Werders Mentalcoach lobt Ex-Bremer: "Man hat diesen Hunger gesehen"

Yasin Seiwasser, Mentaltrainer bei Werder Bremen, lächelt.
Werders Mentalcoach Yasin Seiwasser kommt ursprünglich aus dem Kampfsport. Bild: Radio Bremen

Mit Fußball hatte Mentalcoach Yasin Seiwasser nichts am Hut. Dann, im Herbst 2021, kam der Kontakt und wenig später die Zusammenarbeit mit Werder Bremen zustande.

"Wenn du negative Gedanken hast", sagt Werders Geschäftsführer Fußball Clemens Fritz, "kannst du nicht dein komplettes Leistungspotenzial abrufen." Diese Erkenntnis hat Werder vor knapp drei Jahren dazu veranlasst, einen Mentaltrainer zu engagieren: Yasin Seiwasser.

Im Vorfeld seines Engagements schaute sich Seiwasser "zwei, drei" Werder-Spiele an, um einen Eindruck von der damaligen Zweitligamannschaft zu bekommen. "Sie waren gut", sagt Seiwasser, aber bei Rückschlägen innerhalb der Spiele fehlte ihm der Glaube und der Kampfgeist innerhalb des Teams: "Das Selbstbewusstsein ist in den Keller gesunken."

Yasin ist einer der Bausteine, der dazu beitragen soll, dass wir erfolgreichen Fußball spielen.

Clemens Fritz, Werder Bremen

Seitdem versucht Seiwasser, mit den Spielern an ihrer Einstellung zu arbeiten, ihnen Atemtechniken beizubringen. Seine Aufgabe sei es, die Spieler "zu festigen, sie mental zu stärken". Selbstbewusstsein dürfe jedoch nicht mit Selbstüberschätzung verwechselt werden, betont Seiwasser.

Werders Profis sollen ihre Ängste überwinden

Seiwassers Angebot an die Spieler ist freiwillig. Er bietet sowohl Einzelsitzungen als auch Gruppencoachings an.

Er selbst kommt aus dem Kampfsport, war schon früh auf der Suche nach Selbstoptimierung. "Wir sind Menschen mit Emotionen und vielen Gedanken pro Tag. Wir haben siebzig- bis achtzigtausend Gedanken pro Tag – und die beeinflussen unsere Emotionen und unsere Energie." Sein Leitspruch lautet: "Der Geist lenkt den Körper."

Wir denken, der Sieg wird am Spieltag entscheiden. Aber ich bin davon überzeugt, dass es immer vorher entschieden wird.

Yasin Seiwasser, Mentalcoach Werder Bremen

Inspiriert hat ihn das Buch "Der Pfad des friedvollen Kriegers". 13-mal las Seiwasser das Buch als Jugendlicher. "Bei dem Wort Krieger denkt man oft an den äußeren Kampf. Das war auch bei mir so. Aber dabei handelt es sich hauptsächlich um den inneren Kampf", erklärt er. Es gehe um die Bewältigung eigener Ängste, Sorgen und Zweifel. Nur so könne ein Sportler zum Champion werden.

Niclas Füllkrug nahm Mentaltraining in Anspruch

Zu Beginn seien es vor allem die Führungsspieler gewesen, berichtet Seiwasser, die seine Termine in Anspruch nahmen. Niclas Füllkrug zählte beispielsweise zu den Spielern, die Seiwasser regelmäßig aufsuchten. Füllkrug kam damals aus einer Verletzung, war unsicher, wie es für ihn weitergehen wird.

Niclas Füllkrug bei seinem letzten Spiel im Trikot des SV Werder Bremen in Freiburg.
Niclas Füllkrug bei seinem letzten Spiel im Trikot des SV Werder in Freiburg. Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

"Wir haben oft telefoniert, haben oft zusammen gearbeitet", erläutert Seiwasser und betont: "Man hat diesen offenen Geist und diesen Hunger gesehen." Beste Voraussetzungen, meint Seiwasser.

Im Anschluss ging es für Füllkrug sportlich noch einmal steil bergauf. Torschützenkönig in der Bundesliga, Berufung in die Nationalmannschaft und in den WM-Kader, Wechsel zu Borussia Dortmund, im Sommer 2024 dann der Wechsel in die Premier League zu West Ham.

Atemtechniken helfen Marco Friedl

Auch Marco Friedl vertraut auf Seiwasser. Werders Kapitän bekommt regelmäßig Übungen als "Hausaufgabe" – zur Verbesserung seiner Atemtechnik. Das gelinge ihm immer besser, meint Friedl.

Werder Marco Friedl geht in Freizeitkleidung über das Trainingsgelände.
Werders Kapitän trifft sich regelmäßig mit Werders Mentaltrainer Yasin Seiwasser. Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

"Im Fußball gibt es Phasen, wo du mal einen Eckball hast oder eine Verletzungsunterbrechung. Da kannst Du dich mal hinstellen auf den Platz und das mal machen", sagt er über das bewusste Atmen: "Drei-, viermal und dann merkst du auch, dass du vielleicht ein, zwei, drei Prozent mehr hast."

"Ich bin emotional und natürlich gibt es Momente, wo die Nerven blank liegen", beschreibt der Österreicher, "da bin ich schon gelassener geworden, sehe die Dinge mit einer anderen Sichtweise, als ich es früher getan habe." Friedls Fazit: "Den Weg, den ich mit Yasin gehe, hilft mit sehr viel."

Autor

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 24. September 2024, 18:06 Uhr