Infografik
Warum Bremerinnen und Bremer weniger Trinkgeld als früher geben
Im europaweiten Vergleich bleiben die Deutschen zwar Kartenmuffel, aber generell zahlen auch hier immer mehr Menschen mit Karte. Service-Kräfte in Bremen merken das beim Trinkgeld.
Laut einer Studie der Europäischen Zentralbank unter ausgewählten EU-Mitgliedsländern bezahlten die Menschen in Litauen in 2022 besonders häufig bargeldlos: Rund 750 Kartenzahlungen führten die Bürger in dem Jahr im Durchschnitt durch. Deutschland liegt im Vergleich dazu weit hinten: Nur rund 120-mal wurde hier in dem Jahr pro Kopf mit Karte gezahlt. Damit liegt Deutschland im Vergleich auf dem letzten Platz. Was Sie zur Nutzung von Karte und Bargeld in Bremen wissen sollten:
Wie hat sich das Zahlungsverhalten in den vergangenen Jahren in Bremen verändert?
2022 wurden nur knapp über 120 Einkäufe pro Kopf in Deutschland mit Karte bezahlt. Und trotzdem: Immer mehr Menschen in Bremen zahlen laut der Bremer Handelskammer mit EC-Karte. Gerade Corona habe daran einen großen Anteil gehabt. Viele Unternehmen seien aus Hygienegründen auf kontaktlose Zahlungsmethoden umgestiegen – auch bei kleinen Geldbeträgen. Genaue Zahlen gibt es dazu allerdings nicht. Zudem habe sich der Wettbewerbsdruck erhöht: Um mit der Konkurrenz mithalten zu können, sei eine Zahlungsmöglichkeit ohne Bargeld inzwischen sehr wichtig. Ähnliches lässt sich in der Gastronomie beobachten: Auch in Bremer Cafés, Restaurants und Co. zahlten immer mehr Menschen mit Karte, bestätigt der Landesverband der Dehoga Bremen.
Wie steht es um das Trinkgeld in der Gastro, wenn mehr Gäste mit Karte zahlen?
Immer häufiger gebe es kein Trinkgeld, heißt es von der Dehoga Bremen. Das hat einen einfachen Grund: Wer mit Karte zahlt, habe nicht immer Bargeld zur Hand, um es den Kellnerinnen und Kellnern als Trinkgeld zu geben, heißt es. Auch habe nicht jedes Kartenlesegerät eine Trinkgeld-Option. Das werde zwar immer mehr, sei aber noch nicht flächendeckend der Fall, so der Verband.
Warum sollten Unternehmen überhaupt noch Bargeld nutzen?
Wer Bargeld nutzt, hat keine Transaktionsgebühren, die häufig bei ein paar Cent liegen. Das Geld steht außerdem direkt zur Verfügung. Allerdings ist auch das Risiko höher, dass Geld geklaut wird, so die Handelskammer. Außerdem sei es schwer, Bargeld nachzuverfolgen. Hinzu kommt das Risiko, auch mal auf Falschgeld hereinzufallen.
Was spricht für Kartenzahlung, was dagegen?
Ein großer Vorteil der Kartenzahlung sei die Flexibilität, sagt die Bremer Handelskammer. Es seien nicht nur Spontankäufe möglich, auch der Bezahlvorgang an sich sei schneller abgewickelt. Hinzu kommt das geringere Diebstahlrisiko im Gegensatz zum Bargeld. Und jede Transaktion lässt sich genau nachvollziehen.
Gegen Kartenzahlung sprechen Transaktionsgebühren. Für das Gerät zur Kartenzahlung fallen zudem häufig auch Kauf- oder Leihgebühren an. Außerdem muss das Lesegerät mit dem Internet verbunden sein – ein Unternehmen ist somit abhängig von Technik und Internet. Hin und wieder komme es außerdem vor, heißt es vom Landesverband der Hotels und Gaststätten, dass ein Konto nicht gedeckt sei. Wenn das Essen dann schon verzehrt ist, wird es schwierig für die Gastronomen.
Warum kann ich nur manchmal mit Kreditkarte zahlen – was ist für Unternehmen der Unterschied zwischen EC- und Kreditkarte?
Für Unternehmen spielt oft der Kostenfaktor eine große Rolle. Auf eine Zahlung mit EC-Karte zahlt ein Restaurant oder ein Geschäft Gebühren von 0,2 bis 0,3 Prozent pro Umsatz und eine Transaktionsgebühr. Bei Kreditkarten liegt die Gebühr bei 1,5 Prozent des Umsatzes, so die Handelskammer. Deshalb können Kundinnen und Kunden an manchen Orten auch erst ab einem bestimmten Betrag mit Karte zahlen. In Bremen werden laut Handelskammer mehr EC-Karten als Kreditkarten zur Zahlung genutzt.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 11. November 2024, 19:30 Uhr