Werder Bremen trauert um "Eisenfuß" Höttges
Der Ehrenspielführer der Grün-Weißen und Weltmeister von 1974 Horst-Dieter Höttges ist im Alter von 79 Jahren gestorben. Das bestätigte der Verein am Montag.
Sie nannten ihn den "Eisenfuß", aus Zuneigung, fast schon Liebe. "Eisenfuß", es war ein Ehrentitel für Horst-Dieter Höttges. Der Abwehrrecke spielte nicht elegant, aber er hatte unendliche Kraft. Höttges krempelte für Werder Bremen und die Nationalmannschaft die Ärmel hoch, er arbeitete Fußball, er kämpfte, wühlte, biss, wollte. Er warf sich in den Dreck. Nun trauert Werder um das Klub-Idol – Höttges ist im Alter von 79 Jahren gestorben.
"Horst-Dieter Höttges hat eine erfolgreiche Ära mitgeprägt und mit der deutschen Auswahl die größten Titel gewonnen", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf.
"In Mannschaften, die im Rückblick vor allem für ihre Spielstärke gepriesen werden, war er der fleißige Arbeiter, dem kein Weg zu weit, kein Auftrag zu schwer war – und der damit seine Kollegen glänzen ließ", so Neuendorf weiter: "Ohne Spieler wie ihn kann keine Mannschaft erfolgreich sein. Sein Einsatz war vorbildlich, ebenso seine Leidenschaft und Hingabe. Horst-Dieter Höttges hat sich große Verdienste um den deutschen Fußball erworben." Auch Werder würdigte Höttges.
Mit Horst-Dieter Höttges verlieren wir einen der größten Werderaner aller Zeiten und einen der besten Fußballer, die es je in Deutschland gab. Sein Tod macht uns sehr betroffen und traurig. Der SV Werder Bremen wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald
Seeler über Höttges: "Er ging keinem Zweikampf aus dem Weg"
66 Länderspiele, deutscher Meister 1965, Europameister 1972 und Weltmeister 1974 - Höttges zählt zu den absoluten Werder-Legenden, war einer der großen Fußballer Deutschlands – aber nahm sich selber nicht so wichtig. "Niemand fühlte sich als Star oder versuchte, sich aus der Mannschaft hervorzuheben. Es herrschte ein ungeheurer Zusammenhalt", sagte Höttges einmal über die Zeit seiner Karriere. Mit 420 Bundesliga-Einsätzen steht es bis heute an der Spitze aller Bremer Feldspieler.
Und sein Ruf eilte dem kompromisslosen Abwehrspieler stets voraus, der Respekt der Angreifer war ihm stets sicher. "Er ging keinem Zweikampf aus dem Weg, kämpfte aber immer mit offenem Visier", sagte Uwe Seeler einmal. Und Bayern-Torjäger Gerd Müller meinte einst: "Er war einer der unangenehmsten Gegenspieler, gegen die ich antreten musste."
Trophäen und Trikots für guten Zweck versteigert
Es gab allerdings auch Spieler, die legten den Respekt vor dem "Eisenfuß" ab. Der Kölner Dieter Müller erzielte an einem denkwürdigen Mittwochabend am 17. August 1977 beim 7:2 gegen den SV Werder sechs Tore (Bundesliga-Rekord) als Gegenspieler von Höttges.
Im vergangenen Dezember hatten die beiden Söhne Höttges viele Trophäen, Trikots und weitere Erinnerungsstücke aus der Sammlung ihres Vaters für den guten Zweck versteigern lassen. Unter den 400 Exponaten befand sich auch dessen WM-Medaille von 1974. Bereits 1979 hatte Höttges die Einnahmen seines Abschiedsspiels für Hilfsorganisationen gespendet.
Vom Fußball und von Werder Bremen konnte die Werder-Ikone auch nach der Karriere nicht lassen, lange Zeit war er noch regelmäßig im Weser-Stadion zu Gast. Doch schon vor Jahren erkrankte der Bremer Ehrenspielführer an Demenz und lebte mit seiner Frau in einer Seniorenresidenz in der Nähe von Bremen. Zuletzt soll sich sein Gesundheitszustand stark verschlechtert haben. Am 22. Juni ist Höttges, der "Eisenfuß", gestorben.
Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 3. Juli 2023, 18:06 Uhr