Fragen & Antworten
Wen die Zeitumstellung besonders hart trifft – und warum
Tschüss Winterzeit, hallo Sommerzeit: Letzte Nacht wurden wieder die Uhren umgestellt. Während manche das gleichgültig hinnehmen, stöhnen andere darüber. Warum ist das so?
Was macht die Zeitumstellung mit unserem Körper?
Tatsächlich ist wissenschaftlich bestätigt: Die Zeitumstellung wirbelt unsere innere Uhr und damit unseren Schlaf-Wach-Rhythmus durcheinander. Die innere Uhr orientiert sich nämlich nicht an der tatsächlichen Uhrzeit, sondern am Tageslicht. Wenn sich die Uhrzeiten des Sonnenauf- und -untergangs dann vom einen auf den anderen Tag verändern, gelangt der Rhythmus aus dem gemeinsamen Takt.
Der Wechsel von Winter- auf Sommerzeit fällt vielen Menschen dabei schwerer als andersherum: Denn vor der Zeitumstellung helfen oftmals Sonne und Helligkeit beim Wachwerden, nach der Zeitumstellung ist es beim morgendlichen Aufstehen oft aber noch dunkel. Außerdem wird uns bei Einführung der Sommerzeit eine Stunde Schlaf geklaut, die ausgeglichen werden muss – auch das merken viele.
Das kann auch Sabine Bunten bestätigen. Sie ist Fachärztin für Neurologie und Schlafmedizin am Klinikum Bremen-Ost. "Wir nehmen uns immer weniger Zeit zum Schlafen. Und deshalb ist es oft auch problematisch, wenn uns Zeit geklaut wird." Laut Bunten haben die Daten von Fitnessuhren gezeigt, dass die Durchschnittsschlafzeit bei unter sieben Stunden liegt – zu wenig für die meisten Menschen. "Mit mehr Schlafdefizit sind wird dann quakig und knatschig. Es dauert dann eine Weile, bis wir wieder in unseren Rhythmus kommen", erzählt sie.
Was hat das zur Folge?
Rund jede dritte Frau und jeder fünfte Mann hatten schon einmal gesundheitliche Probleme wegen der Zeitumstellung: Besonders häufige Folgen sind Müdigkeit, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und allgemeine Gereiztheit. Das legt eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK aus dem vergangenen Jahr nahe. Bei etwa jeder zweiten betroffenen Person halten die Probleme bis zu eine Woche an, bei jeder vierten ein Monat, bei jeder zehnten sogar länger.
Einige Studien besagen außerdem, dass durch die Zeitumstellung das Risiko für Herzinfarkte steigt. Allerdings ist die Datenlage nicht eindeutig, andere Studien konnten den Zusammenhang nicht nachweisen. Diese vage Studienlage bestätigt auch Bunten. Ähnlich sieht es auch bei Verkehrsunfällen aus: Es ist lediglich klar, dass die Gefahr der Wildunfälle steigt, weil sich der morgendliche Berufsverkehr wieder in die Dämmerung verschiebt – und damit in die Zeit, in der Rehe am aktivsten sind.
Unregelmäßiger Schlaf kann allerdings schon krank machen. Bunten berichtet von dem sogenannten Schichtarbeitersyndrom. Es gibt Menschen, die lange in Schicht gearbeitet haben, die auch dann noch einen gestörten Schlaf haben, wenn sie beispielsweise in Ruhestand gehen. Allerdings liege es dann daran, dass sie auch nachts und im Dreischichtsystem gearbeitet haben, sagt Bunten – nur wegen der Zeitumstellung, passiert sowas nicht.
Wen trifft es besonders?
"Der Mensch kommt leider nicht mit einem Waschzettel auf die Welt", sagt Bunten und meint damit, dass das Schlafbedürfnis von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein kann. Jeder Mensch brauche unterschiedlich viel Schlaf: Einige benötigen zehn Stunden um sich ausgeschalfen zu fühlen, während andere mit sechs oder sieben Stunden hinkommen.
Wie gut man die Zeitumstellung wegsteckt, hängt unter anderem damit zusammen, ob man zu den sogenannten "Lerchen" oder "Eulen" gehört: "Lerchen" sind die Menschen, die tendenziell früher aufstehen und früher produktiv sind, "Eulen" hingegen stehen eher später auf und haben auch später ihren Leistungs-Höhepunkt. Letztere müssen in der Sommerzeit eine Stunde früher aktiv sein als es ohne Zeitumstellung der Fall wäre, kämpfen also mehr als andere gegen ihren inneren Rhythmus an.
Zwar sei die innere Uhr genetisch vorgegeben und codiert, sagt Bunten. Jedoch könne man sie trotzdem trainieren. "Auch als Eule komme ich schon regelmäßig früh hoch, aber es ist dann immer anstrengend, Training und Selbstdisziplin", sagt die Neurologin.
Grundsätzlich fällt es daneben Jugendlichen und Senioren, vor allem aber Kindern schwer, ihre innere Uhr umzustellen. Das liegt gerade bei Kindern laut Bunten oft daran, dass die einen sehr ausgeprägten und regelmäßigen Schlafrhythmus haben – und wenn sich der ändere, dauere es eine Weile, bis sich wieder alles zurechtgeruckelt habe. Außerdem ist die Zeitumstellung auch für Menschen, die Schlafprobleme haben, eine zusätzliche Belastung.
Wie kann man sich auf die Zeitumstellung vorbereiten?
Um sich nicht von einem auf den anderen Tag an eine Stunde Zeitunterschied gewöhnen zu müssen, lohnt sich der Versuch, die Stunde schon im Vorfeld in kleine Häppchen aufzuteilen: indem man etwa in den Tagen vor der Zeitumstellung sukzessive seine Aufsteh- und Zu-Bett-Geh-Zeiten ein paar Minuten nach vorne verlagert. So kleine Unterschiede im Rhythmus bemerkt der Körper kaum.
Daneben empfehlen Mediziner die üblichen Tipps für einen guten Schlaf auch rund um die Zeitumstellung zu beachten: Sich tagsüber viel bewegen, gesund und ausgewogen essen, auf Handy, Tablet und Fernseher zu verzichten – und sich und seinem Körper nach Möglichkeit Zeit für die Umstellung zu geben.
Generell gelte laut Bunten, dass man sich viel dem Sonnenlicht aussetzen sollte, denn viele Abläufe im Körper würden durch das Hell und Dunkel von Tag und Nacht getriggert und jede Menge Hormone durch Licht ausgeschüttet.
Es gebe auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin eine Übersicht über die Regeln der Schlafhygiene, erklärt Bunten. Außerdem können sich Interessierte dort eine Vorlage für ein Schlaftagebuch herunterladen. So ein Schlaftagebuch ist laut der Medizinerin die beste Möglichkeit, um für sich herauszufinden, mit wie viel Stunden Schlaf man selbst wirklich ausgeglichen durch den Tag komme.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 28. März 2024, Der Morgen, 6:10 Uhr