Warum bleibt Bremerhavens Kult-Flohmarkt Rotersand vorläufig dicht?
Über 300 Stände auf mehr als 3.000 Quadratmetern: Flohmarkt Rotersand heißt Trödler-Atmosphäre für die ganze Familie – normalerweise. Denn derzeit ist Stillstand. Für wie lange?
Er ist Kult in Bremerhaven: Der Flohmarkt an und in den alten Hafenhallen am Zolltor Rotersand. Seit 40 Jahren ist er beliebtes Ziel für Sammler von Raritäten und versteckter Schätze, von Kleidung, Möbeln, Büchern oder Spielzeug. Es gibt quasi nichts, was es hier nicht gibt. Und das normalerweise ganzjährig am Wochenende. Nun ist der Markt aber erstmal dicht. Nach einem Betreiberwechsel gibt es ein neues Genehmigungsverfahren. Der neue Organisator hofft, dass es schnell weitergeht.
Wie ist der aktuelle Stand?
Der neue Betreiber – Sinan Kaptirmaz – hatte den Flohmarkt in den Hafenhallen Ende des vergangenen Jahres von seinem Vorgänger übernommen. Allerdings musste er dafür laut der Stadt eine gewerberechtliche Genehmigung beantragen. In einem solchen Verfahren werden mehrere Behörden beteiligt, unter anderem werden Führungszeugnis und Gewerbezentralregister geprüft.
Es geht darum, ob der neue Betreiber, unter anderem Chef einer Entrümpelungsfirma, gewerberechtlich zuverlässig ist. Diese Prüfung fehlt laut Stadt noch – deshalb darf der Markt erstmal nicht öffnen. Eine neue Genehmigung wäre dann fünf Jahre gültig.
Eindrücke vom Flohmarkt Rotersand in Bremerhaven
Wie stehen die Chancen, dass die Genehmigung bald erteilt wird?
Es soll wohl Mitte März mit dem Flohmarkt weitergehen, sagt zumindest ein Stadtsprecher. Bis dahin könnte alles geprüft sein. Kaptirmaz hofft, dass ihm die Genehmigung ausgestellt wird – und die Stadt nicht schon Fakten schaffen will, um das Gebiet etwa bebauen zu lassen. Ihm sei bisher immer signalisiert worden, dass das in den nächsten Jahren noch nicht zur Debatte stehe. Kaptirmaz betont, dass es bei ihm vorher schon Kontrollen gab.
Das ist eben Bürokratie. Da müssen wir uns gedulden und, damit wir die Genehmigung nicht gefährden, die Fristen abwarten. Ende letzten Jahres haben wir die Gewerbekontrolle vom Außendienst des Gewerbeaufsichtsamts gehabt. Jetzt müssen noch alle Behörden kommen, vom Gesundheitsamt bis zum Straßenverkehrsamt.
Sinan Kaptirmaz, Flohmarkt-Betreiber
Was macht den Flohmarkt so besonders?
Die Atmosphäre des Flohmarkts ist außergewöhnlich. Hinten in der Halle steht ein kleines Karussell, etwas weiter ein alter Straßenbahnwagen. Es gibt eine kleine Café-Ecke, Bierzeltgarnieturen und ein Frühstücksangebot. Der Markt am Zolltor Rotersand hat eine lange Tradition. Seit rund 40 Jahren ist er auch sozialer Treffpunkt, betont der neue Betreiber. Das sei ihm weiterhin ein großes Anliegen.
Ich stand da schon mit elf Jahren als kleiner Bengel und habe Freunde kennengelernt. Jetzt klingelt den ganzen Tag das Telefon. Die Leute gehen auf die Barrikaden. Da sind Leute, die sind seit 30 Jahren kein Wochenende zu Hause, die kennen das gar nicht mehr ohne.
Sinan Kaptirmaz, Flohmarkt-Betreiber
Viele Besucherinnen und Besucher, aber auch Standbetreiberinnen und Händler, sind laut Kaptirmaz darum jetzt auch enttäuscht und besorgt. Eine, die schon lange Teil des Flohmarktes ist, beschreibt den gesellschaftlichen Stellenwert.
Das ist mein Hobby, seit 18 Jahren. Ich mache das, solange ich noch kann, weil das Spaß macht. Ich lerne hier Menschen kennen, die sind lieb und nett, wir klönen. Man muss gar nichts kaufen. Man erzählt sich was oder man hat sich lange nicht gesehen und umarmt sich – das ist doch schön.
Christa Schmidt, jahrelange Flohmarkt-Verkäuferin
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Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Mittag, 7. Februar 2025, 12:40 Uhr