Prozess um Bremer Brandanschlag: Auto der Nebenklägerin beschädigt

Mutmaßliche Brandstiftung in Bremer Jugendzentrum: Angeklagte sagen aus

Bild: dpa | Sina Schuldt

Drei Männer mit Verbindungen in die rechtsextreme Szene sollen einen Anschlag auf ein Jugendzentrum verübt haben. Nun wurden zwei Autos beschädigt. Ein Einschüchterungsversuch?

Bevor es am zweiten Prozesstag zur Einlassung der drei Angeklagten kam, wandte sich die Nebenklageanwältin Lea Voigt an das Gericht. Sie vertritt eines der Opfer der Brandstiftung im Jugendzentrum in der Friesenstraße. Voigt berichtete, das Auto ihrer Mandantin sei stark beschädigt worden – zwischen den Prozesstagen Donnerstag und Freitag. Das könne kein Zufall sein. Zumal in dieser Zeit auch ein weiteres Auto eines Journalisten, der für Recherchen in der rechtsextremen Szene bekannt ist, angegriffen worden sei.

Die Rechtsanwältin wertet das als Einschüchterungsversuch: "Wir gehen davon aus, dass das einen Zusammenhang mit dem Verfahren hat", sagte Voigt. Für das weitere Klima, in dem dieser Prozess stattfindet, sei das Besorgnis erregend.

Das geht mit Sicherheit auf das Konto der Angeklagten oder jedenfalls ihres Umfeldes.

Lea Voigt, Anwältin der Nebenklage

"Für die Betroffene ist das sehr unschön. Es wird versucht, Leute davon abzuhalten, in so einer Rolle in derartigen Verfahren aufzutreten", sagte Voigt. Es sei zu hoffen, dass sich Zeugen dadurch nicht einschüchtern lassen. "Denn sonst würde natürlich die Aufklärung der ganzen Sache in Mitleidenschaft gezogen."

Angeklagte lassen Erklärung abgeben

Zu den Vorwürfen der Sachbeschädigung und Einschüchterung äußerten sich die Angeklagten nicht. Aber wie angekündigt ließen sie ihre Verteidiger jeweils eine Erklärung abgeben, dazu wie es angeblich in der Nacht zum 16. Februar 2020 zum Brand in der "Friese" gekommen sein soll.

Alle drei Angeklagten hätten nach ihren Angaben schon seit dem Morgen Alkohol getrunken und seien dann am Abend sehr betrunken durchs Bremer Viertel gezogen. Nur weil sie plötzlich auf die Toilette gemusst hätten, so die Darstellung, hätten sie das Jugendzentrum betreten. Dort hätten zwei der Männer angefangen, am Kicker zu spielen, der dritte sei in den Nebenraum gegangen, wo er sich mit einem Feuerzeug eine Zigarette angesteckt habe.

Brand wurde angeblich versehentlich verursacht

Dabei sei dann versehentlich der Ärmel einer Jacke in Brand geraten. Eine kleine Flamme sei das nur gewesen und nie hätte man sich vorstellen können, dass sich daraus ein Brand entwickeln könnte. Die anderen beiden Männer hätten von diesem Vorfall gar nichts mitbekommen. Dann sei man gegangen und habe erst am nächsten Tag von dem Brand erfahren.

Diese Aussagen sind wirklich ein Witz.

Lea Voigt, Anwältin der Nebenklage

Lea Voigt, die Anwältin der Geschädigten, hält das für abwegig. "Es ist schon in sich deutlich geworden, dass die Aussage viele Fragen aufwirft und es so wohl nicht gewesen ist", so Voigt. Das passe überhaupt nicht zu den Beweisen und das werde sich im weiteren Verfahren auch zeigen.

Am 27. Januar wird das Verfahren fortgesetzt. Dann sollen Polizeibeamte und Feuerwehrleute über den Brand und die Ermittlungen befragt werden. Am Tag darauf sollen dann mehrere Zeugen aussagen, die in der Brandnacht in der "Friese" gefeiert haben – und durch den Brand verletzt wurden. Das Klima, in dem diese Zeugen aussagen müssen, ist durch die mutmaßlichen Einschüchterungsversuche noch einmal deutlich angespannter geworden.

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 17. Januar 2025, 19:30 Uhr