Dieser Klassiker soll auch Opern-Einsteiger aus Bremen begeistern
Das Theater Bremen startet mit "Lohengrin" und "Wasserwelt" hochpolitisch in die neue Saison. Beide Premieren versprechen eingängiges Theater – auch für Theaterneulinge.
Die Szene spielt am Ende des ersten Aktes. Um Elsa, die des Brudermordes beschuldigt wird, vor den Argumenten der Anklage zu schützen, fegt ein bis dahin fremder Helfer kurzerhand alle Akten vom Tisch – und bewahrt die Angeklagte auf diese Weise unter dem Jubel der Massen vor dem Schuldspruch.
Lohengrin, so der Name des Aktenkillers, steht in Frank Hilbrichs Inszenierung der gleichnamigen Oper Richard Wagners (1813-1883) am Theater Bremen für die einfache Lösung. Der vermeintliche Heilsbringer repräsentiert ein streng religiöses, autoritäres und utopisches System, in dem es keinen Raum gibt für das mühselige und doch faires Abwägen von Argumenten. Mit Blick auf diesen Helden kommt der Besucher der Vorstellung kaum umhin, an all die Rechtspopulisten zu denken, die für ihre Versprechungen derzeit fast überall auf der Welt großen Zuspruch erfahren.
Die Oper warnt vor einfachen Lösungen
"Lohengrin ist eine Erzählung von der Verirrung eines Staats, eines Volks", sagt der Bremer Regisseur Frank Hilbrich dazu: "Das Stück warnt die Menschen davor, sich blind irgendwelchen daher gelaufenen Helden anzuvertrauen." Es dränge sich geradezu auf, diese Oper gerade heute aufzuführen.
Es gibt in der Krise, in der wir leben, viele Menschen, die glauben, mit leichten Antworten einen Weg aus der Krise zu finden. Doch genau davor warnt der "Lohengrin".
Regisseur Frank Hilbrich
Der Hausregisseur des Theaters Bremen ist sich sogar sicher, dass er mit dieser Inszenierung des "Lohengrins" auch Bremerinnen und Bremer für die Oper begeistern kann, die sonst nicht oft ins Theater gehen. Ohnehin sei Wagner "einfach spannend" und viel besser für den Einstieg in die Welt der Oper geeignet, als weithin angenommen. Und im "Lohengrin" erzähle der Komponist auf scheinbar traumwandlerische Art eine Geschichte, die unsere sein könnte, sagt Hilbrich.
Viel Musik auch im Schauspiel
Das gilt – zumindest im übertragenen Sinn – auch für die zweite Premiere am Theater Bremen an diesem Wochenende: "Wasserwelt", ein Musical von Felix Rothenhäusler und Jan Eichberg. Rothenhäusler inszeniert das Stück mit dem Schauspielensemble des Theaters Bremen im Kleinen Haus. Es geht in "Wasserwelt" um die Tiefsee. Allerdings nicht aus der Perspektive des Menschen, sondern aus der eines kleinen Krebses und anderer Tiefseebewohner, die sich auf eine Reise in Richtung Oberfläche begeben.
"Sie singen davon, wie die Menschen sind", kündigt Rothenhäusler an. Gehe es dabei zunächst humoristisch zu, so schlage die Stimmung um, wenn die Tiere dem Plastikmüll und den Schleppnetzen der Menschen begegnen. Von nun an geht es weniger um die Schönheit der Tiefsee als um Tod und Verderben.
Auch für Kinder geeignet
Und doch legt Rothenhäusler Wert auf die Feststellung, dass man sein Musical zwar politisch interpretieren könne, dass es sich aber keinesfalls um ein verkopftes Politdrama handele. "Es ist eng angelehnt an das Märchen von der Kleinen Meerjungfrau", sagt er. Das Publikum habe keine Textmassen zu erwarten. Vielmehr sei die Sprache einfach gehalten, zugeschnitten auf alle Zuschauerinnen und Zuschauer ab acht Jahren. Er erzählt die Geschichte mithilfe aufwändig gestalteter Bühnenbilder und viel Musik, die sich an die Glitzerwelt von Disney-Produktionen anlehne. Etwa 75 Minuten, so Rothenhäusler, dauere dieser "Versuch, mit einfachen Charakteren Heutiges aus einer Märchenwelt zu erzählen".
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 13. September 2024, 19.30 Uhr