Fragen & Antworten
Ein Tier aus dem Tierheim Bremerhaven? Was Interessierte wissen müssen
Mehr als 600 Tiere nimmt das Tierheim Bremerhaven jährlich auf und vermittelt viele davon weiter. Doch wer etwa einen Hund zu sich nehmen möchte, muss vorher einiges bedenken.
Hunde, Katzen, Nager oder Vögel, aber auch Exoten und Huftiere beherbergt das Tierheim Bremerhaven. Dessen Trägerverein Tierschutz Bremerhaven e.V. feiert dieses Jahr 100 jähriges Bestehen – in der Corona-Pandemie war die Arbeit der 18 Mitarbeitenden und etlichen Ehrenamtlichen besonders wichtig. Die Bewohner des Heims werden gefunden, wegen Überforderung oder anderer Umstände abgegeben oder sogar durch die Polizei sichergestellt. Als bester Freund des Menschen gilt der Hund. Damit neue Freundschaften im Tierheim geschlossen werden können, sollten Interessenten unter anderem diese Dinge bedenken.
Wie läuft die Vermittlung eines Tieres im Tierheim Bremerhaven?
Die Mitarbeitenden in Bremerhaven freuen sich immer, wenn Menschen ein neues Familienmitglied aus dem Tierheim aufnehmen möchten. Bei der Suche nach einem passenden Zuhause unterstützt das Team nach Kräften. Die Vermittlung ist jedoch ein Prozess, der mehrere Treffen zwischen Tier und Interessent erfordert – damit sich beide Seiten "beschnuppern" können. Das Pflegepersonal unterstützt dabei mit Tipps und Beratung.
Dieser Kennenlern-Prozess wird je nach Tier individuell abgesprochen. Bei einem Hund zum Beispiel treffen Interessierte ihren tierischen Wunschkandidaten oft ein bis zwei Mal täglich, sagt Tierheimleiterin Amelie Bensch. Nach zwei Wochen steht ein erster Hausbesuch an, anschließend auch eine Übernachtung. Ob Hund und Herrchen oder Frauchen in spe zusammenpassen, entscheiden Tierheim und Interessierte schließlich gemeinsam. "Es ist nicht einfach, jeden Hund einfach so zu vermitteln, weil jeder speziellen Macken mit sich bringt", sagt Tierpflegerin Jaimy Hormes. Darüber sollten sich Anwärter klar sein. Manche Vierbeiner würden beispielsweise besonders stark bellen. Etliche Menschen fühlten sich jedoch gestört, wenn das Tier zu sehr im Mittelpunkt stehe, so Hormes. "Viele kommen mit der Aktivität des Hundes nicht klar."
Was ist vorab zu bedenken?
Bereits vor der Kontaktaufnahme, aber auch beim Kennenlernen des Tieres, sollten sich Interessierte laut Bensch verschiedene Gedanken machen. Dazu gehört, ob die Haltung in der Mietswohnung überhaupt möglich ist. Wichtig sei auch die Vereinbarkeit mit der Berufstätigkeit. Wer lange arbeitet, sollte demnach überlegen, ob andere Familienmitglieder oder die Nachbarschaft im Notfall einspringen können oder eine Tagespension in Frage kommt. Interessierte müssten sich auch mit Kosten, Ernährung, Impfung oder Rassemerkmalen befassen, so Bensch.
Es ist ein entscheidender Fehler, dass eine nicht passende Rassen gewählt wird – ein Hund muss nicht zur Sofafarbe passen, sondern zu den Lebensumständen.
Amelie Bensch, Leitung Tierheim Bremerhaven
Welche Regelungen gibt es vom Tierheim?
Die Regelungen im Bremerhavener Tierheim gehen laut Leiterin Bensch über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Dessen Qualität sichert auch der Dachverband Deutscher Tierschutzbund. "Im Vergleich zu anderen Heimen haben wir sehr umfangreiche Vermittlungsprozesse", so Bensch. Die Übergabe eines Tieres erfolgt etwa nur gegen Vorlage eines Personalausweises und mit einem Schutzvertrag, in dem alle Vereinbarungen festgehalten werden. Bereits vorhandene Tiere müssen geimpft werden, bevor das neue Haushaltsmitglied einzieht. Sollte ein vermitteltes Tier einmal nicht in seinem neuen Zuhause bleiben könne, muss das Tierheim kontaktiert werden. Eine Weitergabe ist nicht gestattet, es sei denn der Tierschutzverein stimmt zu.
