Überrollt, blamiert und abserviert: Werder geschockt nach der Klatsche
Selten haben die Bremer höher verloren als mit 1:7 wie gegen den 1. FC Köln. Und selten war ihr Auftritt so ein Desaster. Trainer Ole Werner sucht nun nach Antworten.
Ole Werner ruhte mit seiner norddeutsch-nüchternen Art bisher wie ein Fels in der Brandung. Nichts schien ihn erschüttern zu können. Doch das 1:7-Debakel, das der Werder-Coach am Samstagabend 90 Minuten lang an der Seitenlinie im Kölner Stadion ertragen musste, hatte ihn offenbar geschafft.
Werners innerbetriebliche Temperatur sank rapide von norddeutsch-frisch auf frostig ab. "Unsere Leistung ist schwer in Worte zu fassen", begann der 34-Jährige und befand dann: "Sie war unterirdisch. Desaströs. Nicht erstligatauglich. Da können wir uns nur entschuldigen."
"In aller Klarheit aufarbeiten"
Eine Entschuldigung erwartet Werner am Sonntag von seinen Spielern zwar nicht für den blamablen Auftritt, aber eine Erklärung. "Es gab niemanden auf dem Platz, der nur ansatzweise das gezeigt hat, was er spielen kann", sagte der Werder-Coach und klang bitter.
Vielleicht auch eine Spur ratlos, wie sich seine Mannschaft nach einer doch sehr ordentlichen Vorbereitung so von den Kölnern vorführen lassen konnte.
Das muss man analysieren und darüber sprechen. Wir müssen das in aller Klarheit aufarbeiten. Es geht darum, Erklärungen zu finden für den Auftritt heute. Das geht nur im Dialog, das kann nicht alles von mir kommen.
Werder-Trainer Ole Werder in der ARD
"Das darf niemals passieren"
Es wird also eine schonungslose Aufarbeitung in den Katakomben des Weser-Stadions geben und die dürfte weh tun. Werner erwartet Antworten von seinen Spielern. Und die Analyse muss sehr schnell Wirkung zeigen, denn bereits am Mittwochabend steht die nächste Partie gegen Union Berlin an.
Für den eigentlichen Bremer Spielmacher Leonardo Bittencourt ist das noch nicht früh genug: "Ich weiß nicht, was wir aus diesem Spiel rausziehen wollen. Das müssen wir einfach abhaken."
Für Werner ist das keine Option. "Wir haben uns in unser Schicksal ergeben, von mir wird es dazu nichts Positives geben. Das darf niemals passieren, dass wir so auseinanderfallen." Die Gründe dafür und wie die Tore fast allesamt aus eigenem Ballbesitz passieren konnten, will der Coach wissen.
Werder mit haarsträubenden Fehlern
Fünf Gegentreffer kassierten die Bremer bereits innerhalb der ersten 30 Minuten – allesamt nach haarsträubenden Fehlern: Erst führte ein Freistoß von Marvin Ducksch zu einem rasanten Kölner Konter, beim zweiten Tor verhalf dem FC ein schlampig ausgeführter Einwurf von Anthony Jung zum unverhofften Durchmarsch.
Vor dem 0:3 musste Werder-Torhüter Jiri Pavlenka zum Rettungsversuch weit aus seinem Strafraum eilen, um den Ballverlust von Mitchell Weiser auszubügeln. Der Tscheche klärte jedoch direkt in die Füße von Steffen Tigges – und der lupfte den Ball beherzt aus 46,7 Metern ins leere Bremer Tor.
"Wir wurden Hops genommen"
Bei den nächsten drei Gegentoren begnügte sich die Werder-Defensive kollektiv mit der Zuschauerrolle. Das Eigentor von Kapitän Marco Friedl zum 1:7 setzte dann geradezu sinnbildlich den Tiefpunkt in diesem grün-weißen Debakel. "Die wussten von A bis Z ganz genau, was wir machen", ärgerte sich Bittencourt in der ARD: "Die schicken uns noch zwei Tage vorher ihre Aufstellung. Wir wurden heute auf Deutsch gesagt Hops genommen."
Die Gegner wissen inzwischen, wie Werder spielt. Überraschen kann der Aufsteiger nicht mehr. Die Kölner wussten das an diesem Abend eiskalt auszunutzen und spielten sich in einen Rausch. Ein Spiel, in dem einfach alles funktioniert, das "passiert einmal im Leben", sagte FC-Coach Steffen Baumgart. Auch für Werder war es ein denkwürdiges Spiel. Wie lange es nachwirken wird, werden die kommenden Wochen zeigen. Trainer Werner hofft jedoch, dass seine Mannschaft diesen desaströsen Abend schnell aus den Klamotten schüttelt.
Wir müssen sehen, dass man aufsteht nach so einem Spiel und eine entsprechende Reaktion zeigt.
Werder-Trainer Ole Werner in der ARD
Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit Sportblitz, 22. Januar 2023, 19:30 Uhr