Fragen & Antworten
Tödliche Gefahr: Bundespolizei warnt vor Selfies im Gleisbett
Kürzlich endete ein mutmaßlicher TikTok-Dreh bei Hamburg tödlich. Auch in Bremen rückt die Polizei regelmäßig aus, weil Leute auf die Gleise laufen.
Schnell noch ein Selfie machen und ins Netz hochladen: Das gehört für viele zum Alltag, die auf Social-Media-Kanälen aktiv sind. Um immer spektakulärere Aufnahmen zu liefern, riskieren einige ihr Leben. Zu einem langjährigen Trend gehören Fotos aus dem Gleisbett.
Vor zwei Wochen sind in Hamburg 18-jährige Zwillingsschwestern von einem Zug erfasst worden – mutmaßlich wollten sie TikTok-Videos drehen. Eine der beiden Schwestern ist bei diesem Unfall gestorben. Und das alles für ein paar mehr Klicks. Auch in Bremen rückt die Bundespolizei immer wieder aus, weil sich Leute im Gleisbett aufhalten.
Wie oft riskieren Leute im Land Bremen ihr Leben wegen solcher Aktionen?
Die Dunkelziffer ist laut Bundespolizei extrem hoch. Sie bekommt nicht jede Aktion mit. Auf jeden Fall gibt es im Sommer mehr Einsätze, sagt Polizeisprecher Holger Jureczko. Ungefähr einmal pro Tag komme es dann im Raum Bremen, Niedersachsen und Hamburg zu einem Einsatz, weil Leute auf den Gleisen herumlaufen.
Lebensgefährlich ist laut Bundespolizei auch das vermeintlich harmlose Klettern auf abgestellte Züge. Jungen Menschen sei oft gar nicht bewusst, dass Oberleitungen eine Spannung von 15.000 Volt führen. Schon bei bloßer Annäherung könne es zu einem lebensbedrohlichen Stromüberschlag kommen, warnt die Bundespolizei.
Wie viel Zeit bleibt den Leuten noch, wenn ein Zug angeheizt kommt?
Laut Bundespolizei nur zwei Sekunden: "Die Faustregel zum Erkennen eines Zuges beträgt: 21, 22, tot! Und wir hören ihn auch nicht eher", sagt Jureczko. Wenn die Leute auf ihre Selfies konzentriert sind, bekämen sie von einem herannahenden Zug oft nichts mit.
Außerdem sind moderne Züge laut Bundespolizei nicht nur schneller, sondern auch wesentlich leiser als Züge älterer Baureihen. Lokführer erkennen die Leute in der Regel erst viel zu spät und können nicht rechtzeitig anhalten. Für sie seien diese Erlebnisse traumatisierend.
Die Faustregel zum Erkennen eines Zuges beträgt: 21, 22, tot!
Holger Jureczko, Sprecher Bundespolizei Bremen
Wie können Eltern ihre Kinder am besten vor solch gefährlichen Ideen schützen?
Wie beim Straßenverkehr auch, sollten Eltern ihre Kinder früh über diese Gefahr aufklären und sie auf ihre Vorbildfunktion hinweisen. Denn viele ahmen gefährliche Aktionen nach, die sie im Netz sehen. "Auch ein Zwölfjähriger steht, wenn er eine hohe Verbreitung erreicht, bereits in der Verantwortung, dass andere dieses Handeln eben nicht nachmachen. Und auch derjenige muss davon ausgehen, dass vielleicht noch jüngere Kinder ihr Leben riskieren, um ähnlich vermeintlich coole Videos darzustellen", sagt Jureczko.
Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Läuft, 31. Januar 2023, 15:45 Uhr