TSG Bremerhaven ist der große Verlierer der Tanz-Farce
Der Deutsche Tanzsportverband gab in der Causa WM-Nominierung ein schwaches Bild ab. Leidtragende sind nach dem DM-Drama mit Rang drei nun die Bremerhavener.
Hängende Köpfe statt Höhenflug, bei der TSG Bremerhaven war am Samstagabend die Enttäuschung groß. Den dritten Rang hatten sie mit "Top Gun" bei der Deutschen Meisterschaft erreicht, doch das war eben ein Platz zu wenig, um den Traum von der WM noch wahr zu machen.
"Wir wollen zeigen, dass wir die Nummer zwei in Deutschland sind", hatte Trainer Mathias Beutler im Vorfeld fast schon ein bisschen trotzig angekündigt. Und die Bremerhavener sind nur knapp daran gescheitert.
Wir sind alle etwas sprachlos. Die Enttäuschung ist groß, aber wir sind auch stolz auf die Leistung der Mannschaft. Für uns hat es nur zu Platz drei gereicht. Alles, was vorher passiert ist, hat auch etwas damit zu tun gehabt.
Lars-Ole Rühmann, Trainer TSG Bremerhaven, bei buten un binnen
Buchholz darf über WM-Platz jubeln
Aber der Druck war außergewöhnlich hoch für sie gewesen, denn innerhalb von 24 Stunden hatte sich die TSG-Welt um 180 Grad gedreht. Bis zum Tag vor der DM waren die Bremerhavener noch sicher für die WM am 18. Dezember in Hongkong nominiert – am Freitagabend kam die Entscheidung des Sportgerichts: alles auf Anfang. Die WM-Startplätze würden erst am Samstag bei der DM ausgetanzt werden.
Während unserer Stellprobe am Freitagabend kam die Nachricht, dass der WM-Platz aberkannt ist. Das macht natürlich etwas mit dem Team. Das war sportlich nicht fair so.
Lars-Ole Rühmann, Trainer TSG Bremerhaven, bei buten un binnen
Auf einmal ging es in Braunschweig um alles oder nichts für die Bremerhavener – und dann standen sie plötzlich wirklich mit leeren Händen da. Blau-Weiss Buchholz durfte nicht unverdient jubeln über Platz zwei. Die TSG war mit dem verlorenen WM-Startplatz der tragische Verlierer – der Deutsche Tanzsportverband (DTV) jedoch der weit größere Verlierer.
DTV-Präsidium schweigt
Und am Ende dieser unwürdigen Hängepartie passte es dann auch ins Bild, dass der Präsident des DTV, Tim Rausche, und der Sportwart Ivo Münster erst gar nicht bei der DM der Lateinformationen erschienen waren. Sie waren bei anderweitigen Tanzveranstaltungen. Nach dem Aufruhr, den auch die mangelnde Kommunikation des Verbandes in der Tanzsport-Welt ausgelöst hatte, wäre eine Terminänderung sicherlich sinnvoll gewesen. Schon allein, um das ramponierte Image etwas aufzupolieren und um vor allem bei den Akteuren die Wogen zu glätten. Schließlich war den Tänzerinnen und Tänzern in den vergangenen Tagen einiges zugemutet worden.
Zunächst ließ man von Verbandsseite verlauten, dass man sich wohl Anfang nächster Woche äußern wolle. Ganz entspannt, als stünde ja nichts Wichtiges auf der Agenda. Dann folgte am Sonntag doch noch eine Pressemitteilung, in der man den Entscheid des Sportgerichts offiziell akzeptiert.
WM-Nominierung wird zum Debakel für DTV
Doch die Causa WM-Nominierung hatte sich für den Verband zu einem völligen Debakel entwickelt und wirft ein schlechtes Licht auf die interne Kommunikation wie auch die Außendarstellung des DTV-Präsidiums. Dieses beruft sich in seiner Pressemitteilung jedoch darauf, "gemäß den vorliegenden Regularien" die Nominierungsentscheidung getroffen zu haben. Dass man mit dem Grün-Gold-Club und der TSG Bremerhaven die Erst- und Zweitplatzierten der Deutschen Meisterschaft 2022 für die WM in Hongkong nominierte, machte der DTV aber nicht wirklich transparent.
Bei der Nominierung hatte man sich auf den Ausnahmefall in der Tanzsportordnung berufen, aber wie sich nun herausstellte, offenbar nicht beim WM-Ausrichter ausreichend nachgehakt, ob die frühe Nominierungsfrist wirklich bindend sei. Buchholz hatte dieses Prozedere beim Sportgericht prüfen lassen. Im Sinne des fairen, sportlichen Wettbewerbs.
"Offener Wettkampf für alle Teams"
"Jedes Team hat die Chance verdient, sich für die WM zu qualifizieren", sagte Olaf Steffen, der Abteilungsleiter von Blau-Weiss Buchholz. Und so hoch der Stresspegel in den vergangenen Wochen aufgrund der Klage auch gewesen war – Buchholz behielt die Nerven und nutzte seine Chance. Zum Leidwesen der Bremerhavener. Für die junge Formation war die Aussicht auf das Turnier ist Hongkong das große Ziel.
Die Nominierung war ein Riesen-Ansporn, so eine Reise erlebt man vielleicht nur einmal im Leben. Und das so kurz vor dem Ziel weggenommen zu bekommen, ist hart. Das dürfte so nicht passieren.
Lars-Ole Rühmann, Trainer TSG Bremerhaven, bei buten un binnen
Buchholz fühlte mit der TSG, gegen sie war die Klage nicht gerichtet gewesen. "Zwischen der Bremerhavener Mannschaft und uns gibt es nichts Negatives", betonte Buchholz-Trainerin Franziska Becker im NDR: "Es ging immer nur darum, dass es für alle Teams ein offener Wettkampf ist." Der wurde es, aber wie in jeden Wettkampf muss es am Ende auch einen Verlierer geben. In diesem Fall gab es allerdings zwei.
Ergebnis Finale der Lateinformationen:
Platz | Team | Choreografie | Wertungspunkte |
---|---|---|---|
1. | Grün-Gold-Club Bremen A | Freedom and Peace | 33,96 |
2. | Blau-Weiß Buchholz A | Made to love | 32,11 |
3. | TSG Bremerhaven A | Top Gun | 31,23 |
4. | TSG Bietigheim A | Heart and Soul | 30,07 |
In der Zwischenrunde ausgeschieden: | Dreams | ||
TSC Residenz Ludwigsburg A | Change | ||
1. Latin Team Kiel A | |||
Ausgeschieden in der Vorrunde: | |||
VfL Bochum 1848 TSA A | I'm alive | ||
TSC Rot-Gold Casino Nürnberg A | James Bond |
Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit Sportblitz, 12. November 2023, 19:30 Uhr