Vizemeister Fischtown Pinguins taumelt zwischen Enttäuschung und Stolz

Das Aus im 5. Finalspiel tat richtig weh. Doch die Bremerhavener wissen, was für eine furiose Eishockey-Saison sie gespielt haben. Sie müssen nur erst darüber schlafen.

Am Ende kamen die Spieler der Fischtown Pinguins noch einmal heraus aufs Eis, auch wenn dieser Gang schwerfiel. Sie hatten ihrem Gegner, den Eisbären Berlin, ganz fair zum 10. Meistertitel gratuliert, hatten sich ihre Silbermedaillen überreichen lassen. Doch mitansehen, wie die Berliner im goldenen Flitterregen und mit dem silbernen Pokal in Händen ihre Eisfläche zur Partyzone verwandelten, konnten sie dann einfach nicht mehr.

Es tat zu weh, die Enttäuschung über diese verlorene Finalserie saß zu tief. So sehr hatten die Bremerhavener an diesem Abend gehofft und darum gekämpft, mit einem Heimsieg weiter im Rennen zu bleiben. Es sollte nicht sein, mit 0:2 unterlagen sie. Rekordmeister Berlin gewann die Serie am Ende mit 4:1.

Warmer Trost von den Pinguins-Fans

Enttäuschte Eishockey-Spieler der Fischtown Pinguins werden von Mananger Sebastian Furchner getröstet.
Enttäuschung pur bei den Fischtown Pinguins nach der 0:2-Niederlage im 5. Finalspiel. Bild: Imago | Kolbert-Press

Die Pinguins-Spieler verschwanden in ihrer Kabine, lange. Diese Leere, wenn der große Traum so jäh geplatzt ist, die muss man erst einmal aushalten. Doch sie wussten, dass es da jemanden gab, bei dem sie sich noch bedanken wollten: Bei ihren Fans, bei denen auf den Rängen die Enttäuschung längst in puren Stolz umgeschlagen war und die gar nicht aufhören wollten, den "Vizemeister, Vizemeister, hey, hey", zu feiern.

Und so war dieser Gang zurück aufs Eis am späten Abend, mit dem ein oder anderen Frustbier in der Hand, doch zumindest ein erster warmer Trost. "Wir lieben die Zuschauer, wir lieben die Stadt, was sie für uns alles gemacht hat", sagte der dänische Verteidiger Nicholas Jensen buten un binnen.

Wir haben die besten Fans. Aber der Rest ist heute schwierig. Fragt mich in zwei Tagen nochmal.

Pinguins-Verteidiger Nicholas Jensen bei buten un binnen

Fischtown feiert seine Pinguins: Das Eishockey-Märchen aus Bremerhaven als TV-Doku

Bild: Imago/Radio Bremen

Prey mit Tränen in den Augen

Die Eishockey-Manager der Fischtown Pinguins Alfred Prey und Sebastian Furchner gehen nach dem verlorenen Finalspiel auf dem Eis am Maskottchen vorbei und auf ihre enttäuschten Spieler zu.
Nach dem verlorenen Finale überwog auch bei Pinguins-Manager Alfred Prey (MItte) noch die Enttäuschung. Bild: Imago | Kolbert-Press

Erst einmal sacken lassen. Dieses schale Gefühl teilten alle Pinguins mit ihren Anhängern an diesem Abend. Sie taumelten zwischen großer Enttäuschung und doch großem Stolz über das, was der kleine Eishockey-Klub von der Nordsee in dieser außergewöhnlichen Saison geschafft hat. Der Schmerz überwog jedoch so kurz nach dem Aus.

"Das ist ein emotionaler Moment", meinte auch der langjährige Pinguins-Manager Alfred Prey, der mit feuchten Augen bei seinen ebenso traurigen Spielern stand: "Wir haben ein Spiel verloren, in dem wir wieder alle Chancen hatten, um zu gewinnen. Der Puck wollte einfach nicht reingehen."

Stolze Pinguins: "Waren ein ebenbürtiger Gegner"

Zwei Eishockey-Spieler der Eisbären Berlin liegen rücklings auf dem Eis und wischen aus dem goldenen Flitteregen Schneeengel.
Goldene Schneeengel: Die Eisbären Berlin waren nach dem Titelgewinn im Eishockey-Himmel. Bild: Penny DEL / City-Press GmbH

Dennoch hatten die Bremerhavener dem Rekordmeister in fünf Spielen alles abverlangt und eine enge Finalserie geboten. "Wir waren ein ebenbürtiger Gegner und wir haben gezeigt, dass Bremerhaven wirklich gutes Eishockey spielen kann", fügte Prey hinzu, "wir haben gute Werbung betrieben, sind Vizemeister und sind besonders durch unsere tollen Fans auch Meister der Herzen. Das ist schon was."

Auch Trainer Thomas Popiesch trauerte der "Riesenchance" nach, die die Pinguins gehabt hätten, den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte zu gewinnen. Doch auch er war sich sicher, dass in den kommenden Tagen das Positive, der Stolz überwiegen wird.

