Fragen & Antworten
Betrug bei Führerschein-Prüfung – Zahlen steigen auch in Bremen
In diesem Jahr sind bereits jetzt fast so viele Betrugsversuche aufgefallen wie letztes Jahr. Der TÜV Nord berichtet von aktuell 57 entdeckten Versuchen.
Haben Sie schon mal in einer Prüfung geschummelt? Die Matheformel auf den Unterarm geschrieben, zur Nachbarin oder zum Nachbar rübergeschielt? Fast schon harmlos gegen das, was derzeit bei den theoretischen Führerscheinprüfungen passiert: Es gibt bundesweit immer mehr Täuschungsversuche. Laut TÜV-Verband sind in diesem Jahr – bis September – mehr als 2.700 Prüflinge erwischt worden, als sie in der Theorieprüfung schummeln wollten. Das sind so viele wie noch nie. Im Bereich Bremen und umzu haben 57 betrogen. Das sind fast so viele wie im gesamten letzten Jahr.
Was sind die gängigsten Betrugsmaschen?
Bei ungefähr einem Drittel handelt es sich um sogenannte "Stellvertreterprüfungen". Also nicht die Prüflinge, sondern jemand anders geht zum Test. Da die Prüfung nicht beim Fahrlehrer, sondern beim TÜV gemacht wird, kann es sein, dass das nicht auffällt.
Zudem kommen immer öfter technische Hilfsmittel zum Einsatz, sagt Klaus Lüttig vom Fahrlehrerverband Bremen. Dazu gehören Mini-Kameras in Knopflöchern oder Brillen und dazu ein "Knopf" im Ohr, also Mini-Kopfhörer, über die jemand dann die richtigen Antworten zuflüstert. Das sei mittlerweile Standard. Aber auch der Spickzettel ist nach wie vor als unerlaubtes Hilfsmittel beliebt.
Wenn jemand in der theoretischen Führerscheinprüfung betrogen hat – welche Strafe droht dann?
Die Bundesregierung hat die Sanktionen im vergangenen Jahr verschärft. Aktuell drohen bis zu neun Monate Sperre, bis man wieder eine Theorie-Prüfung machen darf. Auch eine Überprüfung der grundsätzlichen Fahreignung mit Hilfe einer MPU (Medizinisch-psychologische Untersuchung), dem sogenannten Idiotentest, ist laut TÜV-Verband bei Täuschungsversuchen möglich.
Bundesweit fällt jeder zweite durch die Theorie-Prüfung, in Bremen und umzu sieht es ähnlich aus. Welche Gründe gibt es denn dafür?
Grundsätzlich kann es natürlich daran liegen, dass man einfach schlecht vorbereitet ist und nicht genügend gelernt hat, aber es gibt auch andere Gründe. Laut TÜV-Verband ist der Test durch die Digitalisierung, also die Umstellung von Papier auf den PC, schwieriger geworden. Früher konnte man Fragen und Antworten quasi auswendig lernen, das ist heute nicht mehr möglich. So muss man zum Beispiel inzwischen Film-Sequenzen auswerten und dazu Fragen beantworten. "Wechselnde Bilder und Variationen der dargestellten Verkehrsszenarien machen ein schematisches Lernen nahezu unmöglich" sagt der TÜV.
Hinzu komme: Die Verkehrserziehung beispielsweise an Schulen sei schlechter geworden und es gebe mehr Fahrschülerinnen und Fahrschüler aus dem Ausland. Die würden auch an der Sprachbarriere scheitern.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 17. Oktober 2023, 16:40 Uhr