Bremer Grün-Gold-Club löst mit Bundesliga-Sieg das Ticket zur Tanz-WM
Zum Saisonabschluss hat die Bremer Lateinformation die Heim-Kulisse noch einmal mitgerissen, ein würdiger Abschied für Kapitän Spiro. Aber die TSG Bremerhaven haderte.
Der Goldflitter-Regen wollte gar nicht mehr aufhören auf das Parkett in der Bremer Messehalle sieben herunter zu regnen. So viele Gründe gab es für den Grün-Gold-Club an diesem Samstagabend, sich von der tollen Heimkulisse frenetisch feiern zu lassen.
Sieben Mal die Eins hatte die Lateinformation von Trainer Roberto Albanese beim fünften und letzten Turnier der Saison mit zwei furios-fehlerfreien Durchgängen ertanzt und damit diese Bundesliga-Saison souverän gewonnen. Der Lohn: Grün-Gold hat sich das Ticket für die Weltmeisterschaft im Dezember in Wien gesichert.
Wir haben zum Saisonabschluss bei dieser fantastischen Atmosphäre nochmal super abgeliefert. Die Mannschaft war emotional gut drauf, war sehr geschlossen und hat versucht, nochmal alles für sich selbst und für das tolle Publikum zu geben. Und das ist ihnen gelungen.
Grün-Gold-Trainer Roberto Albanese
Emotionaler Abschied von Kapitän Spiro
Nachdem die Bremer beim vergangenen Turnier fünf neue Tänzerinnen und Tänzer in die Formation integriert und dadurch nur fünf Einsen kassiert hatten, demonstrierte Grün-Gold nun wieder mit seiner WM-Stammformation, dass man national das Maß der Dinge im Tanzsport ist.
Zum Abschluss einer zehrend-langen Saison, bei der die Bremer zudem ihren 13. WM- und 18. DM-Titel gewonnen hatten, wollten sie aber auch für einen unter ihnen einen besonders guten Auftritt aufs Parkett legen: Kapitän Michel Spiro. Denn für den 23-Jährigen war sein 56. auch sein letztes Turnier. Sein Job als Lehrer fordert ihn zu sehr – und alleine 370 Schüler und Kollegen seiner Schule waren neben Freunden und Familie gekommen, um dieses Finale mit ihm zu feiern.
Für mich war es heute der Zirkelschluss, denn ich hatte mein allererstes Turnier in Halle sieben mit dem F-Team und zehn Jahre später endet es hier. Ich habe mich gefreut, dass so viele gekommen sind, es war ein runder Rahmen und sehr emotional für mich. Und wir haben zum Glück noch zwei sehr gute Durchgänge abgeliefert.
Grün-Gold-Kapitän Michel Spiro
Spiro: "Wenn ich das schaffe, schafft ihr das auch"
In den Goldflitter-Regen mischten sich bei Grün-Gold die Freuden- mit anderen Tränen. Auch bei Spiro. Doch er fing direkt mit dem an, was er künftig tun will: Kinder vom Tanzen begeistern. "Wenn ich das mit 14 Jahren geschafft habe, dann schafft ihr das auch", gab er nicht nur seinen zahlreichen Schülerinnen und Schülern mit auf den Weg, "fangt auch an zu tanzen, das ist ein toller Sport."
Und Albanese lässt einen wie Spiro nur ungern gehen. "Michel ist immer ein sehr verantwortungsbewusster Tänzer gewesen, zum Team, zu sich und zu uns", sagte er und bedauerte: "Es ist schade." Doch Albanese ist bereits seit 25 Jahren Trainer des A-Teams, der stete Wechsel gehört eben dazu. "Ich habe viele Kapitäne von Bord gehen sehen und das Schiff steht immer noch wie eine Eins."
