"Katastrophal": Weniger Geld für Musikprogramm an Bremer Schulen

Im Musikunterricht sitzen die Schüler im Kreis und trommeln auf verchiedenen Instrumenten.

"Katastrophal": Weniger Geld für Musikprogramm an Bremer Schulen

Bild: dpa | Monkey Business 2/Shotshop

Alle finden das Förderprogramm "Musik und Schule" gut. Nur leider ist es nicht mehr möglich wie bisher. Schuld ist die Haushaltssperre. Viele sind empört.

Circa 200.000 Euro jährlich hat die Senatorin für Kinder und Bildung in den letzten Jahren über das Förderprogramm "Musik und Schule" – kurz Musus – verteilt. 34 der 145 allgemeinbildenden Schulen in der Stadt Bremen haben davon profitiert. Für 13 von ihnen ist seit den Sommerferien Schluss.

"Am liebsten hätte ich's für alle Schulen weiter bewilligt", sagt Bremens Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD) mit Blick auf das Geld. "Aber in Zeiten der Haushaltssperre mussten wir gucken, was geht und was geht nicht." Durch die abgespeckte Musus-Förderung spart Bremen dieses Jahr rund 52.000 Euro.

Zuerst kam der Schock, als es nach den Sommerferien hieß, das gesamte Musus-Geld ist eingefroren. Dann hat die Landeskonferenz Schulmusik in einem offenen Brief Alarm geschlagen. Zu den Herbstferien gab das Bildungsressort dann grünes Licht für rund 20 Schulen, die mit mehr als vier Stunden die Woche besonders eifrige Musus-Nutzer sind. Sie werden weiter gefördert, zumindest bis zum Ende des laufenden Schuljahres.

Landeskonferenz: alarmierende Situation der Schulmusik

Die an der Landeskonferenz Schulmusik beteiligten Mitglieder kommen aus dem Landesmusikrat Bremen, dem Bundesverband Musikunterricht, der Uni Bremen, dem Landesinstitut für Schule, dem Deutschen Tonkünstlerverband, dem Zentralelternbeirat und verschiedenen Schulen. Mehrfach haben sie gegenüber der Senatorin für Kinder und Bildung auf die aus ihrer Sicht alarmierende Situation der Schulmusik im Land Bremen hingewiesen.

Dass die Musus-Mittel zunächst eingefroren und nun nicht wieder vollständig aufgetaut worden sind, halten sie für fatal. Betroffene Musikpädagogen, die als günstige Honorarkräfte Schulen unterstützen, nennen das Vorgehen katastrophal, haben Angst und Sorge, fühlen sich ausgebremst und ohnmächtig.

Ein Stuhlkreis mit Grundschulkindern in bei der Musikförderung.
An 13 Bremer Schulen ist das Programm "Musik und Schule" gestrichen worden. Bild: Radio Bremen | Mario Neumann

Elmar Luksch vom Landesverband Musikunterricht sagt: "Da sind jetzt zweieinhalb Monate ins Land gegangen, wo dieses ganze Projekt auf Eis gelegt war, wo viele Instrumentallehrkräfte sich anderweitig orientieren mussten oder einfach in fieseste Existenznöte geraten sind."

Auch Marc Niemann, Bremerhavens Generalmusikdirektor und Vorsitzender des Landesmusikrats, ist gegen die Mittelkürzung. Er sagt: "Musikalische Bildung oder überhaupt künstlerische Tätigkeiten sind ja Teil auch einer Persönlichkeitsbildung. Da erfahren Kinder und Jugendliche eine Selbstwirksamkeit. Für kommunikative Strukturen ist das wichtig. Das alles kann ja Musik auch leisten. Insofern ist es eine wichtige Bereicherung an den Schulen."

Keine Gefahr für Musikunterricht

Die Bildungssenatorin hält dagegen. Das Programm ist in ihren Augen eine Ergänzung, eine Bereicherung – aber kein Muss. Der Musikunterricht sei durch die Kürzung in keiner Weise gefährdet. Außerdem berate die Bildungsbehörde die betroffenen Schulen, wie beispielsweise Band-, Chor- und Orchesterprojekte anderweitig bezahlt werden können.

Tatsächlich gibt es Schulen mit starkem Musikprofil, die bisher komplett ohne Musus-Mittel ausgekommen sind. Ein Förderprogramm für 20 Musikprofilschulen wurde 2002 unter Bildungssenator Willi Lemke erstmals aufgelegt, weil das Land Bremen bei der ersten Pisa-Studie so schlecht abgeschnitten hatte. Später wurde die Förderung auf weitere Schulen ausgedehnt, "Musik und Schule" etabliert.

Kinder und Jugendliche schätzen die Angebote

Porträt von Zeyneb Akpinar.
Zeynep Akpinar liebt das Musizieren in der Schule. Bild: Radio Bremen | Mario Neumann

Die eigentlich leidtragenden der eingesparten Haushaltsmittel sind Kinder und Jugendliche. Viele weiterführende Schulen konnten andere Geldquellen auftun, so dass dort noch keine Einschnitte zu spüren sind. Dementsprechend froh sind die jungen Menschen.

Zeynep Akpinar ist in der 9. Klasse an der Oberschule Waller Ring. Es ist bereits ihr viertes Jahr in der Schülerband "The Moonshine". Dort spielt sie Bass, E-Gitarre und singt. Aus ihrer Sicht ein wichtiges Privileg, das es nicht an jeder Schule gibt. Die Band ist für sie so etwas wie eine Familie geworden: "Wir verbringen viel Zeit zusammen, die Musik verbindet uns emotional. Auf der Bühne zu sein, sich zu zeigen, macht auch sehr viel Spaß."

Porträt von Lovis Eilts
Lovis Eilts hat die Musus-Projekte als Bereicherung seines Schulalltags empfunden. Bild: Radio Bremen | Mario Neumann

Lovis Eilts hat dieses Jahr Abitur gemacht, an der Oberschule-Kurt-Schumacher-Allee. Dort hatte der Gitarrist nicht nur Musik als Leistungskurs, sondern hat auch verschiedene Musus-Projekte miterlebet, darunter eine große Band mit Schülerinnen und Schülern unterschiedlichen Alters. Er sagt: "Diese Projekte waren immer sehr bewegend, haben allen sehr gut gefallen und den Schulalltag bereichert." Würden solche Projekte wegfallen, wäre das extrem schade, ergänzt der 1,0er-Abiturient, der Musik studieren und später davon leben will.

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Autor

  • Zu sehen ist ein Porträtfoto von Mario Neumann. Blaue Augen, relativ kurze, dunkelblonde Haare. Er hat die Arme verschränkt und lächelt.
    Mario Neumann Autor

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 24. Oktober 2024, 6:40 Uhr