Wölfe fühlen sich nur in Brandenburg noch wohler als in Niedersachsen
- 34 Wolfsrudel leben in Niedersachsen – 47 in Brandenburg.
- Zahlen hat das Bundesamt für Naturschutz vorgestellt.
- Angriffe auf Nutztiere sorgen immer wieder für Diskussionen.
Der Wolf breitet sich seit seiner Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1998 langsam weiter aus. Im Wolfsjahr 2021/2022 (1. Mai bis 30. April) sei die amtlich bestätigte Zahl der Wolfsrudel bundesweit auf 161 (Vorjahr 158) gestiegen. Die Zahl der Wolfspaare legte auf 43 (Vorjahr 35) zu, die Zahl der Einzelwölfe blieb mit 21 (Vorjahr 22) annähernd konstant.
Die Daten kommen vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) und die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) und wurden jetzt in Bonn vorgestellt. Die meisten Wolfsrudel lebten laut dem Bericht 2021/2022 in Brandenburg (47), gefolgt von Niedersachsen (34) und Sachsen (31).
Bundesamt: Deutschland muss in Herdenschutz investieren
"Das ist ein natürliches Wachstum und ein etwas geringerer Anstieg als in den Vorjahren", sagte die Leiterin des Fachgebietes zoologischer Artenschutz beim BfN, Sandra Balzer. Grundlage der Zahlen sind Erhebungen der Länder mit wissenschaftlich abgesicherten Nachweisen etwa durch Genspuren und Kamerafallenbilder, wie BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm betonte. "Die aktuellen Zahlen zum Wolfsbestand zeigen es deutlich: Deutschland muss weiterhin in flächendeckenden wolfsabweisenden Herdenschutz investieren. Schein-Debatten und Wolfs-Populismus um Obergrenzen oder No-Go-Areas für Wölfe helfen hingegen niemandem", sagte Moritz Klose, Programmleiter Wildtiere beim WWF Deutschland.
Für öffentliche Diskussionen über den streng gegen Abschuss geschützten Wolf sorgen immer wieder Attacken auf Nutztiere, vor allem auf Schafe und Ziegen. Im Jahr 2021 wurden insgesamt 975 Angriffe von Wölfen mit 3374 verletzten, vermissten oder getöteten Nutztieren gemeldet. Im Vorjahr waren es 942 Attacken. Für die Nutztierhalter gibt es in Deutschland allerdings in fast allen Bundesländern mit etablierten Wolfsvorkommen staatliche Zuschüsse für den Herdenschutz.
Fachleute: Jagd auf Wölfe ist keine Lösung
Empfohlen werden etwa 1,20 Meter hohe Elektro-Zäune und – je nach Einzelfall – auch Hütehunde. Bundesweit seien dafür 2021 gut 16,6 Millionen Euro ausgegeben worden, heißt es in dem Bericht. Außerdem zahlten Behörden 2021 knapp eine halbe Million Euro Schadenersatz an Eigentümer von Nutztieren. Ein flächendeckender Herdenschutz sollte möglichst vorbeugend erfolgen, bevor Wölfe sich an das Reißen von Schafen und Ziegen oder sogar kleineren Rindern und Fohlen als vermeintlich "leichte Beute" gewöhnen, rät das Bundesamt.
Eine allgemeine Bejagung von Wölfen ist dagegen aus Sicht der Fachleute keine geeignete Maßnahme gegen Nutztierschäden. Der WWF nannte Vorschläge zu einer Bejagung des Wolfes "reine Augenwischerei". Damit würden Mensch-Tier-Konflikte nicht nachhaltig gelöst.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 28. November 2022, 11 Uhr