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Warum der Führerschein in Bremen immer teurer wird – und länger dauert

Bild: dpa | Armin Weigel

Laut einer ADAC-Umfrage gaben bundesweit fast die Hälfte der Befragten bis zu 3.500 Euro aus. Womit man im Land Bremen rechnen muss, erklärt der Fahrlehrerverband.

Bei der bundesweiten Umfrage des ADAC hatten 45 Prozent der Befragten angegeben, zwischen 2.500 und 3.500 Euro für die Vorbereitung auf die Fahrprüfung ausgegeben zu haben. Bei rund 13 Prozent der Befragten lagen die Gesamtkosten bei 3.500 bis 4.500 Euro. Befragt wurden rund 1.100 Personen im Alter von 17 bis 25 Jahren, die ihren Führerschein seit maximal vier Jahren besitzen. Demgegenüber hatten 48 Prozent derjenigen, die vor drei bis vier Jahren den Führerschein gemacht hatten, angegeben, weniger als 2.500 Euro bezahlt zu haben.

Wie hoch sind die Führerscheinkosten im Land Bremen?

Im Land Bremen liegt die Preisspanne bei etwa 2.900 bis 4.100 Euro, kalkuliert der Landes-Fahrlehrerverband, und weist darauf hin, dass sich die Preise je nach Standort, aber auch je nach Fähigkeiten der Fahrschülerinnen stark unterscheiden können. "Vor zehn Jahren konnte man sicherlich von 2.000 bis 3.500 Euro als Preisspanne ausgehen", schreibt Klaus Lüttig, einer der Vorsitzenden des Landes-Fahrlehrerverbands Bremen, auf Anfrage von buten un binnen.

Wenn die Lebenshaltungskosten allgemein stiegen, müssten diese Preissteigerungen auch in irgendeiner Weise an die Kunden weitergegeben werden. "Die Lohnkosten sind in den letzten zehn Jahren um bis zu 80 Prozent gestiegen, die Benzinpreise sind im Durchschnitt um 35 Prozent gestiegen. Aber auch alle anderen Kosten sind einer permanenten Steigerung unterworfen. Strom, Gas, Mieten, Versicherungen, Kosten für Kraftfahrzeuge und mehr sind da zu nennen."

Wie setzen sich die Führerscheinkosten zusammen?

"Grundsätzlich ist es per Wettbewerbsrecht verboten, jemandem einen wenn auch nur ungefähren Preis zu nennen, was ein Führerschein kostet", heißt es beim Landes-Fahrlehrerverband. Klaus Lüttig erklärt die Kosten und wie sie sich zusammensetzen daher an einer Beispielrechnung. Zugrunde liegt ein mittlerer Kostenwert.

1 Grundbetrag: 300 bis 500 Euro

Dieser Betrag wird für den theoretischen Fahrunterricht fällig. "Der Grundbetrag ist dafür vorgesehen, um alle laufenden Kosten aus dem Betrieb der Fahrschulräumlichkeiten abzudecken", schreibt Lüttig in einer schriftlichen Antwort. Im Grundbetrag enthalten sind also Lohnkosten der Bürokräfte, Mieten, Energiekosten, Renovierungskosten, Kosten für Unterrichtmaterialien und Werbung. Die Höhe des Grundbetrags kann sich je nach Standort der Fahrschule stark unterscheiden. In einem kleinen Ort auf dem Land werden die Mieten beispielsweise niedriger liegen als in Bremen. "Dieser Betrag beläuft sich auf etwa 300 bis 500 Euro."

2 Lehrmaterialien: 100 bis 150 Euro

Hinzu kommen Kosten für Material, mit dem Fahrschüler sich auf die Prüfung vorbereiten: Meistens sind das ein Lehrbuch und eine Lern-App, für die man etwa 100 bis 150 Euro veranschlagen muss.

3 Fahrstunden: Je 50 bis 85 Euro für 45 Minuten

Den größten Anteil an den Führerscheinkosten machen die Fahrstunden aus. Hierbei wird unterschieden zwischen Grundausbildung und Sonderfahrten. Sonderfahrten absolvieren Fahrschülerinnen am Ende der Ausbildung. Fünf Überlandfahrten, vier Autobahnfahrten und drei Fahrten mit Scheinwerferlicht sind vorgeschrieben. Wie viele Fahrstunden ein Fahrschüler im Rahmen der Grundausbildung benötigt, hänge stark von den individuellen Fähigkeiten ab, sagt Lüttig. "Die Fahrstunden innerhalb der Grundausbildung stellen den größten Teil der Ausbildung dar." Eine Fahrstunde liegt laut dem Landes-Fahrlehrerverband Bremen bei 50 bis 70 Euro für 45 Minuten. Bei 28 Fahrstunden und einem mittleren Preis von 60 Euro läge man bei 1.680 Euro.

