19 Hausboote für Bremen: Wohnen auf dem Wasser bleibt dennoch Ausnahme

Ein visualisiertes Hausboot am Lankenauer Höft.
Dies ist das erste von 19 Hausbooten, das bald an der in die Weser ragenden Landzunge am Lankenauer Höft an Touristen vermietet werden soll. Bild: LH10 / Johanna Stolzenberger

Ein Hausboot liegt bereits am Lankenauer Höft, 18 weitere sollen folgen. Wer hofft, dass Bremen sich nun Hamburg und Amsterdam zum Vorbild nimmt, wird jedoch enttäuscht.

98 Quadratmeter, zwei Schlafzimmer, Terrasse mit Blick auf die Weser. In Bremen sind solche Wohnobjekte rar – ebenso wie die Flächen, auf denen sie entstehen könnten. Dass nun ausgerechnet am Lankenauer Höft bald 19 dieser Objekte bezugsfertig sein sollen, hat einen einfachen Grund: Es handelt sich um Hausboote.

Eines von ihnen schaukelt schon jetzt sanft am Anleger des Freizeitgeländes am Rande des Neustädter Hafens. Zwei weitere sollen Mitte Februar dazukommen. "Geplant ist die endgültige Fertigstellung der Anlage mit 19 Booten bis zum Sommer 2024", sagt der zuständige Betriebsleiter des Lankenauer Höfts, Janek Burgdorff.

Erste Prüfung geeigneter Wasserflächen schon 2007

So viele große Hausboote an der Weser mitten in Bremen? Das galt lange als unmöglich. Schließlich hatten schon vor gut 15 Jahren Investoren angefragt, ob in Bremen nicht Anlegestellen für Hausboote zum Wohnen, so genannte "Floating Homes", geschaffen werden könnten. Seit 2007 wurde geprüft, und geprüft und nochmals geprüft. Rund 30 Wasserflächen nahm das zuständige Bauressort bislang unter die Lupe – das Ergebnis war stets das gleiche. Bei Hausbooten, die als Wohnresidenzen dienen sollen, hat die Sache einen Haken.

Denn für die Weser als Bundeswasserstraße gelten dafür nicht nur wegen des erheblichen Tiedenhubs von rund vier Metern erschwerte Bedingungen, die lange Rampen, viel Platz und offenbar zu hohe Investitionen bedürften, um genehmigt werden zu können.

Wassertiefe, Eisgefahr oder Naturschutz als Gegenargumente

Auch die Lesum fiel im Zuge der Prüfung als Bundeswasserstraße und Hochwasserabflussgebiet aus dem Raster, zumal die Boote im Winter schon wegen des möglichen Eisgangs den Fluss verlassen müssen. Die Nebenflüsse der Weser wie Ochtum und Wümme eignen sich nach Ansicht des Bauressorts schon wegen zu geringer Wassertiefe, aber auch aus Naturschutzgründen und anderen Nutzungsrechten wie dem Sportbootbetrieb nicht. Und auch die Kleine Weser und der Werdersee fallen als Standorte für das Wohnen auf dem Wasser aus, weil sie nicht nur als Hochwasserabflussbereich dienen, sondern auch als Bade- und Erholungsgebiet sowie als Ort für Ruderregatten.

Bremen offen für Hausboote zu gewerblichen Zwecken

"Hausboote und Wohnen auf dem Wasser ist eben nicht das gleiche", sagt Bauressort-Sprecher Jens Tittmann. Ein Hausboot sei im Prinzip immer auch ein Boot, das auf dem Wasser gefahren werden könne. Beim Wohnen auf dem Wasser handele es sich im Vergleich dazu um hausähnliche schwimmende Plattformen, die fest angeschlossen seien an Frischwasser, Abwasser und Strom, an denen auch ganz andere Auflagen zum Beispiel für den Brandschutz eingehalten werden müssten. "Das sind Orte, an denen ich meinen ersten Wohnsitz anmelden kann", sagt Tittmann.

Solche Wohnstandorte sieht das Ressort in Bremen, anders als in Hamburg oder Amsterdam, derzeit nicht. Anders sei es bei Hausbooten, die für gewerbliche Zwecke wie Gastronomie oder als Ferienunterkünfte genutzt würden – wie am Lankenauer Höft.

Starttermin der Vermietung am Lankenauer Höft unsicher

Dort lief die Anmeldung dann auch vergleichsweise glatt. "Alle Genehmigungen wurden erteilt. Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Behörden und Instanzen war gut", sagt Betriebsleiter Burgdorff. Und doch hinken die Macher ihren ursprünglichen Plänen rund ein halbes Jahr hinterher.

Der Grund: Vor allem die Handwerkerarbeiten verzögern sich. Ob es im März, wie geplant mit der Vermietung an Touristen losgehen kann, ist daher noch offen. Zumindest in diesem Punkt sind Bremens neue Hausboote offenbar Wohnungen ähnlicher, als es die Bauordnung suggeriert.

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