Mercedes kürzt Produktion im Bremer Werk
Nach Informationen von buten un binnen sollen Tausende Autos weniger produziert werden als geplant. Das hat vor allem Auswirkungen für Leiharbeitskräfte.
Im Bremer Mercedes-Werk rollen im zweiten Quartal dieses Jahres Tausende Automobile weniger vom Band, als ursprünglich vom Management geplant, heißt es aus Belegschaftskreisen. Das hat Auswirkungen auf die Mitarbeitenden. In einigen Produktionsbereichen fallen ganze Schichten weg, Leiharbeitskräfte will der Konzern nicht weiterbeschäftigen.
Auf Anfrage von buten un binnen räumt die Mercedes-Benz AG "Schichtanpassungen" ein und begründet diese mit Lieferkettenproblemen. "Aufgrund kurzfristig auftretender Logistik-Herausforderungen und Teile-Engpässen kann es im Produktionsnetzwerk auch in diesem Jahr immer wieder zu Anpassungen der Fahrweisen kommen", schreibt das Unternehmen. Deshalb passe das Werk Bremen seine Schichtplanung an. "Vor diesem Hintergrund können nicht alle Zeitarbeitskräfte im Werk weiterbeschäftigt werden", teilt der Konzern mit. Wie viele Menschen ihre Arbeit in der Sebaldsbrücker Autofabrik verlieren werden, lässt das Unternehmen offen. Derzeit sind laut IG Metall rund 2.000 Leiharbeitskräfte im Bremer Werk beschäftigt.
Veränderungen auch für Stammbelegschaft
Die Arbeitsplätze der Stammbelegschaft seien durch die Maßnahmen nicht gefährdet, betont das Unternehmen. Folgenlos bleibt der Schrumpfkurs allerdings auch für die Festangestellten nicht. Nach Informationen von buten un binnen sollen in erster Linie Nachtschichten wegfallen. Für die Stammbelegschaft bedeutet das Gehaltseinbußen, weil diese Schichten mit Zuschlägen bedacht werden. "Die Zuschläge sind auch noch steuerfrei, so dass das für viele Kolleginnen und Kollegen hochattraktiv ist", erklärt Volker Stahmann von der IG Metall.
Die Kürzungen sind nur für einzelne Produktionsbereiche und nicht das gesamte Werk angedacht. Deshalb sind bei weitem nicht alle der rund 12.500 Mitarbeitenden betroffen, sondern dem Vernehmen nach mehrere hundert.
Beschäftigte sollen Donnerstag in einer Woche informiert werden
Die Werksleitung will die Mitarbeitenden am 30. März in einer Betriebsversammlung über die konkreten Planungen informieren. Schon jetzt ist aus der Belegschaft zu hören, dass allein im zweiten Quartal 6.500 Autos weniger gebaut werden sollen, als bis dato vorgesehen. Das Bremer Werk galt zeitweise als größter Mercedes-Produktionsstandort weltweit. Im Jahr 2017 liefen in Sebaldsbrück 430.000 Autos vom Band, vergangenes Jahr sollen es nur noch 265.000 gewesen sein.
Bremen produziert in erster Linie das Mittelklasse-Modell C-Klasse. Der Konzern setzt allerdings momentan vor allem auf Luxusautos. Mit dieser Strategie hatte das Unternehmen 2022 deutlich mehr verdient. Der operative Gewinn kletterte um fast ein Drittel auf 20,5 Milliarden Euro.
Künftig wieder höhere Produktion
Perspektivisch will das Unternehmen nach eigenen Angaben die Produktionszahlen in Bremen wieder steigern. "Die Nachfrage nach unseren Fahrzeugen ist robust. Das Mercedes-Benz-Werk Bremen plant daher in 2023 mit einem höheren Produktionsvolumen als im Vorjahr", heißt es aus der Stuttgarter Konzernzentrale. Die IG Metall erwartet seitens der Bremer Werksleitung eine klare Analyse der Produktionsschwankungen, sieht aber keine fundamentalen Probleme auf den Standort zukommen. "Da müssen wir draufgucken, aber Sorgen machen um das Bremer Werk muss man sich nicht", sagt Volker Stahmann.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 22. März 2023, 19:30 Uhr