Interview
DFB-Fan nach Füllkrug-Handbruch: "Ich hatte keine Chance"
Mit einem verunglückten Schuss brach Torjäger Niclas Füllkrug dem DFB-Fan Kai Flathmann die Hand. Bei buten un binnen schildert der Bremerhavener, wie er den Vorfall erlebte.
Herr Flathmann, der Handbruch liegt nun ein paar Tage zurück. Wie geht es Ihnen?
Mir geht es gut. Aber eigentlich ging es mir schon direkt danach wieder gut, weil ich schnell über die Geschichte lachen konnte.
Was ist beim Warmmachen der DFB-Elf eigentlich genau passiert?
Ich stand in der Südkurve in der ersten Reihe, neben dem Pfosten. "Fülle" lief dann an, hat geschossen und der Ball ging links von ihm am Pfosten vorbei — und genau dort stand ich. Ich wollte mich noch mit beiden Händen schützen, weil ich den Ball noch gesehen habe. Ich habe aber nicht damit gerechnet, dass "Fülle" so hart schießt. Es hat gelangt, dass sich mein Handgelenk verabschiedet hat. Ich hatte keine Chance.
Wo wurden Sie danach verarztet?
Ich bin noch selbstständig zum Sani-Bereich gelaufen und habe dort ein Kühlpack bekommen. Leider hat sich mein Kreislauf gleich zweimal verabschiedet. Eigentlich wollte ich direkt wieder in den Block rein, aber die Sanitär haben gesagt: "Nee, das kannst du vergessen, für dich geht es jetzt ins Krankenhaus."
Ich wurde dann auf einer Liege herausgetragen, als gerade die schottische Nationalhymne lief. Eine Sanitäterin hat die Hymne sogar mitgesungen. Dann habe ich mich umgedreht und gesagt: "Wenn Sie Ihre Hymne singen können, kann ich eigentlich ja auch die deutsche singen."
Und? Durften Sie singen?
Wir waren da noch im Innenbereich des Stadions und ich habe gefragt, ob wir kurz stehen bleiben können. Auf der Liege liegend habe ich dann inbrünstig die Hymne gesungen. Danach wurde ich Richtung Außenbereich des Stadions gebracht. Und dort habe ich auf den Krankenwagen gewartet.
Beim nächsten DFB-Spiel gegen Ungarn sind Sie wieder im Stadion. Wo sitzen Sie? Sicherheitshalber in der letzten Reihe?
Nein, in der zweiten Reihe. Ich habe mich weiter nach hinten verfrachten lassen, vielleicht habe ich dort ja ein bisschen mehr Glück und kann das Spiel in voller Länge verfolgen.
Was hat es mit dem Entschuldigungstrikot auf sich, das Niclas Füllkrug Ihnen versprochen hat?
Der DFB hat sich gestern telefonisch bei mir gemeldet, was ich mega cool fand, und sich mehrfach für die Aktion entschuldigt. Der DFB will mir nun ein Trikot zuschicken. Ich bin gespannt, was es wird. Die Größe vom Trikot ist mir aber egal, mit einer Widmung oder Unterschrift bin ich total zufrieden.
Werden Sie trotz des Gipses auch das DFB-Team anfeuern?
Definitiv. Um den Gips ist nun ein selbsthaftender Verband drum, den ich für das Spiel in Deutschland-Farben startklar gemacht habe. Das war für mich schon klar, als ich noch im Krankenhaus war. Ich werde morgen also wieder genauso Vollgas geben, wie ich es beim letzten Warmmachen auch getan habe. Und dann heißt es: Alles für den Titel.
(Die Fragen stellten Janine Horsch und Matthias Hoppe. Aufgezeichnet von Helge Hommers).
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 18. Juni 2024, 14:40 Uhr