Für die Sonderfahrten muss man etwa zehn bis 15 Euro mehr einkalkulieren. "Das liegt daran, dass hier explizit vorgegebene Unterrichtsziele vermittelt werden müssen, die auf der Landstraße, der Autobahn, und bei der Beleuchtungsfahrt in Kombination mit Dämmerung und Dunkelheit durchgeführt werden müssen", erklärt Lüttig. Legt man einen Preis von 70 Euro je Sonderfahrt zugrunde, von denen zwölf vorgeschrieben sind, entstehen damit Kosten von 840 Euro.

Grafik mit Übersicht der Kosten für eine Führerschein im Land Bremen Grundbetrag: 300–500€ Lehrmaterialien: 100–150€ Prüfungsgebühren: 200–400€ TÜV-Gebühr: 139,42€ Führerschein-Antrag: 44,70€ 3.529,12€* * Beispielrechnung aufgrund von mittleren Preisen für das Land Bremen, Preise können je nach Angebot abweichen, kein verbindlicher Preis Quelle: Landes-Fahrlehrerverband Bremen
Bild: Radio Bremen

4 Vorstellung zur theoretischen und praktischen Prüfung: Insgesamt 200 bis 400 Euro

Für die Vorstellung zur theoretischen Prüfung kann die Fahrschule laut Landesfahrlehrerverband einen Betrag erheben, der stark variieren kann. Zwischen 50 und 100 Euro sollte man dafür veranschlagen. Lüttig macht darauf aufmerksam, dass dieser Betrag erneut fällig wird, wenn jemand durch die Prüfung gefallen ist und sie wiederholt. Für die Vorstellung zur praktischen Prüfung werden zwischen 150 und 300 Euro fällig.

5 Sonstige Kosten: 184,12 Euro

Die TÜV Nord Mobilität erhebt insgesamt 139,42 Euro für das Ablegen der Prüfungen, für den Führerschein-Antrag werden 44,70 Euro fällig.

6 Gesamtpreis: 3.529,12 Euro

In seiner Beispielrechnung kommt der Landes-Fahrlehrerverband auf einen Gesamtpreis von 3.529,12 Euro für einen Führerschein im Land Bremen. "Da wir hier die mittleren Kosten annehmen liegt die Preisspanne bei etwa 2.900 bis 4.100 Euro", erklärt Lüttig.

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Warum dauert es heute länger, den Führerschein zu machen?

Auch die Zeitspanne, bis Fahrschüler die Fahrerlaubnis in der Tasche haben, wird länger. Das liegt an mehreren Faktoren. Einmal benötigen Fahrschüler heute mehr Fahrstunden. "Wurden vor 50 Jahren nur fünf bis sechs Stunden benötigt, sind es heute sicherlich um die 40 Unterrichtseinheiten zu 45 Minuten. Tendenziell kann man davon ausgehen das es vor zehn Jahren eher um die 30 Stunden gewesen sind", teilt Klaus Lüttig auf Anfrage von buten un binnen mit.

Das hänge einerseits mit einem immer dichter werdenden Verkehr zusammen. "Es gibt immer mehr Situationen, die geübt werden müssen, zum Beispiel das Verhalten im Kreisverkehr." Fahrzeuge wie E-Scooter kamen im Straßenverkehr hinzu und müssen von angehenden Autofahrern berücksichtigt werden. "Auch das Lernverhalten der Fahrschüler hat sich verändert", hat Lüttig festgestellt. Sie seien heute oft unaufmerksamer und unselbständiger als früher. Und auch die Koordination will gelernt sein. "Gleichzeitig die Kupplung treten, schalten und lenken, dafür braucht man heute ein paar Stunden mehr, bis das verinnerlicht ist." Auch der Umgang von heute gängigen Fahrassistenzsystemen werde im Fahrunterricht vermittelt und brauche Zeit.
"Dass der Führerscheinerwerb heute länger dauert als noch vor einigen Jahren, dürfte der immer komplexer werdenden Verkehrssituation sowie dem Fahrlehrermangel geschuldet sein", teilt Nils Linge, Pressesprecher der ADAC Weser-Ems auf Anfrage von buten un binnen mit.

Außerdem ist es derzeit in Bremen schwierig, Prüfungstermine zu bekommen. Der Landes-Fahrlehrerverband bezeichnet die Situation als sehr angespannt. "Wartezeiten von bis zu zwei Monaten sind durchaus möglich. Die Verbände und die Prüforganisationen sind aber im ständigen Austausch, um die angespannte Situation in den Griff zu bekommen", so Klaus Lüttig.

Autorin

  • Patel Verena
    Verena Patel Redakteurin und Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 7. Dezember 2023, 19:30 Uhr