16. Dezember 2023, 19:30 Uhr