Ganz Bremerhaven war im Pinguins-Fieber

"Dass man als kleiner Verein, dem man das vielleicht nicht zugetraut hat, Erster der regulären Saison geworden ist. Dass wir uns wieder für die Champions Hockey-League qualifiziert haben. Und dass wir im DEL-Finale gewesen sind und eine großartige Serie gespielt haben", so Popiesch.

Dieser besondere Erfolg werde unterm Strich bleiben. Auch bei den Menschen in der Region, die sonst eher die negativen Schlagzeilen gewohnt sind, hatten die mitreißenden Pinguins ein neues Lebensgefühl entfacht. Ganz Bremerhaven hatte monatelang mitgefiebert.

Man konnte seit Monaten nicht mehr einkaufen gehen, ohne 15 Selfies zu machen. Das war schön, ganz besonders. Man hat gesehen und gespürt, wie viel Spaß die Leute haben. Ich bin mir sicher, wenn die Jungs morgen durch die Stadt gehen, bekommen sie diesen Zuspruch und Trost.

Pinguins-Trainer Thomas Popiesch bei buten un binnen

Popiesch selbst wird die Fischtown Pinguins als Vizemeister-Trainer verlassen, das ist längst ein offenes Geheimnis. Doch darauf wollte der 58-jährige gebürtige Berliner an diesem Abend noch nicht eingehen. Einem Abend, der ein großer war für den kleinen Verein von der Nordsee. Doch wohl erst mit ein paar Tagen Abstand.

Die Eishockey-Mannschaft der Eisbären Berlin posieren nach dem Meistertitel ausgelassen beim Siegerfoto auf dem Eis, eingerahmt von goldenem Flitterregen.
Die Eisbären Berlin holten sich den 10. Meistertitel in der Deutschen Eishockey-Liga. Bild: Penny DEL / City-Press GmbH

Spielplan

Datum Uhrzeit Heim Gast Ergebnis
23.11.2024 19:00 Uhr
EHC München München
Augsburger Panther Augsburg
Ergebnis: 3 zu 2
24.11.2024 14:00 Uhr
Eisbären Berlin Berlin
Iserlohn Roosters Iserlohn
Ergebnis: 6 zu 3
24.11.2024 16:30 Uhr
Adler Mannheim Mannheim
Fischtown Pinguins Bremerhaven
Ergebnis: 1 zu 0
24.11.2024 16:30 Uhr
ERC Ingolstadt Ingolstadt
Grizzlys Wolfsburg Wolfsburg
Ergebnis: 5 zu 1
24.11.2024 16:30 Uhr
Schwenninger Wild Wings Schwenningen
Straubing Tigers Straubing
Ergebnis: 3 zu 4
24.11.2024 18:00 Uhr
Kölner Haie Kölner Haie
Düsseldorfer EG Düsseldorf
Ergebnis: 5 zu 1
24.11.2024 19:15 Uhr
Nürnberg Ice Tigers Nürnberg
Löwen Frankfurt Frankfurt
Ergebnis: 3 zu 2 n.V.

Tabelle

# Mannschaft Spiele Siege OT(Siege nach Verlängerung) PE(Siege durch Penaltyschießen) Niederlagen OT(Niederlagen nach Verlängerung) PE(Niederlagen durch Penaltyschießen) Tore Differenz Punkte
1
Eisbären Berlin Berlin
19 12 4 0 1 1 1 79:52 27 46
2
ERC Ingolstadt Ingolstadt
19 11 0 2 3 3 0 69:53 16 40
3
Fischtown Pinguins Bremerhaven
19 11 0 0 5 2 1 61:31 30 36
4
Adler Mannheim Mannheim
19 9 1 1 6 1 1 61:50 11 33
5
EHC München München
19 9 0 2 6 0 2 68:58 10 33
6
Kölner Haie Kölner Haie
19 9 0 0 5 3 2 54:55 -1 32
7
Straubing Tigers Straubing
19 9 0 2 8 0 0 61:53 8 31
8
Löwen Frankfurt Frankfurt
19 8 1 0 7 2 1 49:51 -2 29
9
Grizzlys Wolfsburg Wolfsburg
19 7 1 0 9 2 0 56:65 -9 25
10
Nürnberg Ice Tigers Nürnberg
19 5 3 1 9 0 1 57:72 -15 24
11
Schwenninger Wild Wings Schwenningen
19 2 5 2 7 1 2 52:55 -3 23
12
Augsburger Panther Augsburg
19 4 2 0 12 0 1 47:66 -19 17
13
Iserlohn Roosters Iserlohn
19 3 1 2 11 1 1 47:69 -22 17
14
Düsseldorfer EG Düsseldorf
19 2 0 2 12 2 1 42:73 -31 13

Legende:

  • Viertelfinale
  • Achtelfinale
  • Abstieg

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Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 27. April 2024, 19:30 Uhr