Fragen & Antworten
Goldgräberstimmung auf dem Gehweg: So kommt Glasfaser nach Bremen
Leitungen aus Glas bis ins Wohnzimmer oder die Firma sorgen für schnelleren Datentransfer. Doch der Weg dorthin ist komplex und mitunter chaotisch.
Eines Tages ist es soweit: Dann werden die Telekommunikationsnetze aus Kupferleitungen abgeschaltet. 2035 könnte es schon soweit sein. Seit Monaten tauchen immer mehr Minibagger auf, werden Gehwege aufgebuddelt und Leerrohre verlegt. Wie stelle ich jetzt die Weichen, um für übermorgen optimal bereit zu sein?
Wie weit ist Bremen beim Glasfaserausbau?
Was die Hauptleitungen betrifft, ist schon viel passiert. Das letzte Stück zum Nutzer läuft aber überwiegend noch über Telefon- oder Kabelfernsehleitungen. Erst ein Drittel der Firmen und Haushalte im Land Bremen haben die Möglichkeit, ihren Router direkt mit der Glasfaserleitung zu verbinden. Im Bundesländervergleich des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr war Bremen Ende 2023 auf Platz sechs – klar, dass ein Zwei-Städte-Staat schneller vorankommt als ein Flächenland. Das politisch angestrebte Zwischenziel – bis 2025 eine Glasfaseranschlussmöglichkeit für mindestens jeden zweiten Haushalt – wird im Land Bremen nach heutigem Stand übertroffen werden.
Besonders weit ist Bremerhaven. Dort hat bereits jeder zweite Haushalt die Möglichkeit eines Glasfaseranschlusses. In vielen Stadtteilen Bremens und Bremerhavens werden Bauarbeiten im Bereich der Straßen und Gehwege durchgeführt. Gemäß bundesweiter Gigabitstrategie soll bis 2030 jedes Haus einen Glasfaseranschluss haben können. Es gibt allerdings – von Doppelausbaumonitoring und Förderprogrammen für abgelegene Gebiete abgesehen – keinerlei staatliche Eingriffe. Der Glasfaserausbau ist gesetzlich als marktgetriebener Wettbewerb festgelegt. Die Netzanbieter legen ihre Ausbaugebiete selbst fest. Das führt leider auch zu bislang weißen Flecken im Stadtplan. Besonders ärgerlich wenn diese dadurch entstehen, dass sich ein Anbieter wegen zu geringer Nachfrage zurückzieht, nachdem weitere Anbieter plötzlich ebenfalls in Bereichen seines Ausbaugebiets Anschlüsse angeboten haben.
Woher weiß ich, wer bei mir Glasfaser anbietet?
Üblicherweise gibt es dazu Infozettel im Briefkasten oder es klingeln Vertreter an der Tür. Wichtig ist es, zwischen Netzbetreibern und Anschlussanbietern zu unterscheiden. Der Netzbetreiber Glasfaser Nordwest baut Leitungen, die vorrangig durch die Telekom, swb und 1 & 1 vermarktet werden. Netzbetreiber OXG verkauft seine für Bremerhaven geplanten Anschlüsse vorrangig durch Vodafone. Deutsche Glasfaser, Deutsche GigaNetzt und LWLcom vermarkten ihre geplanten Netze selbst.
Nicht alle Firmen setzen ihr geplantes Ausbauvorhaben um. Die meisten machen zunächst eine sogenannte Vorvermarktung. Das bedeutet, die Anbieter suchen Menschen, die in von den Firmen festgelegten, geplanten Ausbaugebieten einen Glasfaseranschluss für ihr Haus bestellen möchten. Für die meisten Anbieter sind ein Drittel der Anlieger nötig, um das Vorhaben wirtschaftlich umsetzen zu können. Die Firma Glasfaser Nordwest kündigt allerdings Ausbaugebiete ohne Mindestkundenzahl an und ist dadurch für Mitbewerber besonders gefährlich. Andererseits gibt es auch Anbieter, die mit ihrem Ausbau schneller sind als Glasfaser Nordwest, wie etwa das Bremer Unternehmen LWL.com.
Woher weiß ich, welcher Anbieter sich für mich eignet?
Erstmal kommen natürlich nur Anbieter in Frage, die an meiner Adresse aktiv sind. Alle bieten an, die Kosten für den Hausanschlussbau zu übernehmen. Die Tarife kosten je nach Anbieter und Datendurchsatz ohne Ermäßigungen zwischen rund 40 und 90 Euro im Monat. Der Vergleich ist schwierig, da die Schritte der Download-Geschwindigkeiten unterschiedlich sind, ebenso die zusätzlichen Dienste wie Flatrate auf Mobilfunknetze oder TV-Streamingdienste.
Die aktuell maximale Donwload-Geschwindigkeit von 1000 Mbit/S kostet (ohne Rabatte) bei LWLcom 49,99, 1und1 59,99, Telekom 69,95, Deutsche GigaNetz 79,90, SWB 79,99, Deutsche Glasfaser 89,99. Üblicherweise ist die Mindestlaufzeit 24 Monate, danach sind die Verträge monatlich kündbar. Ein Wechsel zu anderen Anbietern ist dann voraussichtlich möglich. Allerdings ist es aktuell so, dass Netzinhaber von Anschlussanbietern außerhalb ihrer Vermarktungspartnerschaften sehr hohe Gebühren verlangen. Das macht dann eine Mitnutzung des Netzes für andere Anbieter wirtschaftlich uninteressant.
Welchen Anbieter für mich ideal ist, hängt von meinem Budget und meinem Bedarf ab. Wer regelmäßig an Videokonferenzen teilnimmt, regelmäßig große Datenmengen downloaden muss, in hoher Qualität streamen möchte oder Online-Games spielt, sollte sich dementsprechend viel Datendurchsatz buchen. Wer weniger braucht, sollte mit kleinerem Budget und geringerer Downloadgeschwindigkeit auskommen.
Was gilt für Eigentümerinnen und Mieter, gibt es da Unterschiede, die zu beachten sind?
Ja. Als Mieter benötige ich immer die Zustimmung des Hauseigentümers für bauliche Veränderungen. Viele Telekommunikationsanbieter werben aber mit einem Mieter-Service: Einfach einen Anschluss anfragen, das Unternehmen will dann mit dem Vermieter alles regeln.
Muss ich lange auf den Glasfaser-Anschluss warten?
Möglicherweise. Das hängt davon ab, ob es bei mir bereits Glasfaser gibt oder erst noch Leitungen in die Straße beziehungsweise zu meiner Adresse gelegt werden müssen. Wenn technisch alle Voraussetzungen erfüllt sind, sollte der Anschluss innerhalb weniger Wochen freigeschaltet werden können, wie auch ein Telefon- oder Kabelanschluss.
Aber auch wenn das Glasfasernetz erst noch verlegt werden muss, kann es relativ schnell gehen, sprich innerhalb eines Jahres. Mehrere Jahre Wartezeit sind aber nicht unüblich. Viele Unternehmen machen ja zunächst eine Vorvermarktung. Wie lange es tatsächlich dauert, bis die benötigten Interessenten beisammen sind, ist schwer absehbar. Dann dauert es, bis es mit den Tiefbauarbeiten losgehen kann. Je nachdem, an welcher Stelle des Ausbaugebiets meine Adresse liegt, kann es schnell gehen oder lange dauern.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 5. September 2024, 14:10 Uhr