Im "Männerschuppen" in Bremerhaven sind Frauen verboten
Werkeln, klönen und ein bisschen was für die Gesundheit tun: Im "Männerschuppen" sind die Herren unter sich. Forscher untersuchen die wöchentlichen Treffs der Männerrunde.
Erstmal Kaffee, Kekse und Klönschnack: Bevor Helmut Wohlers und die anderen Männer anpacken, wird geklönt. Seit rund zwei Jahren gibt es den "Männerschuppen" im Altbürgerhaus in Bremerhaven-Lehe. Jeden Donnerstag treffen sich hier Männer ab 50 Jahren.
"Ich finde das gut, man hat was zu tun", sagt Wohlers. "Ich könnte jetzt nicht den ganzen Tag vor dem Fernseher hängen. Das wäre mir wirklich zu langweilig. Und so muss man immer noch ein bisschen rührig sein." Heute bastelt der 68-Jährige eine dekorative Stiftebox aus Holz – im Vintage-Stil, betont er.
Einsamkeit ist schlecht für die Gesundheit
Das Projekt kommt ursprünglich aus Australien. "Wo auch so eine Männerkultur eben in der Kultur verankert ist", sagt Martin Gruber, Kulturwissenschaftler der Uni Bremen. Er ist einer der Forschenden, die das Projekt begleiten. "Da hat jeder Mann so einen Schuppen, wo der sein Zeug macht. Und hier ist das eben nicht so." Und so treffen sich die Bremerhavener Männer eben im Schuppen in Lehe.
Gefördert wird das Projekt vom Bundesgesundheitsministerium. Denn soziale Isolation, sagt Gruber, kann sich massiv auf die Gesundheit auswirken.
Wenn die Männer in Rente kommen oder die Partnerin stirbt, die Frau stirbt, dann sind die ganz oft alleine. Und das wirkt sich nicht gut auf die Gesundheit aus.
Martin Gruber, Kulturwissenschaftler der Uni Bremen
Wissenschaftler tauschen sich mit Gruppen im Ausland aus
Die Uni Bremen begleitet das Projekt, interviewt die Teilnehmer und schreibt einen Leitfaden, wie "Männerschuppen" in ganz Deutschland etabliert werden können. "Wir kriegen jetzt schon Anfragen von Männern aus ganz Deutschland, die sich dafür interessieren und die uns fragen, wie man so etwas macht", berichtet Gruber. "Wir würden gerne dafür sorgen, dass sich das Konzept in Deutschland durchsetzt."
Auch mit Gruppen aus anderen Ländern, wie etwa Irland, tauschen sich die Wissenschaftler aus. Von dort kommt auch die Idee, Gesundheitsangebote in die "Männerschuppen" zu integrieren. Aber nur, wenn die Teilnehmer daran auch Interesse haben, sagt Gruber.
Bremerhavener haben Gesundheit auch im Fokus
Neben Klönschnack und Werkstatt haben die Männer in Bremerhaven mittlerweile auch unter anderem einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht. "Man hat gemerkt, dass sie sich relativ schnell geöffnet haben, nicht dem Klischee des Gesundheits-Muffels entsprochen haben, sondern dann doch in den Dialog getreten sind und auch relativ persönliche Dinge von sich preisgegeben haben", sagt Gruber.
Ich finde es gut, dass wir uns hier treffen, dass wir ein paar gute Stunden haben, dass wir auch zwischendurch uns mal treffen, außerhalb dieser Zeiten.
Helmut Wohlers, Teilnehmer des "Männerschuppens"
Außerdem ist ein Kochkurs zum Thema "Gesunde Ernährung" geplant. Alles, um fit zu bleiben. Wohlers appelliert an Interessierte, sich der Männerrunde anzuschließen. "Sie müssen schon selber auf Leute drauflosgehen, sonst wird das nichts", sagt der 68-Jährige. "Man kann nicht nur immer zu Hause rumhängen – dann wird man alt und grau."
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 23. Januar 2025, 19.30 Uhr