Transfer-Wahnsinn in Saudi-Arabien: So erlebt es der Ex-Bremer Bauer
Die saudischen Klubs werfen derzeit mit Geld um sich und locken die Topstars aus Europa. Mit Robert Bauer ist auch ein einstiger Werder-Spieler nach Saudi-Arabien gewechselt.
Der Sommer ist im Fußball die Transferzeit, in der es heiß hergeht. Täglich checken viele Fans, wer zu ihrem Lieblingsklub kommen könnte oder womöglich noch geht. Vieles hat sich dabei auf dem Transfermarkt nach der englischen Premier League gerichtet, denn die englischen Klubs gehören meist privaten Investoren und erhalten viel höhere TV-Gelder als die Klubs in den anderen europäischen Ligen.
Nun haben aber selbst die Engländer durch die Klubs aus Saudi-Arabien enorme Konkurrenz erhalten. Diese mischen aktuell auf dem Markt stark mit und können noch einmal höhere Summen zahlen. Viele Spieler sind dabei mittlerweile schwach geworden. Den Anfang macht Weltstar Cristiano Ronaldo, der bereits im Winter zu Al-Nassr gewechselt ist. In diesem Sommer folgten nun weitere Topspieler wie Karim Benzema (von Real Madrid zu Al-Ittihad), Roberto Firmino (vom FC Liverpool zu Al-Ahli), Sergej Milinkovic Savic (Lazio Rom zu Al-Hilal) oder N'golo Kante (vom FC Chelsea zu Al-Ittihad).
Bauer lobt die Fußballkultur in Saudi Arabien
Mit Robert Bauer ist in diesem Sommer auch ein Ex-Bremer nach Saudi-Arabien gewechselt. Von 2016 bis 2019 stand der Verteidiger bei Werder unter Vertrag. Nun hat es ihn aus Belgien von St.Truiden zu Al-Tai gezogen. "Ich finde die ganze Kultur und Liga so interessant, dass ich vor zwei Jahren schon versucht habe, hierherzukommen", erzählt Bauer im Gespräch mit buten un binnen.
Da seine Frau aus Dubai stammt und dort aufgewachsen ist, habe ihn der Mittlere Osten schon länger gereizt. Dass in Europa mit enormer Skepsis auf die Entwicklungen im saudischen Fußball geblickt wird, kann der 28-Jährige nicht nachvollziehen.
Die Leute in Europa verstehen nicht, dass die Fußballkultur in Saudi-Arabien größer ist als in China. Vor ein paar Jahren war China im Vormarsch und hat mit hohen Gehältern alternde Profis aus Europa geholt. (...) Fußball in Saudi-Arabien ist groß. Die Vereine hier bestehen schon seit über 50 Jahren. Da ist definitiv eine Fan- und Vereinskultur gegeben.
Robert Bauer im Gespräch mit buten un binnen
Betreibt Saudi-Arabien sogenanntes Sportswashing?
Keinen Hehl macht Bauer daraus, dass natürlich das gebotene Gehalt eine große Rolle bei seinem Wechsel gespielt hat. So viel, verrät er, habe er in seiner Karriere zuvor noch nie verdient. Auch einst bei Werder oder in Russland bei Arsenal Tula nicht. Mit dem großen Geld haben die saudischen Klubs auch die großen Stars gelockt, die noch mal in ganz anderen Dimensionen als Bauer verdienen.
Vorgeworfen wird dem saudischen Regime, dass es sogenanntes Sportswashing betreibt. Das Land steht wegen Menschenrechtsverletzungen, Hinrichtungen, der Unterdrückung homosexueller und anderer queerer Menschen sowie dem Wegsperren von Regimegegnern massiv in der Kritik, soll sich durch die zahlreichen Sportstars nun aber ein positiveres Image aufbauen wollen.
Laut Bauer geben die Medien allerdings nur ein verzerrtes Bild vom Leben in Saudi-Arabien wieder. "Ich kann jedem nur raten, einen Flug nach Saudi-Arabien zu buchen, um zu schauen, wie das Leben dort wirklich ist", sagt er. Seiner Auffassung nach befindet sich das Land aktuell in einer Übergangszeit. Zwar würde Saudi-Arabien an seinen traditionellen Werten festhalten, sich zugleich aber auch stärker den westlichen Staaten öffnen.
Auf dem Weg nach ganz oben?
Finanziert werden die enormen Investitionen durch den saudischen Staatsfonds. Bauer ist klar, dass die Entwicklung der saudischen Liga auch davon abhängen wird, ob der Geldhahn so weit offenbleibt. Falls es kontinuierlich so weitergeht, ist er sich sicher, wird die Liga sich seiner Meinung nach rasch unter den zehn besten der Welt etablieren.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit sportblitz, 23. Juli 2023, 18:06 Uhr