Da sich das Haus fast ausschließlich durch Spenden finanziert, wird für die Vermittlung eine Gebühr berechnet. Die liege laut Tierheim allerdings weit unter den Kosten, die dem Heim tatsächlich entstünden. Aufgrund schlechter Erfahrungen nimmt das Tierheim diese ausschließlich in Bar entgegen. Die konkrete Gebühr wird im jeweiligen Fall genannt.
Mit welchen Kosten ist zu rechnen?
Ganz wesentlich bei der Anschaffung eines Tieres ist es laut Tierheimleiterin Bensch, sich über die Kosten im Klaren zu sein. Nach einer Aufstellung des Portals Heimwerker.de kommen im Laufe eines Hundelebens von im Schnitt 13 Jahren mehr als 15.000 Euro zusammen. Darin enthalten sind einmalige, aber auch laufende Kosten. Bei einer Katze sind es bei einer Lebenserwartung von 15 Jahren fast 10.000 Euro.
Für seine Auswertung durchschnittlicher Kosten hat das Portal datenbasierte Schätzungen auf Grundlage von Quellen wie des Magazins Ein Herz für Tiere, des Versicherers Allianz oder des Futtermittelherstellers Fressnapf erstellt. Es weist jedoch darauf hin, dass für Rassetiere, besondere Ausstattungen oder komplizierte Operationen weitere Kosten entstehen können. Die Bremerhavener Tierheimleiterin Bensch weist daraufhin, dass der finanzielle Aufwand für ein Tier auch stark von dessen Gesundheit abhängt.
Was ist bei der Eingewöhnung eines Tieres zu beachten?
Für Tiere ist der Wechsel aus dem Tierheim in ein neues Zuhause ein Neustart. Daraus ergibt sich laut der Organisation Tierschutzliga die Chance, Regeln für das Miteinander aufzustellen. Für Frauchen, Herrchen und Hund muss demnach klar sein, was geht und was nicht. Für die Eingewöhnung gibt die Stiftung, die deutschlandweit Tierheime betreibt, eine Orientierung. Wichtig seien unter anderem klare Regeln, wonach Neu-Besitzer einem Tierheimhund mit Liebe, Verständnis, Geduld und Einfühlungsvermögen, jedoch nicht mit Mitleid begegnen sollten. Denn egal, wie es dem Tier ergangen sei, nun gehe der Blick nach vorne.
Von Anfang an helfe dem verunsicherten Hund ein geregelter Tagesablauf, ebenso das Üben allein zu bleiben. Zu viele Spaziergänge könnten den Vierbeiner in der neuen Umgebung hingegen überfordern. Hier empfiehlt die Tierschutzliga Gassirunden langsam zu steigern. In den ersten Tagen sei eine Gewöhnung an Bezugspersonen wichtig, bevor der Schützling vielen weiteren Menschen vorgestellt werde. Gerade der Umgang mit Kindern sollte bedacht werden. Wichtig sei auch, die Körpersprache des Hundes zu lesen, um Bedürfnisse zu verstehen.
Welche Möglichkeiten gibt es statt einer Tierübernahme?
Sollten Interessierte nach reiflicher Überlegung doch nicht dauerhaft ein Tier aufnehmen wollen oder können, gibt es Alternativen. Das Tierheim Bremerhaven lebt vom Einsatz ehrenamtlicher Helfer und ist auf Engagement angewiesen. Mit der Stadt hat das Heim einen Vertrag Fundtiere aufzunehmen. Nur knapp ein Drittel der Gesamtkosten des Tierheims übernimmt die Stadt. Alles andere finanzieren oder übernehmen die Vereinsmitglieder.
Es gibt die Möglichkeit sich als einer von 50 Gassi-Gehern, als Katzen-Streichler oder auch im Organisations-Team bei der Planung von Festen und Aktionen zu engagieren. Neuerdings öffnet das Heim außerdem jeden ersten Freitag im Monat von 15 bis 17 Uhr seine Pforten für Interessierte. Dann stehen Führungen, Kaffee und Kuchen sowie Kontakt zu Tieren auf dem Programm.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 7. Januar 2023, 19:30 Uhr