Bremerhaven bereitet Tourismus-Saison vor – und hat noch Baustellen

Ein Mann in Arbeitskleidung reinigt einen Boden mit Wasser.
Bild: Radio Bremen | Dirk Bliedtner

Bremerhaven konnte zuletzt wieder an erfolgreiche Tourismuszeiten anknüpfen. Doch auch die Seestadt kämpft mit Problemen. Eine Bestandsaufnahme zum Start der Saisonvorbereitungen.

Bremerhaven hat als Tourismus-Standort in den vergangenen Jahren immer weiter zugelegt. Die Havenwelten locken jedes Jahr Hunderttausende Besucher an. Hinzu kommen Großveranstaltungen wie das Windjammerfestival Sail. Während in Berlin am Dienstag die weltgrößte Reisemesse, die "Internationale Tourismus Börse" startet, macht sich die Seestadt langsam bereit für die neue Saison.

Chris Sauer ist sozusagen der Hausmeister des Bremerhavener Weserdeichs im Tourismusgebiet Havenwelten. Just ist er dabei, die Steganlagen für die kleineren Schiffe im Neuen Hafen mit dem Hochdruckreiniger aufzuklaren. Einen lockeren Spruch hat er dabei immer parat.

Teilweise bin ich ein bisschen die Touristeninformation, weil ich den ganzen Tag vor Ort bin. Dann heißt es: Guten Tag, wo ist denn das U-Boot. Dann schicke ich die Touristen gerne hin, mit dem Kommentar, sie möchten sich beeilen, weil es in einer halben Stunde taucht.

Chris Sauer, Weserdeich-Hausmeister

Das technische Denkmal U-Boot "Wilhelm Bauer" im Alten Hafen kann zwar besichtigt werden, aber nicht auf Tauchstation gehen. Das Technikmuseum zählt seit Jahrzehnten zu den Besuchermagneten im Hafen und wird von einem Verein gepflegt.

Maritimes Flair als Tourismus-Trumpf

Drei Menschen stehen vor einer Hafenkulisse.
Birgit und Peter Gottwald besuchen Bremerhaven mit ihrer Freundin Gila Ansorge (Mitte). Bild: Radio Bremen | Dirk Bliedtner

Ein Stück weiter, ganz nah an den Touristenhighlights, den Erlebnismuseen Klimahaus und Deutsches Auswandererhaus, machen Birgit und Peter Gottwald aus Delmenhorst mit ihrer Freundin Gila Ansorge aus Brake einen Rundgang ums Hafenbecken. Ihnen gefällt das Möwengeschrei, die Schiffe, das maritime Flair. Mehr müsse es für sie gar nicht sein.

Bremerhaven – hier ist das Meer los! Lautet der Slogan der neuen Werbekampagne. Ein Bummel durch die Havenwelten, ein Fischbrötchen essen, den Blick aufs Wasser genießen. Das lockt die Gäste: "Ich war schon mal vor Jahren hier, mal gucken, was sich so alles verändert hat", erzählt ein Besucher im Vorbeigehen. "Mit der Kleinen gehen wir dann auch in den Zoo."

Tourismus als wichtiger Wirtschaftsfaktor

Der Tourismus, er ist hier trotz Krisen einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren. Doch die Buchungen kommen immer kurzfristiger, sagt Piet Rothe vom Vorstand des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga in Bremerhaven. Mit Blick in die neue Saison sagt er: "Wir sind da vorsichtig optimistisch und hoffen, dass die Menschen den Deutschlandurlaub bevorzugen."

Die Situation für die Hoteliers- und Gastronomen ist weiter angespannt – obwohl es schon deutlich bessere Arbeitszeiten und auch bessere Bezahlung gebe, so Rothe. Zahlreiche Betriebe hätten nach Corona ihre Öffnungszeiten reduziert und nach dem neuen Tarifabschluss lägen die Löhne mit 12 Euro als Untergrenze auch bei ungelernten Kräften 30 Cent über dem bundesweiten Mindestlohn.

Wir haben keine schlechten Arbeitszeiten. Auch die Bezahlung hat sich stark verbessert in den letzten Jahren. Wir müssen an unserer Ausbildung arbeiten. Ich glaube, da sind wir auf einem guten Weg.

Piet Rothe, Dehoga Bremerhaven

Laut Arbeitsagentur gibt es zurzeit ein Langzeithoch bei den gemeldeten Stellen. Bewerber hätten deshalb viele Alternativen. Außerdem bestehe bei vielen die Angst, in der Gastronomie schneller in die Kurzarbeit gedrängt oder sogar entlassen zu werden. "Wir waren ja immer dabei, wenn Schließungen anstanden", sagt ein Bremerhavener Hotelier dazu. Eine Kellnerin ärgert sich auf Nachfrage besonders darüber, wie sie mitunter von Gästen gesehen werde. Nämlich "eher als Roboter", wie sie es empfindet.

Kampf um Fachkräfte

Zum Personalmangel hinzu komme die angespannte Lage durch die Inflation – die Gäste geben weniger aus, ist von Gastronomen zu hören. Viele in der Branche versuchen, noch exakter zu kalkulieren, aber die Preisspirale – sie ist ein Teufelskreis. Die Gastronomen versuchen mit Angeboten wie mehr freien Tagen oder Zulagen für Schichtarbeit gegenzuhalten. Dass die Leute weniger Geld ausgeben, ist für einen Gastronomen, der seinen Namen lieber nicht nennen möchte, verständlich.

Die anderen Sachen werden ja auch teurer, die Gehälter sind aber stehengeblieben, wo sie waren. Wir als Gastronomen und Kellner sind ja schon ein bisschen abhängig vom Trinkgeld.

Anonymer Gastronom

Trotz aller Schwierigkeiten: Mit 408.000 Übernachtungen im Jahr 2022 liegt Bremerhaven jetzt fast wieder auf dem Niveau wie vor der Pandemie, heißt es von der Tourismusgesellschaft Erlebnis Bremerhaven. Das sei ein Plus um gut 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Spätestens im April soll der Laden wieder Brummen, sagt auch Chris Sauer. Der Hausmeister vom Weserdeich hat schon mal alles frisch gemacht: "Ich arbeite hier am Deich und bin natürlich interessiert, dass das hier wieder losgeht."

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Bild: Radio Bremen

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  • Dirk Bliedtner
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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 6. März 2023, 8:20 Uhr