Fragen & Antworten
Wieso ein Bremer Pädagoge Handys im Klassenzimmer ablehnt
Italien verbietet zum Schulstart Handys im Klassenzimmer. Das Verbot soll für mehr Ruhe im Unterricht sorgen. Ist das sinnvoll? Was ist in Bremens Schulen erlaubt?
Man kann damit schnell im Internet recherchieren. Auch gibt es gute Lernsoftware für Handys. Und doch sind sie in den meisten Klassenzimmern nicht erwünscht. Muss man sie deshalb aber gleich verbieten? So denken die Bremer Bildungsbehörde und Wissenschaftler darüber:
Wie es an Bremens Schulen geregelt: Sind Handys dort grundsätzlich im Unterricht verboten?
Dazu gibt es keine landesweit einheitliche Regelung, sagt Patricia Brandt, Sprecherin des Bildungsressorts. Die Schulen in Bremen träfen eigene Regelungen, die die Nutzung privater Handys im Unterricht und in den Pausen untersagen beziehungsweise einschränken. "Wie viele Schulen ein Handyverbot im Unterricht und in den Pausen bereits verhängt haben, wird statistisch nicht erfasst", so Brandt. Sie glaube aber, dass die meisten Schulen in Bremen Handyverbote bereits etabliert hätten.
Plant Bremen, an der jetzigen Regelung etwas zu ändern?
Nein, sagt Brandt. In Bremen hätten alle Schülerinnen und Schüler ein schulisches Tablet zur Verfügung. Daher bräuchten sie keine privaten Endgeräte im Unterricht. Im Übrigen sei man im Ressort der Überzeugung, "dass die Entscheidung zur Nutzung privater mobiler Endgeräte in der Eigenverantwortung der jeweiligen Schule liegen sollte."
Was sagt die Wissenschaft? Ist es wirklich sinnvoll, Handys im Unterricht zu verbieten?
Ja, sagt Robert Baar, Professor für Grundschul-Pädagogik an der Uni-Bremen. Es gebe zahlreiche empirische Studien, die darauf hinwiesen, dass ein solches Verbot sinnvoll sei. So zeige die letzte PISA-Studie aus dem Jahr 2022, dass Jugendliche, die Ihre Handy-Benachrichtigungen während des Unterrichts konsequent abschalten, deutlich bessere Leistungen erzielen als Schülerinnen und Schüler, die das nicht tun.
Weitere Studien, darunter die "Brain-Drain-Studie", legten nahe, dass schon die bloße Anwesenheit des Handys und der innerliche Druck, immer erreichbar sein zu müssen, Schülerinnen und Schüler am konzentrierten Arbeiten hindere – ein Problem, dass sich auch nach der Schule, in der Freizeit der Jugendlichen fortsetze.
Umso wichtiger ist es aus Sicht Baars, Kinder und Jugendliche im Unterricht im Sinne einer kritischen Medienpädagogik zur Reflexion anzuregen. Die passenden Fragen dazu lauteten etwa: "Welche Rolle spielt mein Smartphone für mich? Warum ist es so wichtig für mich, immer erreichbar zu sein und alles von den anderen mitzubekommen? Was kann passieren, wenn ich mein Smartphone nicht bei mir habe? Welchen Vorteil könnte es haben, nicht alles mitzubekommen und nicht immer erreichbar zu sein? Wie könnte ich die mit meinem Smartphone verbrachte Zeit alternativ nutzen?"
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 5. August 2024, 19.30 Uhr