Nach Todesfall: Pinguins befürworten Einführung eines Halsschutzes
In einem Eishockeyspiel wurde dem US-Amerikaner Adam Johnson durch einen Schlittschuh die Kehle durchtrennt. Alfred Prey ist sicher, dass die DEL nun den Halsschutz einführt.
Es waren grausame Bilder, sich am am Abend des 28. Oktober im englischen Sheffield abgespielt haben. Bei der Eishockey-Partie zwischen den Sheffield Steelers und den Nottingham Panthers durchtrennte bei einem unglücklichen Zusammenprall ein Gegenspieler Nottinghams Adam Johnson mit der Kufe des Schlittschuhs die Kehle. Der 29-Jährige wurde umgehend ins Krankenhaus eingeliefert, doch sein Leben konnte nicht mehr gerettet werden.
In der vergangenen Saison trug Johnson in der DEL noch das Trikot der Augsburger Panther, dem Gegner der Fischtown Pinguins am vergangenen Freitagabend. Mit tiefer Betroffenheit hat der Klub die Nachricht von Johnsons Tod aufgenommen. "Bei uns war dies natürlich viel emotionaler als vielleicht bei anderen Teams", erzählt Panther-Coach Christof Kreutzer im Gespräch mit buten un binnen.
Auch Alfrey Prey, Teammanager der Pinguins, kannte Johnson. Wie er verrät, wollte er den US-Amerikaner 2022 vor dessen Wechsel nach Augsburg nach Bremerhaven lotsen. "Das ist ein sehr ordentlicher und anständiger Junge gewesen", sagt Prey. "Obwohl das Schicksal schon tragisch genug ist, hat mich das persönlich nochmal ein bisschen betroffener gemacht."
Wird der Halsschutz nach Johnsons Tod in der DEL zur Pflicht?
Johnsons Tod hat in der Eishockey-Welt nun die Diskussion angefacht, ob für die Spieler ein Halsschutz verpflichtend eingeführt werden soll. Dieser ist in der Wäsche der Spieler integriert, umschließt den Hals und besteht aus einem schnittfesten Material, sodass er nicht von einer Kufe durchtrennt werden kann. In Ländern wie Schweden und Finnland ist das Tragen einen Halsschutzes bereits Pflicht, doch in Deutschland ist dies momentan nur im Jugendbereich der Fall. Danach entscheiden die Spieler selbst, ob sie einen tragen oder nicht.
Thomas Popiesch hat hier eine klare Meinung. Seiner Auffassung nach sollte das Tragen des Halsschutzes zur Pflicht werden. "Es ist ein relativ einfaches Mittel, um so schweren Verletzungen entgegenzuwirken", erklärt der Coach der Pinguins. "Deshalb bin ich natürlich zu 100 Prozent dafür."
So sieht es auch Prey. "Ohne Frage, das ist absolut überfällig", betont er. Am Montag treffen sich nun die sportlichen Leiter der DEL-Klubs in einer Videokonferenz, um über das Thema zu beraten. Für Prey kann es hier am Ende nur ein Resultat geben.
Dort wird mit Sicherheit ein Entschluss gefasst werden, der das Tragen einer Halskrause oder irgendeiner 'Protection' um den Hals absolut zwingend erforderlich macht. Ich sage immer: Das Wichtigste ist 'Player Safety'. Da ist vor allem die Seite der Offiziellen gefragt. Das muss unbedingt in die Tat umgesetzt werden.
Alfred Prey, Teammanager Fischtown Pinguins
Appendino ist überzeugt – Kälble noch skeptisch
Augsburgs Coach Kreutzer schließt sich dieser Sicht ebenfalls an. Wie er berichtet, haben schon am Freitagabend in Bremerhaven 90 Prozent seiner Spieler einen Halsschutz getragen. Ebenso würde Pinguins-Spieler Nicolas Appendino es begrüßen, wenn der Halsschutz rasch zur Pflicht wird. "Ich glaube, das ist sehr wichtig. Ich habe mir auch schon einen bestellt", erzählt der 24-Jährige. Der Verteidiger spielt bereits mit einem Vollvisier anstatt eines Halbvisiers, um sein Gesicht besser zu schützen.
Etwas Überzeugungsarbeit muss Appendino allerdings noch bei seinem Teamkollegen Lukas Kälble leisten. Seiner Auffasung nach sollte es dabei bleiben, dass jeder Spieler selbst für sich entscheidet, ob er mit oder ohne Halsschutz spielen möchte. Für sich selbst müsse er diese Entscheidung noch treffen. Nach ein oder zwei Spielen, denkt Kälble, würde man sich an den Halsschutz aber wohl gewöhnen.
Kommt es zu Lieferproblemen?
Falls nun viele Ligen den Halsschutz zur Pflicht machen, würde die Nachfrage nach diesem natürlich sprunghaft ansteigen. Debattiert wurde daher in den vergangenen Tagen bereits, ob eine derart große Menge so schnell überhaupt produziert werden kann. Auch Prey geht davon aus, dass es Lieferschwierigkeiten geben wird. Der Profibereich wird davon aber nicht betroffen sein, denkt er. Wie Prey verrät, haben die Pinguins bereits am Freitag ein Angebot von einem großen Lieferanten erhalten.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Sport, 5. November 2023, 14:13 Uhr