Wie ein Junge aus Kasachstan Bremen zu seiner Heimat machte
Von Kasachstan nach Bremen-Tenever: Für Daniel Magel war das nicht leicht. Heute ist er in Bremen zu Hause. Eine Geschichte von Migration, Vorurteilen und Heimat.
Wo fängt Heimat an und wo hört sie auf? Für den Bremer Daniel Magel hat das vor allem mit einem ganz bestimmten Gefühl zu tun. "Heimat ist dort wo ich mich wohl fühle, dort wo ich anerkannt werde für das was ich bin und so genommen werde, wie ich bin", findet Magel. Besonders leicht gemacht hat Bremen-Tenever es ihm dabei nicht immer.
Die Geschichte von Daniel Magel beginnt in Kasachstan. In den 1990er Jahren verlässt die Familie das Land, um in Bremen ein neues Leben zu beginnen. Seine Familie gehört zur Gruppe der deutsch-russischen Spätaussiedler. Ihre Vorfahren waren einst auf Einladung der russischen Zarin Katarina der Großen nach Russland gezogen. Daniel Magels Familie ist Teil von 2,3 Millionen Deutschen, die in den Achtziger und Neunziger Jahren in die alte deutsche Heimat zurückkehren. In Kasachstan herrscht zu dieser Zeit eine schwere Wirtschaftskrise, die Lage ist unsicher.
Keine Anerkennung als "echte" Deutsche
Doch zurück in Deutschland werden viele nicht als gleichwertig akzeptiert. In Bremen ist für den 12-Jährigen vieles fremd, auch die Sprache. Doch Daniel Magel hat Glück und findet schnell Freunde im Stadtteil. Innerhalb von zwei Jahren bringen sie ihm Deutsch bei.
Weil ich hier multikuturell aufgewachsen bin und viele Freunde hier gefunden habe: Marokkaner, Polen, Türken, die haben alle Deutsch gesprochen, dann ging es ziemlich schnell. Erst kamen die Schimpfwörter und dann kam der Rest.
Daniel Magel
Aus beruflicher Sicht haben Magels Eltern weniger Glück. Beide hatten in Kasachstan studiert, doch ihre Bildungsabschlüsse erkennt Deutschland nicht an. Um Geld zu verdienen, nehmen sie schnell andere Jobs an. Daniels Eltern arbeiten schließlich als Packer in der Bremer Lebensmittel-Fabrik Kellogg´s, weit unter ihrer Qualifikation. Sie arbeiten viel, sind selten zu Hause. In Tenever ringt ihr Sohn mit Ausgrenzung und Abwertung, dem Gefühl, nicht dazu zu gehören. Er gerät auf die schiefe Bahn.
Meine Eltern hatten auf jeden Fall eine Zeit lang zwei Jobs und weniger Zeit für mich. Und ich war dann viel mit den Jungs unterwegs, dann hat man dumme Sachen gemacht, Leute abgezogen, um an schnelles, dummes Geld zu kommen und um dann das Geld schnell wieder auszugeben.
Daniel Magel
Boxtraining für Mut und Hoffnung
Für Daniel Magel ist Tenever heute Heimat. Immer noch haben hier besonders viele Menschen eine Migrationsgeschichte. Magel will den Kindern im Kiez Mut machen, ihren Lebensweg zu finden. Deshalb hat er das Hoodtraining gegründet, ein kostenloses Sport-Angebot für Kinder, denen sonst nicht viel angeboten wird. "Beim Hood-Training geht es darum, so vielen Kids wie möglich die Message zu geben: Leute wie ich waren ganz unten, aber haben es geschafft, das heißt, ihr könnt es auch schaffen", sagt er. Diese Kinder stark zu machen, ist jetzt Daniels Lebensaufgabe.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 2. Dezember 2022, 19:30 Uhr