Werders "hässliche Vögel" Füllkrug und Ducksch wiedervereint
Die beiden guten Kumpel und Sturmpartner haben sich wieder – zumindest bei der Nationalmannschaft könnte das kongeniale Duo wieder glänzen wie einst bei Werder Bremen.
Vor eineinhalb Jahren, an einem klaren Sonntagnachmittag in Aue, hätte Niclas Füllkrug seinem "Traumpartner" am liebsten den Kopf abgerissen. "Wenn du noch einmal deine Fresse aufmachst, ich schwör's dir, ich geb dir 'ne Schelle", brüllte er Marvin Ducksch in der Werder-Kabine entgegen – die "hässlichen Vögel" hatten wegen einer eigentlich nichtigen Szene am 33. Zweitliga-Spieltag heftig gestritten.
Diesmal, an einem windigen Dienstagnachmittag in Frankfurt, kamen die bestens befreundeten Nationalspieler in identischen DFB-Pullovern zur Pressekonferenz, sie kratzten sich die Drei-Tage-Bärte und tranken sogar synchron aus ihren Wassergläsern. Nach ihrem Auftritt umarmten sie sich: Es war die pure Harmonie.
"Hässliche Vögel goes international!"
"Reibung und ehrliche Worte gehören zu einer Freundschaft dazu. Am Ende lagen wir uns auch damals in den Armen", berichtete Füllkrug, der Neuling Ducksch witzelte: "Ich werde in dieser Szene immer als Opfer dargestellt..."
So oder so: Die Geschichte zweier ähnlicher, witziger Typen, die sich blendend verstehen, auf dem Platz aber völlig unterschiedlich auftreten; die sich finden, trennen und auf Umwegen doch beide an ihr Ziel kommen, ist eine der besten, die in der Nationalmannschaft seit Langem geschrieben wurde. Oder, wie Füllkrug es lachend zusammenfasste: "Hässliche Vögel goes international!" Diesen Namen hatte er dem Duo einst verpasst, ohne Absprache mit Ducksch. Dafür, verriet er, habe er "von Duckschi auch eine Reibe bekommen".
Ducksch ein bisschen verrückt? "Das stimmt!"
Einst war Ducksch seinem Sturmpartner in Bremen sogar voraus. Mit dem Wechsel zu Borussia Dortmund überholte Füllkrug ihn allerdings und ist inzwischen fester Bestandteil der Nationalmannschaft. In dieser Konstellation muss sich Ducksch für mehr empfehlen – gerne an Füllkrugs Seite. Denn der betont: "Wir haben eine Verbindung aufgebaut, die ich noch zu keinem anderen Spieler hatte."
Auf dieses blinde Verständnis setzt auch Bundestrainer Julian Nagelsmann. Zudem bringe Ducksch "Verrücktheit" ein. "Stimmt auf jeden Fall", sagte Füllkrug.
Straßenfußballer und Freigeist
Ducksch stellte sich mit einem "Moin" vor und beschrieb sich als "Freigeist" mit Wurzeln im Straßenfußball. "Ich bin der klassische Bolzplatzspieler, schön mit Steinen auf der Asche", sagte er: "Ich will mit einem, maximal zwei Kontakten nach vorne."
Diese Fähigkeit, verbunden mit einer gesunden Torquote und starken Standards, hat ihn bis in die Nationalmannschaft getragen. Wer hätte das gedacht? Ducksch, der lange durch die 2. Liga tingelte, nicht.
Nagelsmann-Anruf? "Dachte an einen Fake"
Auch, nachdem ihm beim Werder-Training zugeraunt worden war, er solle sein Handy besser nicht aus den Augen lassen, glaubte er bei Nagelsmanns Anruf "kurz an einen Fake". Die Stimme war die echte – und Ducksch hielt sich berührt "vor Augen, wo ich vor ein paar Jahren war". Dann meldete er sich bei Füllkrug.
Schließlich haben die beiden "nie eine extreme Konkurrenzsituation aufgebaut, aber viele gemeinsame Erinnerungen". Über die Szene in Aue lachen beide herzlich, sie ist ihnen ein wenig peinlich. Dabei ist es zur "Schelle" nie gekommen, weil Trainer Ole Werner die Zankhähne auf ihre Plätze wies. "Fülle", wie Ducksch seinen Freund nennt, zeige derartige Emotionen auch gar nicht "bei Menschen, die er nicht mag".
In Aue übrigens gewann Werder nach dem Knall noch 3:0. Eine Woche später flogen die "hässlichen Vogel" zurück in die Bundesliga.
Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 14. November 2023, 18:06 Uhr