Bremerhavens neuer Schuldezernent will es sich nicht gemütlich machen
Ab heute ist Hauke Hilz neuer Schul- und Kulturdezernent in Bremerhaven. Buten un binnen verrät der Chemiker, was er in den kommenden Jahren vorhat.
Meist sind Politikerinnen und Politiker Juristen oder Lehrer, aber Chemiker gibt es in der Bremischen Bürgerschaft fast keine. Ausnahme ist Hauke Hilz. Der FDP-Politiker war bis vor kurzem noch halbtags Professor für Lebensmittelchemie an der Hochschule Bremerhaven, doch seit heute ist er Dezernent für Schule und Kultur der Seestadt.
Mit Zellwänden von Blaubeeren und schwarzen Johannisbeeren hat sich Hauke Hilz während seiner Promotion an der Universität Wageningen in den Niederlanden beschäftigt. Aus dieser Zeit hat er seine analytische Seite, die er bis heute in seiner politischen Arbeit pflegt, so sagt er jedenfalls.
In der Lebensmittelchemie muss man immer erstmal überlegen: Was will ich eigentlich wissen? Und dann muss man die passende Methode für die Analyse finden. Wenn man die falsche Methode hat, kriegt man sein Ergebnis nicht. Und so gehe ich auch an die politischen Fragen ran.
Hauke Hilz, neuer Schul- und Kulturdezernent in Bremerhaven
Hilz blickt wehmütig zurück
Geboren 1977 in Stade, studiert er nach dem Wehrdienst Lebensmittelchemie an der Uni Hamburg. Es folgt eine Promotion in den Niederlanden. Seit 2010 ist er Professor für Lebensmittelchemie an der Hochschule Bremerhaven. Seit Mitte der 2000er-Jahre ist sein Leben zweigeteilt: Neben der Lebensmittelchemie beschäftigt ihn die aktive Politik.
2005 tritt er in die FDP ein und schafft es über den Kreisverband Bremerhaven bis in den Bundesvorstand. Er kümmert sich um Bildungsthemen in der Bremischen Bürgerschaft und der Stadtverordnetenversammlung Bremerhaven.
Wenn man so will, hat die Politik jetzt die Wissenschaft abgelöst – was ihn ein bisschen wehmütig macht: "Das werde ich auch vermissen. Jetzt war gerade Erstsemesterbegrüßung und ich brauchte keinen begrüßen, denn die haben alle bei mir keine Vorlesung mehr. Das war schon ein bisschen komisch."
Lehrkräftemangel ist große Herausforderung
Er gibt die Professur auf für den neuen Job. Der bedeutet: viel Stress, Verantwortung und Herausforderungen. Denn in Bremerhaven herrscht schon lange akuter Lehrkräftemangel. Für die etwa 17.500 Schülerinnen und Schüler fehlen 126 Lehrerinnen und Lehrer. "Natürlich ist das keine einfache Situation", sagt Hilz, "aber ich mache das ja nicht, um es mir gemütlich zu machen, sondern ich will auch gestalten."
Es steht ja fest, dass wir diesen Mangel haben werden. Wie kann man mit Mangel umgehen und wie kann man das vielleicht auch als Chance begreifen und über neue Wege vielleicht auch Schule besser machen?
Hauke Hilz, neuer Schul- und Kulturdezernent in Bremerhaven
Handwerker sollen in Schulen arbeiten
Hilz will sich weiter dafür einsetzen, dass Lehrmeister an die Schulen kommen. In den Haushaltsberatungen wurde bereits beschlossen, dass an allen Oberschulen eine halbe Stelle für Lehrmeister geschaffen wird. Das sind Handwerksmeister, die Schülerinnen und Schüler an das praktische Leben heranführen und Wirtschaftskompetenz vermitteln. An Berufsschulen sind diese bereits im Einsatz.
Außerdem denkt er an mehr Personal aus dem IT-Bereich und für die Verwaltung, um die Lehrkräfte zu entlasten. Geld dafür wäre vorhanden, denn durch den Personalmangel wurden nicht alle Lehrstellen besetzt. Unterm Strich sind so Personalkosten gespart worden, die er einsetzen will.
Schulen sollen autonomer werden
Und noch ein Vorhaben will Hilz vorantreiben: "Es gibt durchaus viel Schulautonomie, und die, finde ich, sollten die Schulen noch mehr ausnutzen. Da können wir noch ein bisschen mehr machen." Ihm geht es um jahrgangsübergreifenden Unterricht. Und darum, dass die Schulen sich Profile in den künstlerischen oder naturwissenschaftlichen Fächern erarbeiten.
Als Dezernent für Schule und Kultur in Bremerhaven ist Hilz außerdem für alle kommunalen Kultur- und Bildungsinstitutionen zuständig. Neben Schulen und Kitas sind das unter anderem das Stadttheater und die Stadtbibliothek. "Es geht um ein Jahresbudget von über 200 Millionen", sagt Hilz. "Das ist schon eine große Aufgabe."
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 1. November 2024, 6.35 Uhr