Bremerin hofft auf erste EM-Medaille im Rollstuhlrugby seit 16 Jahren
Bremer Para-Sportlerin hofft bei Rollstuhlrugby-EM auf Medaille
Mascha Mosel steht mit dem deutschen Team nach zwei Gruppensiegen im Halbfinale – die WM-Quali ist damit schon perfekt. Doch das Team will in Den Haag noch mehr.
Mascha Mosel liebt es, wenn es quietscht und ordentlich kracht. Und daher ist die 21-jährige Bremerin genau richtig beim Rollstuhlrugby. Die Studentin ist eine von zwei Frauen, die in der deutschen Nationalmannschaft mitmischen.
Viele denken, das ist voll der gefährliche Sport und man verletzt sich oft. Das ist aber nicht so.
Para-Sportlerin Mascha Mosel
Erst vor vier Jahren hat Mosel diesen Sport für sich entdeckt, der auch im Para-Bereich ein Alleinstellungsmerkmal hat. Denn ansonsten gibt es keine gemischten Teams außerhalb der Mixed-Wettbewerbe.
Schwere Gruppe, starker Start
Mosel ist als Ergänzungsspielerin schnell zu einer festen Größe im deutschen Team geworden. Und so ist sie auch in dieser Woche besonders gefordert: Im niederländischen Den Haag läuft noch bis zum 27. April die Rollstuhlrugby-Europameisterschaft.
Teams bei der Rollstuhlrugby-EM 2025 in Den Haag:
Gruppe A | Gruppe B |
---|---|
Polen | Schweden |
Dänemark | Deutschland |
Großbritannien | Frankreich |
Schweiz | Niederlande |
Der Auftakt war dem deutschen Team am Mittwoch mit einem 55:46-Sieg gegen Gastgeber Niederlande bereits gelungen, am Donnerstag legte die Mannschaft von Cheftrainer Christoph Werner nach – mit 56:39 gewannen die Deutschen souverän gegen Schweden.
Die Überlegenheit war gegen Außenseiter Schweden so groß, dass Werner sogar ein paar taktische Varianten und personelle Konstellationen ausprobieren konnte, ohne den Sieg zu gefährden. Auch Mosel war nach dem zweiten Gruppenspiel sehr zufrieden.
Es lief heute richtig, richtig gut. Wir konnten von Anfang an aggressiv und mit voller Power ins Spiel reingehen, es war eine richtig gute Teamleistung von uns. Es hat sehr viel Spaß gemacht und wir haben gezeigt, was wir können.
Para-Sportlerin Mascha Mosel
Mit Halbfinaleinzug ist die WM-Quali perfekt

Acht Teams spielen in Den Haag in zwei Gruppen um den Titel und schielen erst einmal auf den Halbfinaleinzug. Denn so wäre die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2026 in Sao Paulo bereits perfekt. Darauf hoffte auch die deutsche Mannschaft.
"Dafür müssen wir gegen die Niederlande und/oder Frankreich gewinnen sowie auch unserer Favoritenrolle gegen Schweden gerecht werden", erklärte Werner vor dem EM-Start, "wir haben nicht gerade die leichtere Gruppe erwischt."
Zuletzt 2009 deutsches EM-Bronze
Doch der Auftakt lief optimal und da zudem Frankreich am Donnerstagabend die Niederlage bezwang, hatte der Halbfinaleinzug und damit die WM-Quali für das deutsche Team schon vorzeitig geklappt.
So geht es am Freitag um 14 Uhr im letzten Gruppenspiel gegen Frankreich um den Gruppensieg. Am Samstag folgen die Halbfinals. Das deutsche Team aber möchte noch mehr, es hofft auf die erste Medaille seit 16 Jahren.
2009 hatte es zuletzt EM-Bronze gegeben. Ebenso lange hatte die Durststrecke seit den letzten Paralympics gedauert und den Schwung der Teilnahme in Paris im vergangenen Sommer wollen sie nun bei der EM mitnehmen.
Bremer mit 15 Jahren Jüngster im deutschen Team
"Zuletzt haben wir die Medaillenränge bei Europameisterschaften zweimal nur knapp verpasst", betonte Werner: "Das vergangene Jahr mit dem erfolgreichen Qualifikations-Turnier und den Paralympics hat uns in unserer Entwicklung enorm geholfen. Wir wollen diesmal zu gerne mit einer Medaille die Heimreise antreten."
16 Jahre ist EM-Bronze her – da war der Jüngste im deutschen Team noch gar nicht auf der Welt. Jonte Künzel ist 15 Jahre alt und gehört wie Mosel zum TSV Achim. Der Bremer Teenager ist der einzige Neuzugang im deutschen Team, Cheftrainer Werner setzt ansonsten in Den Haag auf bewährte Kräfte.
Jonte soll in erster Linie Erfahrungen sammeln und hineinschnuppern, um die Abläufe und das Team kennenzulernen. Er wird aber bestimmt auch Spielpraxis bekommen. Wir werden hoffentlich sehr lange sehr viel Spaß an ihm haben.
Cheftrainer Christoph Werner
Mosels Karriere nach Spendenaufruf gesichert
Spaß hat das deutsche Team bisher in Den Haag und besonders Mascha Mosel ist dankbar, dass sie bei dieser EM dabei sein kann. Denn in den vergangenen Monaten hatte die Bremerin verzweifelt mit der Bürokratie gekämpft, um Unterstützung für die Finanzierung eines umgerüsteten Autos zu bekommen. Durch einen Sauerstoffmangel bei der Geburt ist ihre Bewegung gestört. Ohne eigenes Auto hätte sie künftig nicht mehr zum Training kommen können, es wäre das Aus für ihre sportliche Karriere gewesen.
Doch ein Spendenaufruf half schließlich, es kam weit mehr Geld zusammen, als Mosel gebraucht hätte. "Ich bin jedem einzelnen Spender zutiefst dankbar, ihr habt mir so viel Freiheit geschenkt." Dass das Auto knapp nicht mehr fertig wurde, um selbst nach Den Haag zu fahren, schmälert Mosels Freude überhaupt nicht. Sie kann weitermachen mit ihrem Rollstuhlrugby, das ist das Wichtigste – und mischt im nächsten Jahr bei der WM mit.
Diese Bremerin mischt im Rollstuhl-Rugby bei den Paralympics mit
Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 24. April 2025, 18:06 Uhr