Wie geht Glück? Was macht uns glücklich? Ein Glücksforscher antwortet
Schokolade, frischer Kaffeeduft am Morgen oder das Beisammensein mit der Familie – das kann uns glücklich machen. Aber kann man Glück auch trainieren?
Auf die Suche nach Glück kann jeder gehen, sagt Tobias Esch. Der gebürtige Bremer ist heute einer der renommiertesten Glücksforscher der Welt. Bei der Suche nach dem Glück sollte man sich überlegen, was einen begeistert und inspiriert. Wer damit nicht weiter kommt, sollte über die Frage "Wann war ich das letzte Mal glücklich?" mal länger nachdenken. Dabei ist es völlig egal, wie man lebt und welchen Beruf man hat, so der Glücksforscher in der Talkshow 3nach9.
Was allerdings eine Rolle spielt sind unsere Gene, so Esch. Es ist nicht so, dass man sich einfach eine rosarote Brille aufsetzen könne und dann lacht man und ist glücklich. Es sei eine Frage, zu welcher Zeit man lebt und in welcher Lebensphase man sich befinde. Das kann man jedoch nicht ändern. Was man dennoch trainieren könne, ist, wann das Gehirn Glück empfindet und es dazu bringen, Glückshormone auszuschütten.
Die Glückssuche kann frustrierend sein
Das Belohnungssystem im Kopf ist nicht einfach nur da, um uns zu amüsieren: "Wenn wir 'Glück' hören, denken wir, das ist oberflächlich und reden über ernsthaftere Dinge", so Esch.
Ich behaupte, es gibt kaum etwas ernsthafteres als die Frage, wofür ich morgens aufstehe, was mir bedeutsam erscheint.
Tobias Esch, Glücksforscher
Es geht mehr darum zu überlegen, wofür man morgens aufsteht und sich das abends vor Augen zu führen – gerade wenn das Leben schwer ist. Denn die Glückssuche kann laut Esch sehr frustrierend sein, gerade wenn dann Selbstzweifel kommen und die Abwesenheit von Glück kennzeichnen.
Viel besser als das Glück zu suchen, ist es, Glück zu haben oder zu finden und sich darauf zu fokussieren. Dabei bezeichnet Esch Glück als Gefühl. "Das bedeutet, Glück wird im Belohnungssystem im Gehirn erzeugt. Es wird signalisiert: Macht noch mehr davon."
Verschiedene Arten von Glück
Es gibt das jugendliche Glück – Verliebtsein, Abenteuerlust, Ekstase, wenn man die Welt sich untertan machen will und die Vorfreude darauf.
Die zweite Form von Glück kommt meist in der mittleren Lebensphase vor. Esch nennt es auch "das Tal der Tränen". Was uns glücklich macht, verändert sich. Es geht hier um die Verteidigung des Erreichten. Menschen sind aus dem unbeschwerten Glück der Jugend herausgewachsen, aber noch nicht in der ruhigen Zufriedenheit des Alters angekommen. Für viele wird das Lebens dann etwas schwer.
Das Glückstraining
Das Paradoxe ist das, was mit voranschreitendem Alter, mit den ersten Wehwehchen über 60 Jahren, passiert: "Ausgerechnet da steigt die Zufriedenheit auch über das Maß der Jugend an." Das ist sowas wie der Lebenslohn. "Das Erstaunliche ist: Diese Kurve finden wir auch im Ländervergleich in über 140 Ländern der Welt." Gerade Menschen, die es besonders schwer hatten, haben dieses Wachstum auf der Glückskurve. Oft tritt bei Älteren Zufriedenheit und Dankbarkeit an die Stelle der Gesundheit.
Und damit ist Glück trainierbar. Denn die Dankbarkeit können wir in jedem Alter empfinden. Es hilft beispielsweise, sich am Ende des Tages klar zu werden, wofür man dankbar ist. Und diese Momente weiter auskosten, dann reagiert auch das Belohnungssystem im Gehirn.
Macht Geld uns glücklich?
Ja, in einem gewissen Maße schon, sagt der Glücksforscher und widerspricht damit vielen seiner Kollegen. Er begründet das mit den Grundbedürfnissen des Menschen: Zu Wachsen, in Beziehungen zu sein und zu überleben. Und "zur Existenzsicherung sind Geld und Ressourcen notwendig", so Esch.
Entscheidend dabei ist, dass der Zuwachs an mehr Glück durch mehr Geld relativ früh abnimmt. Das heißt, wir sehen eine Sättigung an Glück. Doch mit gewissen finanziellen Ressourcen lässt es sich besser leben, das hat laut Forscher Esch auch die Corona-Pandemie gezeigt.
Dieses Thema im Programm: 3nach9, 3. November 2023, 22 Uhr