Neue Bremerhavener Studie: Krabbennetze richten kaum Schaden an
Die EU will Grundschleppnetze verbieten. Viele Fischer bangen um ihre Existenz. Doch eine neue Studie des Thünen-Instituts zeigt, dass die Krabbenfischerei nur geringe Auswirkungen hat.
Die Krabbenfischerei im Wattenmeer vor der Nordseeküste hat laut einer neuen Studie des Bremerhavener Thünen-Instituts nur geringe Auswirkungen auf die Artengemeinschaften des Meeresbodens. Der Einsatz der Grundschleppnetze habe zwar einen durchaus messbaren Einfluss, aber im hochdynamischen, von starken natürlichen Schwankungen beeinflussten Wattenmeer gebe es weitere Faktoren der Veränderung, erklärte am Donnerstag der Leiter des Thünen-Instituts für Seefischerei, Gerd Kraus, bei der Vorstellung des Forschungsprojekts "Cranimpact".
Das gelte zumindest für die durch Fein- und Mittelsande geprägten Lebensräume, die mehr als 90 Prozent der tieferen Bereiche des Wattenmeers ausmachten. Bei den Arten, für die im Experiment ein Einfluss der Fischerei nachgewiesen wurde, errechneten die Forscher eine Erholungszeit von maximal 20 Tagen.
Die Wissenschaftler untersuchten auch ein Gebiet im dänischen Wattenmeer, in dem seit über 40 Jahren ein Fischereiverbot gilt. Sie verglichen es mit verschieden stark befischten Gebieten im deutschen Wattenmeer und stellten fest, dass sich die Unterschiede nur zu knapp neun Prozent durch den Fischereieinfluss erklären lassen.
Vier Jahre forschten die Experten
Das vierjährige Forschungsprojekt wurde von Niedersachsen und Schleswig-Holstein sowie vom Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF) mit rund 1,4 Millionen Euro unterstützt. Die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) sagte bei der Vorstellung des Berichts: "Es ist sehr wichtig, dass wir eine Versachlichung der Debatte bekommen." Jetzt gebe es die Grundlagen für eine faktenbasierte Diskussion, erklärte Staudtes schleswig-holsteinischer Kollege Werner Schwarz (CDU).
Nach Plänen der EU-Kommission soll die Grundschleppnetzfischerei in Meeresschutzgebieten bis 2030 schrittweise eingestellt werden. Davon wären weite Teile des Wattenmeeres betroffen.
Umweltschützer kritisieren Studie
Nach Ansicht von Umweltschützern hat die Studie zu viele Lücken und methodische Schwächen. "Die herangezogenen Vergleichsdaten aus Dänemark stammen alle aus ein und demselben Priel, die Ergebnisse sind deshalb statistisch nicht belastbar", sagte zum Beispiel die Fischereiexpertin der Umweltorganisation WWF Deutschland, Stella Nemecky.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 27. April 2023, 18 Uhr