Wie die Stadthalle Bremerhaven wieder große Künstler locken könnte
Die Bremerhavener Stadthalle wird dieses Jahr 50 Jahre alt. Seit 1974 finden dort Konzerte und Großveranstaltungen statt. Doch die ganz großen Stars kommen schon länger nicht mehr.
Die Stadthalle Bremerhaven hat einen glanzvollen Start hingelegt. Als das Veranstaltungszentrum für tausende Menschen in den 1970er Jahren eröffnet, lockt es noch im selben Jahrzehnt Künstler wie Udo Lindenberg, Freddy Quinn oder ACDC nach Bremerhaven. In den 1980er und 1990er Jahren treten hier Meat Loaf, Johnny Cash oder die Toten Hosen auf. Außerdem bietet die Halle TV-Shows wie "Wetten, dass..?" eine Bühne.
Früher Motörhead, heute Dino-Metal
Ab Mitte der 2000er kommen immer weniger große Stars in die Halle. 2006 eine der letzten internationalen Größen: Motörhead. Für Februar dieses Jahres angekündigt: Heavysaurus – eine Metal-Band für Kinder. Auch unbekanntere Bands spielen hier gute Shows, aber laut Stadthallen-Chef Othmar Gimpel sieht man die bekannteren Künstler dieses Jahr eher auf der Freifläche neben der Stadthalle.
Die beiden Wochenenden mit Lea, Kerstin Ott, Stahlzeit, Vincent Weiß und Giovanni Zarella. Das ist glaube ich, je nachdem welchen Musikgeschmack man hat, einfach immer schön, so ein Open Air-Konzert.
Stadthallen-Chef Othmar Gimpel
Gemeint sind Wochenenden im Juni und September. Außerdem ist im April zum zweiten Mal das Open-Air Hip-Hop Festival "Havenbeatz" geplant. Mit solchen Veranstaltungen wolle das Team der Stadthalle das bestmögliche Angebot schaffen, das unter den aktuellen Bedingungen möglich sei, sagt Gimpel.
Räumlich verkleinerte Konzerte
Die Konzerte in der Halle werden häufig als sogenannte "Club-Konzerte" veranstaltet. Dabei handelt es sich um Konzerte für etwa 500 Zuschauer, für die der Publikumsbereich verkleinert wird. Maximal fasst die Halle knapp 5.000 Besucher. Mit der Option, den Platz bei höherer Nachfrage zu erweitern. Neben kleineren Konzertformaten funktionieren in der Halle weiterhin Auftritte von Comedians, Partys, Flohmärkte und die Basketballspiele der Eisbären Bremerhaven. Wirklich große Konzertveranstaltungen seien in der Halle aktuell eher schwierig.
Fakt ist, dass es eben Veranstalter gibt, die sagen: Es war schön bei euch und wir haben gern mit euch zusammgearbeitet, aber wir können leider nicht mehr wieder kommen, weil es einfach zu hohe Kosten sind.
Stadthallen-Chef Othmar Gimpel
Das Problem: Veranstalter können ihr Equipment nicht direkt in die Halle fahren – das sorgt bei großen Shows für hohe Personalkosten. Außerdem trage die marode Decke der Stadthalle die riesigen Lichtaufbauten heutiger Shows nicht mehr. Die Koalition in Bremerhaven hat sich aus Kostengründen vorerst gegen einen Neubau entschieden.
Die Frage der Baukosten
Von Mutmaßungen zu möglichen Baukosten hält Gimpel wenig. Er verweist auf ein Gutachten aus dem Sommer 2022 für einen Neubau und auf ein Gutachten für eine Sanierung aus dem Herbst 2023. Beide Gutachten der Firmen Drees & Sommer und C-Sight liegen bei 40 Millionen Euro. Bei einem solchen Projekt sei es aber schwer, die Kosten genau vorherzusagen. Laut Gimpel würde die reine Instandsetzung das Grundproblem der Stadthalle ohnehin nicht lösen.
Um eine Halle so attraktiv zu machen, dass auch zukünftige Veranstalterinnen und Veranstalter hier zu uns nach Bremerhaven kommen und ein attraktives Programm präsentieren, da reicht es nicht, dass Brandmeldeanlage und Abluft funktionieren und Fluchtwege da sind. Da muss man schon mehr machen.
Stadthallen-Chef Othmar Gimpel
Sanierung mit Umbau?
Gimpel zählt auf: Eine höhere Decke mit mehr Tragkraft und eine vereinfachte Zufahrt. Das könne er sich auch bei einer Sanierung plus Umbau vorstellen. Pläne für die Sanierung sind in Arbeit, aber auch ein Neubau wird dabei nicht völlig ausgeklammert. Doch die Zeit drängt, denn seit dem 1. Januar müssen Feuerwehr und Bauordnungsamt die Sicherheit jeder Veranstaltung einzeln prüfen und absegnen. Und diese Kompromisslösung gilt nur bis zum 30. Juni 2025. Bis dahin sollte wenigstens die Arbeit an den Mindeststandards beginnen.
Der Brandschutz ist das Thema Nummer eins und das ist ganz klar der Punkt, der erfüllt werden muss. Weil, wenn das nicht erfüllt wird, dann ist die Halle zu.
Stadthallen-Chef Othmar Gimpel
Die Uhr tickt also für die Stadthalle. Der aktuell letzte geplante Künstler ist Komiker Torsten Sträter im März 2025. Mit seinem treffend benannten Programm „Mach mal das große Licht an“.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Das Wochenende aus Bremerhaven, 21. Januar 2024, 10 Uhr