Bremer Eiswette fällt aus, aber ist dennoch nicht ganz auf Eis gelegt
Seit 1828 prüfen Bremer Kaufleute, ob die Weser Anfang Januar zugefroren ist. Die berühmte Wetterwette fällt zwar wegen der Pandemie aus – aber die Tradition geht weiter.
Jedes Jahr am 6. Januar um Punkt 12 Uhr versammeln sich hunderte Bremerinnen und Bremer am Osterdeich, um bei der traditionellen Bremer Eiswette dabei zu sein. Normalerweise. Nicht so im Jahr 2021: Aufgrund der Corona-Pandemie muss die traditionsreiche Veranstaltung ausfallen. Sie wurde ausgebremst und "steiht". Doch im Geschichtsbuch der Wette entsteht dennoch keine Lücke.
Kein Ersatzprogramm zur Eiswette und Eisprobe
Patrick Wendisch vom Eiswettverein Bremen musste zwar sowohl die Eisprobe am "Punkendeich" wie auch das Eiswettfest am 16. Januar im Congress Centrum Bremen absagen. Doch die Tradition lebt trotzdem weiter. Der aktuelle Eisstand wurde bereits gemäß der Statuten festgehalten und wird so trotz Pandemie für folgende Generationen lückenlos dokumentiert.
Die Wette und das Protokoll, ob die Weser zugefroren ist oder nicht, haben wir gemäß unserer Statuten wenigstens intern auch in diesem Jahr dokumentarisch festgehalten. Damit gilt die Wette als festgestellt und liefert die Grundlage dafür, welche Liste der Eiswettgenossen, die im letzten Jahr gewettet haben, gewonnen oder verloren hat.
Patrick Wendisch, Präsident der Bremer Eiswette
Seit knapp 200 Jahren findet die traditionsreiche Eiswette statt und ist in der Vergangenheit nur wenige Male ausgefallen. 1914 verstarb der Präsident der Eiswette kurz vor der Veranstaltung und die Wette wurde abgesagt. Auch in den Folgejahren von 1915 bis 1923 konnte die Wette nicht stattfinden, Grund dafür waren der Erste Weltkrieg und die Nachkriegsjahre. So verhielt es sich dann auch von 1940 bis 1949 während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Eiswettfest ist zuletzt im Jahr 1991 ausgefallen. Der Irak hatte zuvor Kuwait annektiert und am 16. Januar begann der zweite Golfkrieg.
So sieht es aus, wenn die Weser tatsächlich "steiht"
Kein Alternativprogramm geplant
Lange ist es her, dass die Weser Anfang Januar komplett zugefroren war: Zuletzt im Jahr 1947. Doch die Tradition verlangt, dass der Schneider jedes Jahr aufs Neue feststellen muss, ob die Weser "geiht" oder "steiht". Für alle begeisterten Eis-Wetter wird es in diesem Jahr leider kein Alternativprogramm zur Tradition geben. Anders als bei dem weltbekannten Wetterorakel des Groundhog-Days in den USA.
Knapp einen Monat nach der Bremer Eiswette wird der Murmeltiertag gefeiert: Am 2. Februar ist Groundhog-Day. Zehntausende pilgern dann ins amerikanische Punxsutawney in Pennsylvania, um zu sehen, ob das Murmeltier beim Verlassen seines Baus einen Schatten wirft. Normalerweise.
Auch beim Murmeltiertag ist in diesem Jahr alles etwas anders. Aufgrund der Corona-Pandemie muss das Wetterorakel ohne seine zahlreichen Zuschauer stattfinden. Doch im Gegensatz zur Bremer Eiswette fällt dieses Spektakel nicht komplett aus.
Die Veranstalter werden die Zeremonie und damit verbundene Frühlings-Prognose live im Internet übertragen, damit Fans und Zuschauer trotzdem teilnehmen können. Wie sie selbst sagen: Mit der Zustimmung der Hauptattraktion, Murmeltier Phil.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 6. Januar 2021, 19:30 Uhr