Albanese: "Schöne Wertschätzung für uns"
Es wird weitergehen beim Grün-Gold-Club und es wird auch mit dem Erfolgs-Trainerteam weitergehen. Denn gerade, als die Tränen bei Albanese etwas getrocknet waren, wurde er gemeinsam mit seiner Frau Uta und Sven Emmrich mit einer besonderen Auszeichnung überrascht – der goldenen Ehrennadel des Vereins. Die war in 92 Jahren erst 31 Mal vergeben worden. "Ihr habt es mehr als verdient", lobte der GGC-Vorsitzende Jens Steinmann das Trainertrio.
"Ich hatte davon nichts gewusst", sagte Albanese, "aber es ist eine schöne Wertschätzung für uns, weil wir tausende Stunden nebenbei für diesen Klub arbeiten, machen und tun." Überrascht und gewertschätzt fühlte sich schließlich auch noch Tänzerin Tabea Horstmann, die an diesem Abend ihr 50. Turnier getanzt hatte.
TSG Bremerhaven wird nur Vierter
Wenig gewertschätzt fühlte sich an diesen Grün-Goldenen Jubelabend dagegen die Lateinformation der TSG Bremerhaven. Zum zweiten Mal in Folge war die Mannschaft von Lars-Ole Rühmann mit "Top Gun" nur auf den vierten Platz gewertet worden. Bei der Siegerehrung verzichteten die Bremerhavener darauf, sich wie alle anderen Formationen noch einmal vorne am Parkett dem Publikum zu zeigen und sich zu verbeugen. Stattdessen blieben sie in ihrer Reihe stehen. In der Gesamtwertung wurden sie Dritter.
Am Kräfteverhältnis hinter Grün-Gold war jedoch nicht zu rütteln. Blau-Weiss Buchholz hatte mit "Made to love" in Bremen und in der Gesamtwertung den klaren zweiten Platz ertanzt. Nach den Turbulenzen um die WM-Qualifikation der Norddeutschen im vergangenen Winter hatte die Formation von Trainerin Franziska Becker ihre Position als erster Herausforderer der Bremer auch in der Bundesliga überzeugend untermauert.
Ich habe Buchholz als stärksten Verfolger in den ersten Turnieren gesehen und das hat sich bestätigt. Und Leistungsdruck ist für uns immer gut. Aber mir ist egal, wer vor oder hinter mir steht, den größten Leistungsdruck mache am Ende immer ich selbst.
Grün-Gold-Trainer Roberto Albanese
Nur eine kurze Verschnaufpause
Der hohe, selbstgesetzte Leistungsdruck hat jedoch einen Preis: Ermüdung. Und so ist die Bremer Formation froh, über eine kurze Verschnaufpause, bis die Arbeit an den Änderungen ihrer Choreografie "Freedom and Peace" schon fast direkt weitergeht.
Der umtriebige Albanese sehnt sich nach einem weiteren Wettkampfwochenende ebenfalls nach wenigstens "fünf Tagen Pause, um ein bisschen runterzukommen". Denn der Erfolgscoach sei "nur auf 200 Puls". Für die ausgelassene Abschlussfeier in der Tanzarena war bei den erschöpften Bremern aber noch genug Puls da, um die Nacht zum Tag zu machen.
Ergebnis Bundesliga-Finale der Lateinformationen:
Platz | Team | Choreografie | Wertung |
---|---|---|---|
1. | Grün-Gold-Club Bremen A | Freedom and Peace | 1 1 1 1 1 1 1 |
2. | Blau-Weiss Buchholz A | Made to love | 2 2 3 2 3 2 2 |
3. | TSG Bietigheim A | Heart and Soul | 4 3 2 4 2 3 4 |
4. | TSG Bremerhaven A | Top Gun | 3 4 4 3 4 5 3 |
5. | TSC Rot-Gold Casino Nürnberg A | James Bond | 5 5 5 5 5 4 5 |
Kleines Finale: | |||
6. | TSC Residenz Ludwigsburg A | Change | 1 1 1 1 2 2 1 |
7. | VfL Bochum 1848 TSA A | I'm alive | 2 2 2 3 1 3 3 |
8. | 1. Latin Team Kiel A | Dreams | 3 3 3 2 3 1 2 |
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit Sportblitz, 10. März 2024, 19:30 Uhr