Interview

Urlaub vorbei? Wie der Re-Start in die Arbeitswelt leichter fällt

Ein Mann sitzt mit Handy in der Hand auf einer Bank und schaut nachdenklich.

Urlaub vorbei? So gelingt Bremern der Re-Start in die Arbeitswelt

Bild: dpa | Shotshop | Spectra

Mit den Ferien in Bremen und Niedersachsen endet auch die Urlaubszeit. Vielen Schülern und Arbeitnehmern setzt das Post-Holiday-Syndrom zu. Was kann man dagegen tun?

Gut sechs Wochen Ferien sind für die Schülerinnen und Schüler wahrscheinlich traditionell schnell herumgegangen: Am kommenden Montag geht der viel zitierte "Ernst des Lebens" wieder los. Und mit den Ferien endet auch die Urlaubszeit – das kann dazu führen, dass nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in ein kleines psychologisches Loch fallen.

Was man tun kann, um den Start ins Schul- und Arbeitsleben aber möglichst angenehm zu gestalten, weiß Laura Venz. Sie ist Professorin für Arbeits- und Organisationspsycholgie an der Universität Lüneburg.

Frau Venz, wie gleite ich bei allen Aufgaben, die gleich wieder anstehen, möglichst entspannt zurück in die Arbeitswelt?

Ideal wäre es, wenn man sich schon vor dem Urlaub darüber Gedanken gemacht und ein bisschen geplant hätte, damit man am Montag möglichst nicht wieder volle Kanne einsteigt. Zum Beispiel könnte die Abwesenheitsnotiz für die E-Mail ruhig noch ein, zwei Tage länger laufen, sodass man sich ein bisschen Zeit verschafft. Oder, wenn das möglich ist, startet man gar nicht am Montag wieder, sondern vielleicht am Mittwoch: Dann ist nämlich die Zeit bis zum nächsten Wochenende erst mal nicht so lange und man kann noch ein bisschen von dem Erholungseffekt aufrechterhalten. Wenn das aber nicht geht, sollte man gut planen und schauen, was wirklich wichtig ist – und nicht anfangen, gleich auf jede E-Mail, die reingekommen ist, zu antworten. Sondern zu versuchen, einfach Stück für Stück langsam auch wieder reinzukommen.

Manche Menschen leiden unter einem Post-Holiday-Syndrom. Gibt es das aus psychologischer Sicht denn wirklich? Und wenn ja, wie sieht das aus?

Ja, das gibt es tatsächlich – wobei es ein bisschen schlimmer klingt als es ist. Post-Holiday-Syndrom bedeutet nichts anderes, als dass man so ein kleines bisschen in ein Tief fällt oder ein bisschen traurig ist, dem Urlaub hinterher weint und nicht so richtig Lust aufs Arbeiten hat. Und es geht den allermeisten Menschen so, weil es natürlich schön ist im Urlaub: Wir erleben tolle Dinge, wir können ausschlafen und haben ein bisschen mehr Kontrolle über die Dinge, die wir tun. Der beste Tipp, dem so ein bisschen entgegenzuwirken, ist, zu versuchen, sich kleine Inseln der Erholung und des Urlaubs auch in den Alltag rüberzuretten: zum Beispiel noch mal schön in den Erinnerungen vom Urlaub schwelgen oder Dinge, die man im Urlaub probiert hat, auch zuhause zu machen und dadurch diese Gefühle von Urlaub in den Alltag rüberzutragen.

Die Frage ist nur: Wissen das Ihrer Erfahrung nach auch die Chefs? Also müssten die mit mir als Urlaubsrückkehrer nicht erst einmal ein bisschen rücksichtsvoller umgehen, die Erwartungen runterschrauben und das auch kommunizieren?

Das wäre tatsächlich ganz schön. Wobei das immer eine Zweibahnstraße ist – keine Einbahnstraße.

Das bedeutet: Eigentlich wäre das super, wenn das im Team so kommuniziert und von Anfang an klar ist, dass diejenigen, die aus dem Urlaub wiederkommen, nicht mit 150 Prozent einsteigen, sondern hundert Prozent vollkommen reichen.

Laura Venz, Professorin für Arbeits- und Organisationspsycholgie an der Universität Lüneburg

Und dass jeder und jede so die Gelegenheit bekommt, langsam wieder reinzukommen. Das kann man ja auch miteinander verbinden: Beim ersten gemeinsamen Mittagessen zum Beispiel wieder kann man noch mal vom Urlaub erzählen und das noch einmal aufleben lassen. Die Kollegen und Kolleginnen haben dann ja irgendwie auch was davon. Und solange das für alle gilt – übrigens auch die Chefs und Chefinnen selbst – ist das ja auch eine tolle Sache. Es ist schon wichtig, dass alle darauf achten, dass Erholung einfach wichtig in unserem Leben ist.

Das Gespräch führte Hendrik Plaß für Bremen Zwei, Julian Beimdiecke hat es für butenunbinnen.de aufgeschrieben.

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Bild: dpa | Christin Klose

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  • Hendrik Plaß
    Hendrik Plaß Moderator

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 2. August 2024, 10.10 Uhr