Warum der Bremer Dom neue Glocken braucht

Der Bremer Dom bekommt neue Glocken – auch, weil bei der größten Glocke die Absturzgefahr bestand. Aber wie schwer sind die Glocken überhaupt? Und woher kommen sie?

Der Bremer Dom bekommt neue Glocken – und am Mittwochmorgen um 10 Uhr ist das Warten vorbei. Die drei neuen Glocken, die bald aus den Türmen des Bremer Doms ertönen sollen, zeigen sich den Bremern und Bremerinnen. Begleitet von Chorgesängen und Musik, "betreten" sie anschließend ihr endgültiges Zuhause. Erst nach der Aufhängung wird die Stadt jedoch ihren Klang hören können. Wenn alles nach Plan läuft, soll es am Ostersonntag so weit sein. Dann läuten zum ersten Mal seit 127 Jahren wieder sechs Glocken am Dom.

Die neuen Glocken für den St.-Petri-Dom werden angeliefert

Doch wie groß sind die neue "Brema" und ihre Begleiterinnen? Und was geschieht mit den alten Glocken? Diese und weitere Fragen beantworten wir hier.

Wie groß sind die neuen Glocken?

Bei den Neuanschaffungen handelt es sich um drei Glocken, die am 16. Dezember in der Gießerei Grassmayr in Innsbruck, Österreich, gegossen worden sind: Die "Brema", die mit einem Durchmesser von etwa 2,15 Metern die größte ist, bringt mehr als sieben Tonnen Gewicht auf die Waage. Die zwei kleineren, die Fis1 und die G1, sind etwas mehr als eine Tonne beziehungsweise 850 Kilogramm schwer.

Übrigens: Die Brema wird auch Friedensglocke genannt, die Fis1 wurde Gerechtigkeitsglocke und die G1 Schöpfungsglocke getauft. Die Namen sollen eine Botschaft überbringen – eben Frieden und Gerechtigkeit in der Schöpfung.

So kommen die Glocken an ihren Platz im Bremer Dom

Wieso sind die Glocken neu gegossen worden?

"Die Brema musste erneuert werden, weil erhebliche Gussmängel bekannt geworden sind", erläutert Projektleiter Hermann Eibach. Die Probleme seien zwar von Anfang an da gewesen, bei Reparaturarbeiten 2017 sind sie jedoch noch mal in Erscheinung getreten. "Sie ist ein Fehlguss gewesen", sagt Eibach. Da die Glocke gedreht und in eine neue Position gebracht werden musste, sei eine sichere Aufhängung nicht mehr gewährleistet gewesen.

Man hatte Angst, dass die Befestigung abreißt und die Glocke vom Joch in die Tiefe stürzt oder die Außenwand beschädigt.

Hermann Eibach, Projektleiter

Gut 43 Meter hoch liegt das Joch über dem Boden. Die Folgen eines Absturzes wären verheerend. Also blieb die Brema stumm. Tatsächlich musste die Brema im Laufe der Jahre bereits dreimal neu gegossen worden – immer nach demselben Modell.

Was passiert mit den alten Glocken?

Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es im Bremer Dom sechs Glocken. Doch nach dem Krieg blieb nur eine übrig. "Die Gloriosa, 1433 gegossen, musikalisch herausragend. Es ist eine Kostbarkeit, eine solche Glocke zu besitzen", erzählt Eibach. Die anderen konfiszierte der Staat damals und schmolz sie für die Waffenproduktion ein.

Nach dem 2. Weltkrieg wurden von der Firma Otto in Hemelingen drei neu gegossen: die Hansa, die Felicitas und die Brema. Die Brema etwas später, 1962, Hansa und Felicitas schon 1951. Die "Hansa" und die "Felicitas" sind heute noch da. Die alte Brema ist hingegen bereits nach Innsbruck transportiert und eingeschmolzen worden. Sie wird der Herstellung neuer Glocken dienen.

So sind die neuen Glocken entstanden

Wie lange "leben" Glocken normalerweise?

Glocken können mehrere Hundert Jahre funktionstüchtig bleiben. Die Gloriosa ist beispielsweise fast 600 Jahre alt und hat bereits zwei Abstürze überlebt. Wie lange eine Glocke hält, hängt unter anderem auch von Betrieb und Gussqualität ab. Mit den neuen Glocken soll das Domgeläut wieder so sein wie 1896.

Wann werden die Glocken aufgehängt?

In der Nacht zum 1. März wurden die Glocken zum Dom gebracht und vor dem Eingang abgestellt. Das verlief ohne große Verzögerung. Es gab auch ein paar Schaulustige, die schon in der Nacht vorbeigekommen sind.

Welche Termine gibt es für die Bremer Zuschauer und Zuschauerinnen?

Am Mittwochmorgen um 10 Uhr werden die Glocken dann in bei einer Begrüßungszeremonie in Empfang genommen und in den Dom transportiert. Es wird Ansprachen geben; Chorgesänge und Musik begleiten den Festakt. Und auch die Glocken der drei Kirchen Unser Lieben Frauen, St. Johann und St. Martini läuten zur Begrüßung um 10 Uhr eine Minute lang.

Wie klingen die neuen Glocken?

Die Brema hat "einen sehr mächtigen Klang, den wir bisher so nicht gekannt haben", sagt Eibach. Er konnte den Laut bereits hören und beschreibt ihn als kräftig, aber mit einer warmen Note. Die beiden Kleineren haben hingegen einen helleren Ton, der sich mit der warmen Tiefe der Brema harmonisch zusammenschließt.

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