Immer mehr Kindeswohlgefährdungen an Kitas in Niedersachsen gemeldet
393 Meldungen an das Landesjugendamt wurden im vergangenen Jahr gezählt. Laut Ministerium heißt das aber nicht zwangsläufig, dass der Umgang rauer geworden ist.
An Niedersachsens Kitas werden zunehmend häufiger mögliche Kindeswohlgefährdungen gemeldet. Wie das Regionale Landesamt für Schule und Bildung mitteilte, wurden im Jahr 2022 insgesamt 393 Meldungen an das Landesjugendamt gezählt. Das sind 63 Fälle mehr als im Vorjahr und mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2017, als es nur 153 Meldungen gab.
In 34 Fällen wurden Anzeigen gestellt
In der Statistik wird beispielsweise körperliche Züchtigung wie Schlagen, Kneifen oder Zerren erfasst, dazu Isolation und Einsperren von Kindern, Zwangsfütterung, verbale Übergriffe oder sexuelle Übergriffe. Auch Übergriffe der Kinder untereinander wurden als ein Mangel an Aufsicht und Erziehung registriert. 34 Mal wurden Anzeigen gestellt, meist durch Eltern oder Dritte.
Zahlen für das Jahr 2023 lagen dem Landesamt noch nicht vor. Man rechne aber wieder mit einer Zunahme, sagte eine Sprecherin. Bei der Bewertung der Entwicklung gilt es zu berücksichtigen, dass die Zahl der Kitas und der betreuten Kinder sowie Fachkräfte seit 2017 in Niedersachsen stark gestiegen ist. "Ein solcher Aufwuchs erhöht natürlich auch die Wahrscheinlichkeit eines Anstiegs absoluter Verdachtszahlen", erklärte ein Ministeriumssprecher.
Größeres Bewusstsein für Kindeswohlgefährdungen
Das Ministerium vermutet zudem ein größeres Bewusstsein für Kindeswohlgefährdungen, seit 2021 ein Gesetz zur Stärkung von Kindern und Jugendlichen in Kraft getreten ist. Die Kita-Träger mussten seither verpflichtend ein Gewaltschutzkonzept entwickeln, anwenden und regelmäßig überprüfen. Es sei davon auszugehen, dass die Träger dadurch auch sensibilisiert wurden, dass Kindeswohlgefährdungen meldepflichtig sind, so der Sprecher.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 3. Oktober 2023, 8 Uhr