Warum ist Bremen kein Bundesliga-Standort im Männer-Handball?
Männer-Handball spielt in Bremen nur eine Nebenrolle. Dank seiner Lage, der Bundesliga-Tradition und einiger Talente hat Bremen als Handball-Standort aber durchaus Potenzial.
Wer in Bremen ein Handball-Spiel auf hohem Niveau sehen will, der geht zu den Werder-Frauen oder zu den A-Jugendlichen vom HC Bremen. Während die grün-weißen Handballerinen in der 2. Liga mitmischen, gehen die Talente aus Hastedt sogar in der Jugend-Bundesliga auf Torejagd. Im Herren-Bereich spielt Handball in Bremen jedoch nur eine Nebenrolle: Die am höchsten auflaufenden Teams mischen allesamt in der Oberliga mit – eine verpasste Chance, wie mancher Handballer findet.
Angesichts der geografischen Lage und der Handball-Geschichte, die diese Stadt hat, könnte Bremen auch ein Bundesliga-Standort sein.
Tim Schulenberg, Stützpunkttrainer des Bremer Handballverbands, zu buten un binnen
Zum WM-Testspiel kamen fast 9.000 Zuschauer nach Bremen
Dabei blickt der Bundesliga-Handball bei den Herren in Bremen auf eine gewisse Tradition. So füllte der TV Grambke in den 1970er-Jahren bei seinen Heimspielen manches Mal die Bremer Stadthalle. Sogar mehrere Nationalspieler gingen aus den Reihen des Vereins aus dem Bremer Norden hervor. Nach insgesamt sechs Erstliga-Jahren mit Auf- und Abstiegen verschwand der Klub jedoch endgültig von der Bundesliga-Bildfläche.
Bis heute geblieben ist hingegen die Begeisterung für den Sport: Als die deutsche Nationalmannschaft vor einem Monat in der ÖVB-Arena ein WM-Testspiel absolvierte, waren die fast 9.000 Tickets schon frühzeitig vergriffen. Bundesligatauglich sind die aktuellen Voraussetzungen in der Stadt allerdings nicht – zumindest nicht bei den Herren. "Wir brauchen erst einmal eine vernünftige Halle, in der man auch Bundesliga-Handball spielen kann, und entsprechende Sponsoren, die so etwas finanzieren", betont Schulenberg.
An sportlichen Talenten mangelt es Bremen jedenfalls nicht. Jüngstes Beispiel für die gute Jugendarbeit, die in Bremen geleistet wird, ist Miro Schluroff: Der 22-Jährige, der in jungen Jahren für den HC im Rückraum auflief, steht inzwischen beim Traditionsverein VfL Gummersbach unter Vertrag. Mit Finn Lemke mischt ein weiterer Handballer, der die ersten Karriereschritte in der Region unternahm, in der Bundesliga mit. "Im Jugend-Bereich ist Bremen sehr gut aufgestellt, die Talente sind da", sagt der Kapitän der MT Melsungen.
Allerdings gehen die Spieler dann schnell zu anderen Vereinen, weil das Angebot in Bremen noch nicht so ansprechend ist, damit sie langfristig bleiben.
Handball-Nationalspieler Finn Lemke zu buten un binnen
Fußball hat in Bremen weiterhin oberste Priorität
Doch nicht nur die besseren Bedingungen andere Vereine machen dem hiesigen Handball-Standort zu schaffen. Konkurrenz kommt vor allem vom Fußball, der in Bremen immer noch über allem steht. "Andere Sportarten, die eher aus der Nische kommen, haben es schwer, sich hier zu stabilisieren", sagt Lemke.
Ähnliches berichtet auch Ralf Fricke, Präsident des HC: "Wenn man in Bremen zu Firmen kommt, die einem helfen könnten, waren zumeist die Grün-Weißen schon da." Trotz der eher bescheidenen Möglichkeiten vor Ort hat Fricke noch Hoffnung, dass Bremen eines Tages auch bei den Männern zu einem Bundesliga-Standort aufsteigen könnte.
Wenn in Bremen Spitzen-Handball stattfindet, kommen schnell mindestens 5.000 Zuschauer zusammen. Mit dieser Begeisterung und den nötigen Sponsoren lässt sich so in Bremen mittelfristig auch eine Bundesliga-Mannschaft finanzieren.
Ralf Fricke, Präsident des HC Bremen, zu buten un binnen
Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit Sportblitz, 8. Februar 2023, 19:30 Uhr